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Die Spur der Füchse

Die Spur der Füchse

Titel: Die Spur der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Shaftesbury … hört sich nach einer Einheimischen an …«
    »… Inspektor sagt, daß er Hühnchen mit Reis und Chips haben will, wenn der Chinese noch auf hat …«
    »… he, Holloway Road! Kommt in die Gänge! Der Streifenbeamte ist in Schwulitäten …«
    Herbert hielt das Band an und machte sich eine Notiz.
    »… hat Einbruchsdiebstahl in einem Haus gemeldet … nein, das ist in der Nähe von Wimbledon Common …«
    »… Wagen achtzehn, bitte melden …«
    »… alle verfügbaren Streifenwagen im Gebiet von Lee sofort zur Feather Street zweiundzwanzig zur Unterstützung der Feuerwehr …«
    Wieder machte Herbert sich eine Notiz.
    »… Wagen achtzehn, bitte melden …«
    »… Ich weiß auch nicht, gib ihr ein Aspirin …«
    »… tätlicher Angriff mit einem Messer, aber keine ernsthaften …«
    »… hier Wagen achtzehn …«
    »… wo, zum Teufel, haben Sie gesteckt, Wagen achtzehn …?«
    Herberts Blick schweifte vom Schreibheft zu dem Foto auf dem Sims des holzverkleideten Kamins. Das Foto war schmeichelhaft: Vor zwanzig Jahren, als seine Frau ihm dieses Bild gegeben hatte, hatte Herbert dies sehr wohl gewußt; inzwischen aber hatte er es längst vergessen. Seltsamerweise sah er seine Frau vor dem geistigen Auge niemals so, wie sie wirklich gewesen war. Wenn er an sie dachte, stellte er sich immer eine Frau mit makellosem Teint und dezent geschminktem Gesicht vor, wie sie vor dem verblaßten Hintergrund eines Landschaftsbildes in einem Fotostudio posierte.
    »… Diebstahl eines Farbfernsehers und Einschlagen einer Schaufensterscheibe …«
    In seinem Freundeskreis hatte Herbert als erster »die Frau verloren«, wie die Kumpels es ausdrückten. Seither war zwei weiteren Freunden das gleiche Schicksal widerfahren: Einer war zu einem lustigen Säufer geworden, der andere hatte eine lustige Witwe geheiratet. Herbert hingegen hatte sich in sein Hobby vergraben, den Amateurfunk. Mit der Zeit hatte er eine Vorliebe für den Polizeifunk entwickelt, den er zuerst tagsüber mithörte, wenn er sich nicht gut genug fühlte, um zur Arbeit zu gehen, was ziemlich häufig der Fall war.
    »… in der Grey Avenue, Golders Green … ja, tätlicher Angriff …«
    Eines Tages, als Herbert die Gespräche der Polizei nach einem Banküberfall mitgehört hatte, rief er bei der Eve ning Post an. Ein Reporter hatte sich herzlich für Herberts Information bedankt und sich seinen Namen und die Anschrift notiert. Es war ein großer Banküberfall gewesen – eine Viertelmillion Pfund Beute –, und die Story war noch am Abend dieses Tages auf der Titelseite der Post erschienen. Herbert war mächtig stolz gewesen, daß er der Zeitung den Tip gegeben hatte, und noch am gleichen Abend gab er diese Geschichte in drei Kneipen zum besten. Dann vergaß er die ganze Sache. Drei Monate später bekam er von der Zeitung einen Scheck über fünfzig Pfund geschickt. In dem Umschlag hatte außerdem ein Zeitungsausschnitt gesteckt, mit Datum und der Schlagzeile: »ZWEI TOTE BEI 250.000-PFUND-RAUB«.
    »… laß gut sein, Charlie. Solange sie keine Beschwerde einlegt, ist es doch egal …«
    Am nächsten Tag war Herbert zu Hause geblieben und hatte jedesmal die Post angerufen, wenn er irgend etwas über den Polizeifunk aufgeschnappt hatte. Am Nachmittag wurde er von einem Mann angerufen, der sich als stellvertretender Chef der Nachrichtenredaktion vorstellte. Der Mann erklärte Herbert, was die Zeitung von Leuten wie ihm haben wollte. Herbert solle, sagte der Mann, nicht bei jedem Ladendiebstahl die Post anrufen, sondern nur bei Überfällen, bei denen geschossen wurde und wenn es Verletzte oder, besser noch, Tote gegeben hatte; bei Einbruchsdiebstählen könne er, Herbert, zwar auch anrufen, aber nur dann, wenn die Tat in besseren Wohngegenden wie Belgravia, Chelsea oder Kensington verübt worden sei. Und bei Überfällen solle er sich nur dann melden, wenn Waffen benutzt worden seien oder eine große Summe Bargeld erbeutet wurde.
    »… fahren Sie weiter zu Narrow Road dreiundzwanzig, und warten Sie dort …«
    Herbert hatte schnell begriffen, worauf es ankam, denn er war kein Dummkopf, und die Post ließ sich nicht lumpen, wenn sie einen heißen Tip bekam. Herbert erkannte rasch, daß er an seinen »Kranktagen« ein bißchen mehr verdienen konnte, als wenn er zur Arbeit ging. Außerdem konnte er sein Hobby zum Beruf machen: Er hörte viel lieber den ganzen Tag Polizeifunk, als Gehäuse für Fotoapparate zu montieren. Bald darauf kündigte

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