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Die Spur der Füchse

Die Spur der Füchse

Titel: Die Spur der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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von etwa fünfzig Jahren, doch es zeigte Jasper Hamilton im Alter von fünfundsechzig Jahren. Das Telefon auf der Kommode in der Eingangshalle schrillte los, als Derek daran vorbeiging. Er beachtete es nicht: Morgens nahm er keine Anrufe entgegen.
    Er ging in das kleine Eßzimmer – das große war für Parties reserviert, die in letzter Zeit jedoch immer seltener stattfanden. Auf dem runden Tisch lag bereits das Silberbesteck. Eine ältere Frau mit Schürze brachte eine halbe Grapefruit ins Zimmer, die auf einem Teller aus feinem Chinaporzellan lag.
    »Heute nicht, Mrs. Tremlett«, sagte Derek zu der Frau. »Nur eine Tasse Tee, bitte.« Er nahm die Financial Times vom Tisch.
    Die Frau zögerte, dann stellte sie die Schüssel an Ellens Platz. Derek hob den Blick. »Nehmen Sie das bitte fort, ja?« sagte er leicht gereizt. »Servieren Sie Mrs. Hamilton das Frühstück erst, wenn Mrs. Hamilton herunterkommt, und nicht schon vorher.«
    »Wie Sie wünschen«, murmelte Mrs. Tremlett und entschwand mit der Grapefruit und dem Porzellanteller.
    Als Ellen ins Eßzimmer kam, setzte sie das Streitgespräch an dem Punkt fort, an dem es unterbrochen worden war. »Ich glaube nicht, daß es eine Rolle spielt, ob du für die Firma fünfhunderttausend oder fünf Millionen Pfund auftreiben kannst. So oder so wären wir nicht besser dran als jetzt. Wir führen ja ohnehin kein schönes, harmonisches Leben. Da spielt es doch gar keine Rolle, ob wir dieses Leben als arme Schlucker oder als reiche Leute führen.«
    Derek legte die Zeitung auf den Tisch und blickte Ellen an. Sie trug ein sündhaft teures, cremefarbenes Kostüm, eine bedruckte Bluse aus Seide und handgefertigte Schuhe. Er sagte: »Du hast ein luxuriöses Zuhause. Du hast Bedienstete. Du hast Freunde, und du kannst am gesellschaftlichen Leben teilhaben, wenn du dir die Mühe machst, deine Möglichkeiten zu nutzen. Aber sieh dich doch an. Heute morgen trägst du Kleidung im Wert von mehreren hundert Pfund, und wahrscheinlich fährst du nicht weiter als bis ins Dorf. Manchmal frage ich mich, was du vom Leben erwartest.«
    Ellen wurde rot – ein seltenes Ereignis. »Das will ich dir sagen«, begann sie.
    Jemand klopfte an die Tür, und ein gutaussehender Mann kam ins Zimmer. Er trug einen Überzieher und hielt eine Mütze in den Händen. »Guten Morgen, Sir – Madam«, sagte er. »Wenn Sie den Zug um Viertel vor acht noch erreichen wollen, Sir …«
    »Schon gut, Pritchard«, sagte Derek. »Warten Sie in der Eingangshalle.«
    »Sehr wohl, Sir. Darf ich fragen, ob Sie heute den Wagen benutzen möchten, Madam?«
    Hamilton sah Ellen an. Ohne den Blick vom Teller zu nehmen, erwiderte sie: »Ich glaube schon. Ja.«
    Pritchard nickte und verließ das Zimmer.
    Derek sagte: »Du wolltest mir vorhin erklären, was du vom Leben erwartest.«
    »Ich finde, ein solches Thema sollte man nicht am Frühstückstisch diskutieren. Zumal du es so eilig hast, deinen Zug zu bekommen.«
    »Wie du meinst.« Er stand auf. »Viel Spaß bei deiner Spritztour. Fahr nicht zu schnell.«
    »Bitte?«
    »Fahr vorsichtig.«
    »Oh. Äh, Pritchard fährt mich.«
    Derek beugte sich zu ihr hinunter, um sie auf die Wange zu küssen, doch sie wandte ihm das Gesicht zu und küßte ihn auf den Mund. Als Derek sich aufrichtete, sah er, daß sie schon wieder errötet war. Sie hielt seine Hand und sagte: »Ich brauche dich, Derek.«
    Er starrte sie an.
    »Ich möchte, daß wir noch eine lange, glückliche, gemeinsame Zeit verbringen, wenn du dich erst aus dem Ge schäftsleben zurückgezogen hast«, fuhr sie hastig fort. »Ich möchte, daß du endlich zur Ruhe kommst, daß du dich vernünftig ernährst und wieder schlank und gesund wirst. Ich möchte den Mann wiederhaben, der mir in einem Riley-Kabrio den Hof gemacht hat … den Mann, der mit Orden an der Brust aus dem Krieg heimkehrte und mich geheiratet hat … den Mann, der meine Hand hielt, als ich unsere Kinder zur Welt gebracht habe. Ich möchte dich lieben.«
    Derek stand da wie vom Donner gerührt. So war sie noch nie zu ihm gewesen, noch nie zuvor. Er machte gar nicht erst den Versuch, ihre Worte geistig zu verarbeiten. Er wußte nicht, was er sagen sollte, was er tun sollte, wohin er schauen sollte. Er sagte: »Ich … muß den Zug erwischen.«
    Sie hatte sich rasch wieder unter Kontrolle. »Ja. Du mußt dich beeilen.«
    Derek schaute sie länger an als ursprünglich beabsichtigt, doch sie wich seinem Blick aus. Er sagte: »Äh … auf Wiedersehen.«
    Sie nickte

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