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Die Spucke des Teufels

Die Spucke des Teufels

Titel: Die Spucke des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Theiss
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sie einen holen, der nicht Soldat werden will.

    »Bleibst erst mal da, bis dich besser fühlst!«, sagt
Lisbeth.

    Der Vincent nickt und hört endlich auf zu greinen.
    Lisbeth richtet ihm eine Bettstatt in der kleinen Speicherkammer.
Die hat ein schräges Dach, sodass Vincent nur drin liegen, sitzen oder kauern
kann. Aber sie grenzt an den Schornstein, der von der Kochstelle zum Dach
führt. Deshalb ist es hier im Winter leidlich warm. In der Speicherkammer
türmen sich all die alten Filzdecken und die zerschlissenen Laken, die Lisbeth
schon längst ins Waisenhaus in Kleve hat bringen wollen. Jetzt ist ein Waisenkind
zu ihr gekommen. Wenn das kein Wink von der heiligen Irmgard ist!

    »Musst immer ganz leise sein«, mahnt Lisbeth, »in der
Wirtsstube sind abends oft Leute, auch Soldaten. Und manchmal kommt ein Major
und bleibt die Nacht in der Schlafkammer. Der darf dich nicht erwischen, sonst
…« Lisbeth stockt, als sie in die weit aufgerissenen Augen über den Pausbacken
blickt, »… sonst nehmen sie dich mit und dann musst du doch noch Soldat werden.«

    »Bin ganz still!«, verspricht der Vincent, schnieft noch
ein paarmal und schläft ein.

     
    Die Häscher lassen nicht lang auf sich warten. Am
folgenden Nachmittag brechen sie durchs Gatter, als verfolgten sie Jan
Frithoff, den Höllenhund. Denn obwohl der längst tot ist, schneidet er angeblich
aus bloßer Mordlust fortwährend Bauern und Bürgern die Kehlen durch. Leutnant
von Diest tritt – begleitet von zwei Füsilieren – dicht vor Lisbeth hin, so
dicht, dass sie die Sprenkel in seinen schönen blauen Augen zählen kann, fragt
nach einem Deserteur, recht jung, aber groß und kräftig gewachsen, mit braunen
Haaren. Ob Lisbeth so einen gesehen hat, gestern vielleicht – oder heute?

    Lisbeth schüttelt den Kopf. Sie hat keinen gesehen, der
ein Deserteur hätte sein können.

    Von Diest lächelt dünn. Man werde nachsehen. Die Füsiliere
stapfen ins Haus, der eine nach links, sucht halbherzig unter der langen Bank,
der andere nach rechts, verschwindet in der Küche, dreht Pötte und Pfannen um.

    »Nichts, Herr Leutnant!«, melden sie.

    »Weitersuchen!«

    Sie poltern die Treppe hinauf, Türen werden aufgerissen, es
rappelt und rumpelt. Lisbeth lauscht angespannt. Die kleine Stiege zur
Speicherkammer knackt laut und hell, wenn jemand sie betritt. Doch das Geräusch
bleibt aus. Die Stiege ist vom Flur aus nicht sichtbar, zeigt sich erst, wenn
man aus der hinteren Schlafstube heraustritt und scharf nach links schaut.
Großer Gott, was ist, wenn sie ihn entdecken!

    Von Diest gibt sich höflich, erkundigt sich nach Lisbeths
wertem Befinden, erzählt von den Strapazen des militärischen Dienstes und
inspiziert dabei die Vorratsräume im Keller.

    Er stutzt. »Der Schrank da, der stand vordem anderswo!
Wieso jetzt hier?«

    »Hab ein wenig umgeräumt, Herr! Ist mir bequemer so«,
erklärt Lisbeth, macht eine wegwerfende Handbewegung und hält den Atem an.

    »Zuuur Stell!«, ruft von Diest.
    Die Füsiliere poltern die Treppe herunter, dringen in den
Keller und mit »Haaabt acht!« stehen sie stramm.

    Sie sollen den Schrank bewegen, damit man dahinter sehen
kann.

    Die Soldaten setzen an: »Hauuu-ruck!« Der Schrank ist aus
Eichenholz und mannshoch. Er bewegt sich keinen Zoll von der Stelle.

    »Öffnen und ausräumen!«, kommandiert von Diest, nimmt unterdessen
auf einem Schemel Platz.

    Die Füsiliere reißen die Türen auf, das eiserne Schloss
bricht aus dem Holz. Eine der Bohlen splittert, ein ellenlanger Riss!

    Lisbeth schlägt die Hände vors Gesicht. »Ich hätt doch
den Schlüssel geholt«, sagt sie leise.

    »Bedaure außerordentlich, Frau Wirtin!« Von Diest legt
ein Bein übers andere und weist seine Gefolgschaft zurecht: »Etwas umsichtiger
jetzt! Macht mir ja keine Scherben!«

    Die Ermahnung scheint unnötig. Behutsam, fast feierlich
ergreifen die Soldaten die Gläser mit den Gurken in Salz-Dill-Lake, mit dem
milchsauer einlegten Portulak-Möhren-Kompott, den Pastinakenschnetzen in
Sahnekrem, den Kirschen in Zimthonig, der Zwetschgenlatwerge … Ein Glas nach
dem anderen nehmen sie von den Regalbrettern, werfen andächtige Blicke ins
Innere, stapeln alles vorsichtig zu einem Altar in der Ecke auf.

    Bis der Schrank leer ist – fast leer. Hinter einem Klappfach
am Boden duckt sich noch eine riesige tönerne Schüssel. Ihr Deckel ist
sorgfältig mit Wachs verklebt.

    »Und was ist das?« Der Leutnant nähert sich.

    Lisbeth jagt ein Schauer

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