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Die Spucke des Teufels

Die Spucke des Teufels

Titel: Die Spucke des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Theiss
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Antwort, gefolgt
vom Gekicher eines jungen Weibes und dem Plattern von Spielkarten, die eilig
gemischt werden.

    Zu von Wolzogens Verwunderung scheint auch der Major
seinen Jähzorn in Zaum zu nehmen und den schnöden Empfang übergehen zu wollen.
Er begibt sich geradewegs an einen Tisch rechts neben dem Tresen, legt seinen
Hut ab und starrt in Richtung Küche. Ist der Kerl etwa aufgeregt? Ängstlich
besorgt, als Bräutigam abgelehnt zu werden? Womöglich tatsächlich verliebt?

    »Lisbeth, Kundschaft«, ruft das junge Weib und giggelt
wie ein Huhn.
    Der Weißhaarige hat den Tisch verlassen, huscht am Tresen
vorbei durch die Tür zur Küche. Es dauert eine Weile, ehe er zurückkommt,
gefolgt von – Lisbeth! Ja, das muss sie sein. Eine schmale, fast geduckte
Gestalt. Aber was für ein Antlitz! Solch ein edles Antlitz vermutet man eher
unter einer aufwendig drapierten und gepuderten Perücke, nicht unter einer
verblichenen Haube aus Nessel.

    »Womit kann ich den Herren dienen?«, fragt sie mit gesenktem
Blick.
    Ihre Hand ruht auf dem Kopf eines Mädchens, das obgleich fast
zwei Ellen groß, seine Fäuste in ihre Schürze verkrallt hat und jeden ihrer
Schritte mitvollzieht. Ängstlich huschen die kreisrunden Kinderaugen über von
Wolzogen und den Major hinweg zu der inzwischen recht schweigsamen Versammlung
am großen Tisch. – Sie hat ein Kind? Ein offenbar geisteskrankes Kind? Davon
hat der Major nichts erzählt. Vielleicht auch nichts gewusst?

    »Bring uns zwei Krug Bier, Lisbeth. Und zwei Teller von
deiner köstlichen Tartüffelkremsuppe!«, sagt der Major und zwinkert von
Wolzogen zu.

    »Bedaure sehr«, sagt Lisbeth leise, »Kartoffelsuppe hab
ich heute nicht, nur Linsensuppe.«

    Der Major ist sichtlich enttäuscht, fast ärgerlich. »Na
denn, in Gottes Namen, Linsensuppe! – Wir zwei brauchen jetzt was Warmes, was,
lieber Giselher!«

    »Sehr wohl«, sagt Lisbeth artig, dreht sich um und zieht
das Kind, das an ihrem Bein angewachsen scheint, mit sich.

    »Wer ist denn das kleine Mädelchen?«, ruft der Major hinter
ihnen her.

    »Meine Nichte, Herr«, sagt Lisbeth, wirft einen
flüchtigen Blick über die Schulter und verschwindet mitsamt dem Kind in der
Küche.

    »Sie tut nur so spröde, lieber Giselher«, raunt der Major
hinter vorgehaltener Hand, doch laut genug, dass alle mithören können, »denn
natürlich halten wir unser Techtelmechtel geheim! – Nichte, nun ja, warum soll
sie keine Nichte haben.«

    Das junge Weib am Tisch kichert schon wieder und drückt
sich an einen Kraftmeier mit Bart, der sie unwillig wegschubst. Die Männer tun,
als interessierten sie sich einzig und allein für ihr Spiel. »Schippe«, sagt
einer, die Karten scharren über den Holztisch.

    Von Wolzogen ist das Schweigen unbehaglich. Er beginnt
von der Militärakademie in Potsdam zu erzählen, von einem Manöver im letzten
Dezember, als den Soldaten die Finger so klamm wurden, dass sie keinen Säbel
mehr führen konnten …

    Dazu fällt auch dem Major allerlei ein. Er hebt die Stimme,
proklamiert seine Verdienste in der Schlacht bei Mollwitz … bei Olmütz … bei
Chotusitz, Ehrenkreuz in Silber … die glorreiche Schlacht bei Kesselsdorf,
Ehrenkreuz in Gold …

    »Schelle!«, knarrt einer am runden Tisch und setzt geräuschvoll
seinen Becher ab.

    Der Major prahlt weiter. Seine Spucke sprüht bis zu von
Wolzogens Platz, wo sie sich auf der weiß gehobelten Tischplatte zu vielen
dunklen Tupfen verdichtet.

    Von Wolzogen lässt seinen Blick durch die Gaststube wandern,
entdeckt trotz seiner Kurzsichtigkeit ein ungewöhnliches Ölbildnis auf rohem
Untergrund, vermutlich auf Holz gemalt. Es zeigt ein Weib, ein schönes junges
Weib in fürstlichem Gewand und mit Heiligenschein, das eine Schar zerlumpter
Wanderer speist. Von Wolzogen würde gern aufstehen, sich die Szene näher
besehen, doch das wäre gar zu unhöflich gegenüber dem stetig von erschossenen
und aufgespießten Österreichern erzählenden Major. Von Wolzogen blinzelt, um
besser sehen zu können, da lächelt das schöne Wesen ihm zu, plinkert ihrerseits
mit den Augenlidern, als wolle es ihn grüßen. Von Wolzogen schüttelt den Wahn
ab, richtet seinen Blick rasch wieder auf die gesprenkelte Tischplatte.

    Endlich kommt Lisbeth mit zwei Tellern Suppe, die nach
Lauch und Dörrfleisch duftet.

     
    Linseneintopf (für 4 Personen)

    Schneide ein Pfund Pökelfleisch vom Schwein in mundgerechte
Stücke, siede diese zusammen mit einem Lorbeerblatt, einem halben

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