Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Spucke des Teufels

Die Spucke des Teufels

Titel: Die Spucke des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Theiss
Vom Netzwerk:
Majestät ins
Reine zu bringen – irgendwie. Zumal diesem eigenwilligen König der Ruf
vorauseilt, mit Vorliebe zugunsten seiner Untertanen zu entscheiden und
jedweden liederlichen Staatsdiener ohne weitere Umschweife zum Teufel zu jagen!

    Was aber von Wolzogens ureigenste Mission angeht, so
würden die Stadträte und Kreismeistereien mit Bauern und deren Gesinde ab
sofort an einem Strang ziehen. Sobald verlauten würde, dass der König bei
seinem Besuche selbstverständlich auch prüfen wolle, wie gut die von ihm entsandten
Tartoffeln in der niederrheinischen Scholle gedeihen, da würde die Feldarbeit
freiwillig anlaufen, da würde mit Fleiß und Freude vorangetrieben, was dem
König ein Anliegen ist, ganz gleich, wie man selbst zu dem elenden Gewächs stehen
mag!

    Heißer Stolz durchströmt von Wolzogen, sein Herz pocht
vor Begeisterung. Welch geniale List ihm eingefallen ist! Eine kleine Lüge nur,
stets unter dem Siegel der Verschwiegenheit hie und da gestreut, sie wird
Wunder wirken. Sie wird die Königstreuen begeistern und die Feindseligen
beschwichtigen. Sie wird den Günstlingen die Hölle heißmachen und die
Drangsalierer in die Enge treiben. – Was könnte zum Beispiel dieser Kretin von
Major so alles auf dem Kerbholz haben? Vielleicht verrät er sich ja sogleich.

    Von Wolzogen schlägt die Augen auf, winkt den Kreutzer zu
sich heran. »Ich muss«, ächzt er, als habe er unerträgliche Schmerzen zu
erdulden, »Ihnen etwas vermelden, lieber Onkel! Etwas von höchstem Interesse!
Was aber dennoch zunächst geheim bleiben soll. Ich offenbare es Ihnen, damit
Sie mir, eingedenk meines Zustandes, nach besten Kräften helfen können, die
richtigen Vorbereitungen zu treffen.«

    Die Schweinsäuglein des Majors leuchten auf, doch schon
sacken die Züge des feisten Gesichts wie unter Hammerschlägen in sich zusammen,
die Unterlippe schiebt sich vor, bis die obere dahinter verschwindet. Schweigend
vernimmt er, was von Wolzogen langatmig vorträgt.

    »Gut!«, brummt der Major, kratzt an seinen Stiefeln, dass
die Farbschicht aufreißt und braunes Unterleder in Striemen hervortritt. »Und
sobald du wieder aufs Pferd kannst, reiten wir zu IHR!« Er wendet sich ab, als
erwarte er keinerlei Widerrede.

     
    Als das Gasthaus in Blickweite rückt, hält von
Wolzogen erstaunt inne. Trutzig steht es in der flachen Landschaft, seitlich
von Buchenhecken umrahmt, das Erdgeschoss ganz aus rotem Brandstein, darüber
solides Fachwerk mit einem Giebel nach jeder Seite, alles gekrönt von einem
Spitzdach aus echten Schindeln. Die leuchten in der Nachmittagssonne, als seien
sie aus blankem Kupfer. Nicht dumm, der alte Major! Mit so einem Wirtshaus ist
gut Geld machen. Was spielt da die Herkunft der Braut für eine Rolle. Zumal für
einen, der selbst nicht von Adel ist.

    »Du wirst sehen, lieber Giselher, sie ist recht hübsch!«,
verspricht der Major, als sie die Pferde ans Hofgatter binden. »Und kochen kann
sie auch.« Er ordnet seine Perücke, klopft sich den Staub vom Rock, tupft sich
mit einem duftenden Tüchlein über Bart und Wangen. »Wie sehe ich aus?«

    Von Wolzogen verkneift sich das Lachen. Die Puderschicht
ist von Schweiß durchnässt, krümelt von der Nase, die rot glänzend aus dem
ansonsten weißen Gesicht ragt.
    »Vortrefflich!«, versichert er und wendet sich humpelnd
dem Haus zu. Durch die Fensterscheiben dringen Kerzenlicht und vielstimmige
gute Laune. Sie ist also nicht allein, hat Gäste. Von Wolzogen seufzt. Es wird
sich wohl hinziehen mit der Brautwerbung.

    Der Major scheint seine Gedanken zu erraten. »Wirst sehen,
lieber Giselher, es handelt sich um bloßes Pack, das ich rasch vertreiben werde.«
Er klopft mit der Geste eines gestrengen Wachtmeisters an die Tür, um sie
sogleich selbst aufzureißen.

    »Nur herein, wenn’s kein Preuße ist!«, ruft jemand. Das
nachfolgende Gelächter verstummt jäh, als sie die Gaststube betreten. Ein
grau-weiß gescheckter Welpe schießt herbei und kläfft anhaltend. Aus der
Versammlung derb bäuerlicher Gestalten, die mit gerundeten Rücken und gesenkten
Köpfen um einen Tisch in der linken Hälfte der Gaststube sitzen, schält sich
ein weißblonder Schopf heraus.

    »Schhhht, Wölfken! Platz!«

    Das Gesicht des Mannes ist ebenmäßig, die Haut hell und
durchscheinend. Sein Blick klebt missmutig am Major fest.

    Von Wolzogen beschließt, die ungebührliche Begrüßung
überhört zu haben. »Guten Abend!«, sagt er knapp.

    Ein mehrstimmiges »’n Abend!« ist die

Weitere Kostenlose Bücher