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Die Spur der Füchse

Die Spur der Füchse

Titel: Die Spur der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Lieferwagens anschaute und die Beule sah, die von dem Auffahrunfall stammte …
    Jesse löste die Handbremse und fuhr den Wagen langsam über die Zuliefererstraße bis zur nächsten Einmündung. Dort hielt er und schaute nach links und rechts. Im Rückspiegel konnte er sehen, wie der Polizist am anderen Ende der Zuliefererstraße in einen Streifenwagen stieg.
    Jesse bog auf die Hauptstraße ab, und der Streifenwagen verschwand aus seinem Blickfeld. Er wischte sich über die Stirn. Er zitterte.
    »Mann, oh, Mann«, stieß er hervor, »das war knapp.«

21

    Zum erstenmal im Leben trank Evan Jones vor dem Mittagessen Whiskey. Er hatte einen Grund dafür: Evan hatte einen Ehrenkodex, und gegen den hatte er verstoßen – ebenfalls zum erstenmal im Leben. Er versuchte, einem Freund die Sachlage klarzumachen, aber er tat sich ziemlich schwer, denn er war den Whiskey nicht gewöhnt, und der erste Doppelte stieg ihm bereits in den Kopf.
    »Das liegt an meiner Erziehung, weißt du«, sagte Jones mit seinem klangvollen walisischen Akzent. »Strenggläubig. Wir haben nach der Bibel gelebt. Tja, ein Mann mag vielleicht einen Ehrenkodex gegen einen anderen tauschen können, aber wenn er gewöhnt ist, zu gehorchen, kann er das nicht so leicht ablegen. Verstehst du?«
    »Verstehe«, sagte Arny, der überhaupt nichts verstand. Evan Jones war Geschäftsführer der Londoner Zweigstelle der Jamaica Cotton Bank, und Arny war Aktuar – Versicherungsmathematiker – bei der Allgemeinen Feuer-und Wasser-Versicherung. Sie waren Nachbarn und wohnten in angrenzenden Häusern in Woking, Surrey. Ihre Freundschaft ging zwar nicht tief, war aber bereits von längerer Dauer.
    »Wir Banker haben einen Ehrenkodex«, fuhr Evan fort. »Habe ich dir eigentlich schon mal erzählt, daß es einen ziemlichen Wirbel gegeben hat, als ich meinen Eltern sagte, daß ich Banker werden möchte? In Südwales erwartet man von jungen Männern, daß sie Lehrer werden oder hohe Beamte oder Bergwerksdirektoren oder Gewerkschaftsfunktionäre – aber Banker? Um Gottes Willen.«
    »Meine Mutter hat nicht mal gewußt, was ein Aktuar ist«, sagte Arny mitfühlend; denn er hatte seinen Freund schon wieder mißverstanden.
    »Ich meine damit nicht die Prinzipien ehrlichen und soliden Bankwesens … das Gesetz des Mindestrisikos, zum Beispiel, oder daß die Sicherheiten des Kreditnehmers immer größer sein müssen als der Kredit, oder daß die Zinsen bei langfristigen Anleihen höher sind …, das alles meine ich gar nicht.«
    »Natürlich nicht.« Arny hatte nicht die leiseste Ahnung, was Evan meinte. Aber er spürte, daß sein Freund Indiskretionen preisgeben wollte, und wie jeder in der Stadt hörte Arny sich gern die Indiskretionen anderer Leute an. »Noch einen?«
    Er hob die Gläser.
    Evan nickte eifrig und beobachtete, wie Arny zur Bar ging. Die beiden trafen sich des öfteren im Salon des Pollard’s, bevor sie zusammen den Zug nach Hause nahmen. Evan gefielen die Plüschsessel und die Stille und das ein wenig unterwürfige Auftreten der Ober. Für die modernen Gaststätten, die im Banken-und Börsenviertel aus dem Boden schossen, hatte Evan nichts übrig. Sie waren ihm zu laut und unpersönlich: überfüllte Kellerräume, in denen man Musik für die langhaarigen Senkrechtstarter spielte, die in dreiteiligen Anzügen und Krawatten in knalligen Farben an der Bar hockten und Bier aus Krügen oder französische und italienische Aperitifs tranken.
    »Nein, was ich meine«, fuhr Evan fort, als Arny mit den Whiskeys zurück an den Tisch kam, »ist Integrität. Ein Banker kann ein Dummkopf sein und trotzdem beruflich überleben, sofern er ein aufrechter Mann bleibt. Aber wenn er nicht ehrlich ist …«
    »Vollkommen richtig.«
    »Sieh dir Felix Laski an, zum Beispiel. Das ist ein Mann ohne jede Integrität.«
    »Das ist doch der Mann, der eure Bank übernommen hat.«
    »Zu meinem tiefsten Bedauern, ja. Soll ich dir mal erzählen, wie er sich die Cotton Bank unter den Nagel gerissen hat?«
    Arny beugte sich im Sessel vor, eine Zigarette zwischen den Fingern. »Ja, gern.«
    »Wir hatten einen Kunden, die South-MiddlesexImmobiliengesellschaft. Diese Gesellschaft hatte geschäftliche Verbindungen zu einer Discountladenkette, die bei uns Kunde war. Unsere Bank hat damals nach einer günstigen Investitionsmöglichkeit für Gelder gesucht, die langfristig bei uns angelegt waren. Die Darlehenssumme war zu hoch für die Immobiliengesellschaft, zugegeben, aber sie hatte umfassende

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