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Die Spucke des Teufels

Die Spucke des Teufels

Titel: Die Spucke des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Theiss
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Drudenfuß sie schützen, wenn sie so erbärmlich
dumm und ungeschickt ist!

    Sie hätte den Kreutzer einfach nicht hereinlassen dürfen.
Hätte sagen sollen, dass das Wirtshaus geschlossen sei. Weil sie einkaufen
müsse, das Essen vorbereiten müsse für irgendwelche angekündigten Gäste. Sie
hätte behaupten können, dass sie just eine Fuhre frisches Heu für die Pferde
erwarte. Oder Pottasche fürs Wäschewaschen. Oder was weiß ich! Dann wäre er
gewiss wieder fortgeritten und vielleicht nie wiedergekommen, der Drecksack.

    Lisbeth kehrt den Stall aus. Nasse, verschmutzte Strohhalme
bleiben im Besen hängen. Im neuen Besen! Jetzt stinkt der auch. Sie hätte den
alten nehmen sollen. Lisbeth macht halt alles falsch. Hat der Ochsenwirt schon
immer gewusst. Dummes, nichtsnutziges Aas, hat er gesagt.

    Hatte völlig recht damit. Lisbeth ist so dumm! Hat den
Kreutzer hereingelassen, weil er freundlich zu ihr sprach. Weil er rasiert war.
Weil er kein Gewehr dabeihatte. Weil er sagte, dass er Hunger habe und sich mit
einer einfachen Suppe ohne Fleisch, ja, mit einer Graupensuppe gern begnügen wolle.
Und damit ihm die Zeit nicht lang wurde, hat Lisbeth ihm ein Bier eingeschenkt.
Wie dumm!

    Lisbeth wirft die Heugabel in die Ecke, beruhigt ihre
Mähre, die mit den Hufen scharrt, geht frisches Wasser vom Brunnen für sie
holen.

     
    Graupensuppe mit Gemüse (für 4 Personen)

    Koche eine Tasse Graupen in gesalzenem Wasser gar. Schneide
unterdessen zwei Stangen Sellerie, zwei Stangen Lauch, zwei Möhren, zwei
Zwiebeln klein und vier äußere Weißkohlblätter in feine Scheiben, gebe sie in
eine große Pfanne und schmore sie in wenig heißem Öl, bis sie fast weich sind.
Gebe das Gemüse zu den Graupen, fülle Wasser nach und lasse alles zusammen noch
eine kleine Weile köcheln. Schmecke die Suppe mit Salz und Muskatnuss ab. Gebe
vor dem Servieren einen Klacks Sauerrahm mit auf die Teller.

    Aus Franz Vincent Müllers Kochbrevier Die gute
Volksküche,  erschienen zu Hamburg im Jahre 1802

     
    Und als der Kreutzer die sechseinhalb Gulden auf
den Tisch legte, obwohl sie nur einen halben Gulden verlangt hatte, da hätte
Lisbeth das Geld nicht einfach nehmen dürfen. Sie hätte sagen müssen, dass es
viel zu viel ist. So aber hat sie gedacht, es würde ihn inzwischen reuen, dass
er ihr für die Verpflegung der Leibgardisten sechs Gulden vorenthalten hatte.
Und er wäre vielleicht doch ein guter Mensch. Sie hat das Geld ohne ein Wort
genommen. Hat sich ihm damit selbst ausgeliefert!

    Lisbeth lässt den Eimer in den Brunnen, zieht am Seil.
Mit dem Wasser steigt auch die Wut herauf. Der Eimer kippt, als sie danach
greift. Lisbeths Rock wird ganz nass. Zum Teufel!

    Und als er zudringlich wurde, der Kreutzer, und sich
nicht einmal von dem Hinweis, dass sie doch eben erst verwitwet sei und Trauer
trage, abhalten ließ und als er lachte und sie neckte, da hätte sie nicht auch
lachen dürfen. Hat sie aber! Hat die Mundwinkel gehoben und gekichert, weil es
unfreundlich ist, keine Miene zu verziehen, wenn jemand einen Scherz macht. Da
hat er wohl gedacht, dass sie so viel Keuschheit nur vortäuscht, dass sie sich
ziert. Lisbeth ist selbst schuld!

    Sie kippt das Wasser in den Trog. Doch die Mähre mag es
nicht trinken. Es ist zu kalt. Lisbeth beginnt, sie zu striegeln. Immer vom
Rist zum Bauch! Jetzt darf Lisbeth nichts falsch machen. Ein Tier ist kein
Ding. Sondern fast wie ein Mensch. Es leidet, wenn jemand ihm wehtut.

    Als sie dann vor dem Kreutzer in ihre Kammer geflohen war
und die Türe abgeschlossen hatte, hätte sie unbedingt warten müssen, bis er
aufgab und wegritt. Aber Lisbeth ließ sich überreden, schloss wieder auf und
trat heraus. Weil er sagte, dass es jetzt gut sei und dass er ihr nichts tun
würde und dass er ja nur noch ein Bier wolle. Doch kaum war sie ihm die Treppe
hinunter gefolgt und hatte ihm das Bier gebracht, da packte er sie bei den
Haaren, trat ihr in den Bauch, prügelte mit seiner Reitgerte auf sie ein, bis
sie wimmernd in der Ecke lag. Er sei ein gutmütiger Mensch, brüllte er, aber
wenn man versuche, ihn zu foppen, da könne er sehr ungemütlich werden, seeehr
ungemütlich. Dann trank er das Bier in einem Zug aus, ergriff Lisbeth am
Hals, schob ihr die Röcke hoch und verging sich an ihr.
    Die Mähre schüttelt sich, wiehert, tritt aus. Lisbeth hat
schon wieder was falsch gemacht. Lisbeth ist schuld. Ein Tier ist kein Ding. Es
leidet. Lisbeth striegelt sich selbst, striegelt mit der rechten Hand

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