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Die Spucke des Teufels

Die Spucke des Teufels

Titel: Die Spucke des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Theiss
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die Gäule vom lieben Herrn Bischof
warm und trocken haben! Denen wird’s diese Weihnachten besser gehen als uns«, zischt
ein Hagerer, den Willem noch nie gesehen hat. Es gibt mehrere auf dem Bau, die
er noch nie gesehen hat. Sie kommen aus Dortmund, einem armseligen, halb
ausgestorbenen Nest auf der anderen Rheinseite, wo der Bischof ein weiteres Amt
hat.

    »Gebt dem Bischof, was des Bischofs iiiist, aber gebt dem
Voooolk zumindest daaas, was dem Bischof seinen Gäuuuulen iiiist!«, singt
Willem in der Art einer Litanei und erntet ein vielstimmiges »Aaaamennn!«, das
sich in bärbeißige Fröhlichkeit auflöst.

    Der Aufseher reckt den Hals, wirft einen finsteren Blick
herüber. »Maul halten und arbeiten!« Ein Peitschenknall beendet das Gelächter.

    Hannes, der depperte Sohn des Schäfer-Karls, hat nichts
begriffen. »Chahaha, chahaha!«, kräht er, zuckt mit den Schultern, reißt seinen
Mund auf, als wollte er damit Fliegen fangen. Man hat ihn abgestellt, den
Mörtel im Kessel zu rühren, immerzu zu rühren, damit der nicht fest wird.

    Der Aufseher baut sich vor Hannes auf, patscht mit dem
Peitschenstiel auf seinen Handschuh. Da springt der Schäfer-Karl mit einem Satz
von der Leiter. »Tut ihm nichts, bitte nicht! Ist doch krank im Kopf, aber
gutmütig und fleißig!«

    Der Baulärm reißt ab. Der Schäfer-Karl packt seinen Sohn
bei den Schultern, schüttelt ihn wie einen leeren Mehlsack. »Still! Sei ganz
still, hörst du! Und rühr weiter!«

    Der Hannes kuscht und wimmert vor sich hin. Rotz und
Wasser laufen ihm über die Backen, tropfen in den Mörtelkessel.

    Der Aufseher dreht sich angewidert um. »Weitermachen!«, brüllt
er und fährt mit der Peitsche durch die Luft, dass es sirrt.

    Willem zuckt zusammen, hämmert, was er kann. Vor bald
zwanzig Jahren hat er einmal Peitschenhiebe abbekommen. Die hinterließen brennende
Striemen auf seiner Haut, die ihn wochenlang gequält haben. Damals beim Ausbau
der Kirche zu Kleve schlugen die Aufseher ohne Vorwarnung auf jeden ein. Manche
Fronarbeiter brachen zusammen, wurden weggetragen und in die Gosse geworfen wie
Abfall. Heute sind die Aufseher milder. Vielleicht ist das eine Order? Es gibt
zu wenige kräftige Männer im Land. Fast alle sind bei der Armee. Oder tot. Da
ist jeder Krüppel, jeder Greis, jeder Depp für den Frondienst der Bischöfe gefragt.
Keiner darf ausfallen, nur weil ein Aufseher über die Stränge schlägt.

    Aber schon ein einziger Peitschenhieb schmerzt und eitert
lange. Deshalb beißen sich die Männer auf die Lippen und schaffen stumm weiter
bis zum Abend. Erst als die Kälte auch die Nasen der Aufseher blau färbt, ist
Feierabend. Die Fronarbeiter nächtigen im bischöflichen Heuschober, werden mit
Filzdecken und Gerstengrütze versorgt. Manche schnarchen, noch ehe sie
aufgegessen haben. Der Emil und ein Hagerer mit Brummstimme, den die Dortmunder
Jupp nennen, machen sich über die Reste her. Willem buddelt sich ins Heu und denkt
an Lisbeth. Er denkt immer an Lisbeth, bevor er einschläft. Malt sich aus, wie
sie ihn anlächelt, wie sich ihr zarter Körper an ihn drängt. Er umarmt ein
Bündel Heu und schließt die Augen. Aber diesmal klappt es nicht mit den
wonnigen Vorstellungen. Der Frost dringt durch alle Ritzen, die Wölfe heulen
vom Reichswald herüber, dazu das Schnarchen und Schmatzen der anderen ringsum.
Am meisten stört Willem das hektische Gebrabbel einiger Männer aus Dortmund.
Sie reden vom Zehnten, den sie dem Bischof abgeben sollen – sogar für ihre
Kartoffeln.

    Der Emil ist neugierig. »Was baut ihr dednn auch die
Dreckskdnolledn adn, seid ihr dudmm?«

    Sie lachen ihn aus. »Dumm bist nur du«, knarrt Jupp. Und
der Graubart vom Gerüst, der Michel heißt, lässt sich zu einer Erklärung herab.
Natürlich setzen sie ihre Kartoffeln nur auf den Brachacker, also im dritten
Jahr, wenn der schon einmal Sommerkorn und einmal Winterkorn getragen hat. So haben
sie ein gutes Viehfutter über den Winter und für das Frühjahr.

    »Aber idn der Brache dmuss die Erde doch ruhdn«, wendet
der Emil ein.

    Da hält der Kurt einen langen Vortrag. Es braucht ja immer
nur ein paar Kartoffeln in der Erde. »Die wachsen ohne Zutun, wie Unkraut«,
behauptet er. Aber mit den neuen Knollen könne man die Schweine füttern. Das
gibt Mist, den man dem Boden wieder eindüngt und zusammen mit dem Kraut von den
Kartoffeln unterpflügt. Dann bekommt der Acker Kraft für ein schönes Sommerkorn
im Jahr darauf.

    Der alte Huberbauer aus

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