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Die Springflut: Roman (German Edition)

Die Springflut: Roman (German Edition)

Titel: Die Springflut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cilla Börjlind , Rolf Börjlind
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strich seine Hand über das abgewetzte Armaturenbrett des Mustangs.
    »Das ist Arnes alter Wagen, stimmt’s?«
    »Ja, ich habe ihn geerbt.«
    »Schönes Auto.«
    Olivia schwieg.
    »Was war denn kaputt?«
    »Vergiss es.«
    Sie hatte dazugelernt und zahlte es ihm nun mit gleicher Münze heim. Es wurde still im Mustang.

D ie Strahlen der Morgensonne fielen auf das gelbe Einfamilienhaus im Vorort Bromma und enthüllten unbarmherzig, wie schmutzig die Schlafzimmerfenster waren. Darum kümmere ich mich, wenn ich wieder zurück bin, dachte Eva Carlsén und zog den Reißverschluss ihres Koffers zu. Man hatte ihr angeboten, nach Brasilien zu reisen, um eine Reportage über ein erfolgreiches Betreuungsprogramm für schwer erziehbare Jugendliche zu machen. Das kam ihr sehr gelegen. Sie brauchte einen Tapetenwechsel. Der Überfall in ihren eigenen vier Wänden hatte Spuren hinterlassen, genau wie die ganze Aufregung um den Mord an Nils. Sie musste einfach mal raus. In einer halben Stunde würde sie das Visum abholen und ein Taxi zum Flughafen nehmen.
    Sie trug den Koffer in den Flur hinunter, zog ihre Jacke an und öffnete die Tür.
    »Eva Carlsén?«
    Lisa Hedqvist kam auf die Eingangstreppe des Hauses zu. Hinter ihr ging Bosse Thyrén.
    *
    Die Verhaftung von zwei Männern, die eine Obdachlose in einem Wohnwagen ermordet hatten, sorgte ebenso für Schlagzeilen in den Medien wie die Spekulationen rund um den Selbstmord von Bertil Magnuson und den eigenartigen Zwischenfall mit Staatssekretär Erik Grandén.
    Grandéns Verbindung zu den sensationellen Enthüllungen über die Vorgänge in Zaire 1984 hatte in den Nachrichtenredaktionen fieberhafte Aktivitäten ausgelöst. Alle wollten eine Stellungnahme von ihm haben. Gefunden wurde er schließlich von einem Fotografen, der sich verfahren hatte und daraufhin beschloss, sein Auto am Kai in der Altstadt zu parken. Dort hatte das politische Wunderkind von einst gesessen. Auf der Rückseite der Statue von Gustav III . Mit einem zugeklappten Rasiermesser in der Hand und verstörtem Blick. Als der Fotograf ihn anzusprechen versuchte, hatte er nur aufs Wasser hinausgeschaut.
    »Jussi«, war das Einzige, was er sagte.
    Am Ende wurde er mit dem Krankenwagen in eine Klinik gebracht. Die Konservative Partei erklärte in einer Pressemitteilung, Erik Grandén habe persönliche Probleme und nehme sich eine Auszeit. Mehr wurde nicht verlautbart.
    *
    Stilton hatte durch Mettes Vermittlung einen Anruf vom Zentralarchiv in Göteborg bekommen, wo man das Protokoll seiner Vernehmung mit dem Drogensüchtigen auf Nordkoster gefunden hatte. Sein Name war Alf Stein, und das gestohlene Boot hatte Eva Hansson gehört. Mette hatte seinen Namen in der Straftäterkartei aufgerufen und einiges gefunden, unter anderem eine Adresse im Stockholmer Vorort Fittja, die sie Stilton gegeben hatte.
    Sie nahmen Olivias Auto nach Fittja und parkten in der Nähe des Zentrums. Olivia würde im Wagen warten.
    Stilton hatte sich ein recht genaues Bild über Alf Steins derzeitige Lebenssituation verschafft, die nicht sonderlich kompliziert war. Höchstwahrscheinlich würde er den Mann in Gesellschaft anderer Alkoholiker in der Nähe des staatlichen Alkoholgeschäfts finden.
    So war es dann auch.
    Stilton fügte sich mühelos in die Gruppe ein.
    Er setzte sich auf dieselbe Bank wie Alf Stein, zog eine kleine Flasche Wodka heraus, nickte dem Mann zu und sagte:
    »Jelle.«
    »Hi.«
    Alf Stein warf verstohlene Blicke auf die Flasche. Stilton hielt sie ihm hin, und er schlug zu wie eine ausgehungerte Kobra.
    »Danke! … Alf Stein!«
    Stilton zuckte ein wenig zusammen.
    »Alf Stein?«, sagte er.
    »Ja?«
    »Scheiße, hast du nicht Sverre gekannt?«
    »Welchen verdammten Sverre?«
    »Sverre Hansson. Blonder Typ.«
    »Ach so, der, ja. Aber das ist verdammt lange her.«
    Stein wirkte plötzlich misstrauisch.
    »Scheiße, warum fragst du überhaupt nach dem?! Hat er irgendwelche Scheiße über mich gelabert?!«
    »Ne, ne, gar nicht, er hat dich gemocht, aber er ist abgekratzt.«
    »Oh verdammt.«
    »Überdosis.«
    »Armer Teufel. Aber der hat auch echt harte Sachen genommen.«
    Stilton nickte. Alf Stein trank, ohne mit der Wimper zu zucken, einen großen Schluck Wodka.
    Stilton nahm die Flasche wieder an.
    »Aber wie jetzt, er hat von mir geredet?«, fragte Alf Stein.
    »Ja.«
    »Was Besonderes?«
    Machst du dir etwa Sorgen, dachte Stilton.
    »Nee, nicht wirklich … er hat nur erzählt, ihr wärt früher Kumpel gewesen und hättet

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