Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sprache des Feuers - Roman

Die Sprache des Feuers - Roman

Titel: Die Sprache des Feuers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
Vom Netzwerk:
Bentleys Wodka-und-Zigaretten-These ad absurdum. Punkt 2 : Das Gießmuster. Es lässt sich mit keiner natürlichen Brandursache vereinbaren. Punkt 3 : Mehrere Brandherde. Ebenfalls unvereinbar mit einer natürlichen Brandursache.
    Und die Punkte, die dagegen sprechen?
    Das Gegenargument lautet, dass bestimmte Gegenstände im Raum mit großer Hitze verbrannt sein könnten und daher den falschen Anschein mehrerer Brandherde erwecken. Bentley könnte also auch recht haben: Im Schlafzimmer standen viele Möbel, und die Indizien für einen Brandbeschleuniger könnten auch mit der hohen Brandlast erklärt werden.
    Zumindest könnte dies vernünftige Zweifel am Tatbestand der Brandstiftung aufkommen lassen.
    Nicht aber an den Proben. Die positiven Proben fügen das Geschehen zu einem stimmigen Gesamtbild.
    Nun zum Motiv: Eine unausweichliche Geldklemme.
    Die drei stärksten Punkte? Die fällige Abschlussrate, ausbleibende Erträge, Zahlungsverzug, und sie lassen sich beliebig ergänzen.
    Punkte, die dieses Motiv entkräften könnten: keine.
    Spalte 3 , die Tatgelegenheit.
    Die drei stärksten Punkte: Verschlossene Türen und Fenster ohne Einbruchspuren. Der ausgesperrte Hund. Die Auskunft des Wachmanns Derochik, der Nicky um 4 Uhr 45 zurückkommen sah.
    Dazu kommt, dass Nicky gelogen hat. Jack hat seine Aussage auf Band, dass er nicht aus dem Haus gegangen ist, dass der Anruf ihn geweckt hat. Und damit dürfte er geliefert sein.
    Punkte, die dagegen sprechen: Keine Zeugen, die Nicky am Brandort gesehen haben. Niemand, der ihn direkt belasten kann. Das Alibi der Mutter.
    Aber Derochiks Aussage wird das Alibi durchkreuzen.
    Die Tatgelegenheit ist also nicht so leicht nachzuweisen, aber aus dem Zusammenspiel von Brandursache und Motiv ergibt sich ein geschlossenes Bild.
    Schließlich der Mord, der sich nicht vom Gesamtgeschehen trennen lässt. Keine Jury wird an das zufällige Zusammentreffen von Mord und natürlicher Brandursache glauben. Oder das zufällige Zusammentreffen von Unfalltod und Brandstiftung.
    Damit haben wir ihn in der Zwickmühle, denkt Jack.
    Die stärksten Anhaltspunkte für einen Mord?
    Erstens: Die Zeitpunkte des Todes und der Brandstiftung liegen dicht beieinander.
    Zweitens: Ihr Blut enthielt Alkohol und Barbiturate, aber es kann bezeugt werden, dass sie nicht mehr trank, und irgendein Fremder, wahrscheinlich ein Komplize ihres Mannes, löste ihr Valium-Rezept ein.
    Anhaltspunkte, die dagegen sprechen?
    Erstens, der Gerichtsmediziner hat Alkohol- und Medikamentenvergiftung als Todesursache angegeben.
    Zweitens, Bentleys Bericht geht von Kohlenmonoxidvergiftung aus, die durch die Alkoholisierung beschleunigt wurde. Der Alkohol reduziert den Sauerstoff in der Lunge und verstärkt so die tödliche Wirkung des Kohlenmonoxids.
    Möglich wäre es, denkt Jack.
    Wenn sie getrunken hätte.
    Wenn es keinen Brandbeschleuniger gegeben hätte.
    Und wenn, denkt Jack, ich es nicht sofort gewusst hätte, als ich ihm in die Augen sah.
    Und wenn der arrogante Hund nicht auf Band gelogen hätte.
    Jack macht sich auf den Weg zu Goddamn Billy.

74
    Viktor Tratchev ist sauer.
    »Valeshin wollte ins Immobiliengeschäft abwandern«, sagt er zu seinem obersten Gorilla, einem Koloss von Mann, der schlicht und einfach »Bär« genannt wird. »Und jetzt denkt er, er kann wieder den Boss spielen, wenn ihm danach ist?«
    Bär zieht die Schultern hoch. Den Ausdruck »rhetorische Frage« kennt er vielleicht nicht, aber er weiß, was man tut, wenn ihm eine begegnet.
    Tratchev steigert sich in seine Wut. »Was bildet der sich ein? Dass ich mir das einfach bieten lasse? Dass ich mich in den Arsch ficken lasse?«
    Damit trifft er relativ genau, was Dani und Lev, die an dem Nachmittag auf einen Tee vorbeigekommen sind, von ihm erwarten.
    »Du hast deine Abgaben an den Pachan gekürzt«, hat Dani gesagt.
    Um zirka 100 Prozent.
    »Ist doch Quatsch«, sagt Tratchev.
    »Ist kein Quatsch«, widerspricht Dani. »Denkst du, du hast es mit Idioten zu tun?«
    »Ich –«
    Dani stoppt ihn mit einer Handbewegung. »Behalt deine Lügen für dich, du machst es nur schlimmer. Hör zu, Viktor. Unter uns gesagt: Ich gebe ja zu, dass wir die Zügel gelockert haben. Und du hast es ausgenutzt. So ist der Mensch nun mal gebaut. Vielleicht liegt die Schuld auf beiden Seiten. Aber jetzt ist Schluss mit lustig. Der Pachan ist wieder der Pachan. Ab sofort, bis das Vertrauen wiederhergestellt ist, gehen sämtliche Einnahmen an uns, und ihr kriegt euren gerechten

Weitere Kostenlose Bücher