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Die Spur der Füchse

Die Spur der Füchse

Titel: Die Spur der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Sicherheiten zu bieten. Tja, um die Sache kurz zu machen: Die Gesellschaft hat das Darlehen einfach nicht zurückgezahlt.«
    »Aber ihr hattet doch die Sicherheiten«, sagte Amy. »Die Besitzurkunden lagen doch bestimmt in eurem Safe, oder?«
    »Ja, aber sie waren wertlos. Wir hatten nur Kopien – genau wie einige andere Kreditgeber.«
    »Das ist ja glatter Betrug!«
    »Allerdings, obwohl die Mistkerle es irgendwie so ge
    dreht haben, daß es wie bloße Unfähigkeit aussah. Aber unsere Bank saß in der Klemme. Tja, und dann hat Laski uns mit einer dicken Geldspritze aus der Patsche geholfen und sich als Gegenleistung die Aktienmehrheit der Cotton Bank verschafft.«
    »Ganz schön gerissen.«
    »Noch viel gerissener, als du glaubst, Arny. Laski hatte die South-Middlesex-Immobiliengesellschaft praktisch in der Hand. Allerdings war er kein Direktor oder leitender Angestellter. Aber er hatte Aktien. Er wurde von der Ge sellschaft als Berater beschäftigt, und das Management war schwach …«
    »Wenn ich recht verstanden habe, hat Laski sich von dem Darlehen, das Ihr ihm gegeben habt, er aber nicht zurückgezahlt hat, die Cotton Bank gekauft.«
    »Sieht ganz so aus, nicht wahr?«
    Arny schüttelte den Kopf. »Das ist ja nicht zu fassen.«
    »Tja, du kennst diesen Hurensohn eben nicht.« Zwei Männer in Nadelstreifenanzügen saßen bei einem Glas Bier am Nebentisch, und Evan senkte die Stimme. »Ein Mann ohne jeden Funken Integrität«, wiederholte er.
    »Aber was für eine Nummer er da mit euch abgezogen hat!«
    In Arnys Stimme lag ein Hauch von Bewunderung. »Du hättest dich an die Zeitungen wenden sollen – falls es die Wahrheit ist.«
    »Wer, zum Teufel, würde so etwas veröffentlichen? Allenfalls das Fachblatt für Privatdetektive. Aber du hast recht, alter Junge. Wenn ein Mann erst mal tief fällt, gibt es nach unten keine Grenze, stimmt’s?« Er nahm einen kräftigen Schluck Whiskey. »Weißt du, was Laski heute getan hat?«
    »Schlimmer als dieser South-Middlesex-Deal kann es wohl nicht sein«, stachelte Arny seinen Freund an.
    »Glaubst du? Ha!« Evans Gesicht war jetzt leicht gerötet, und das Whiskeyglas in seiner Hand zitterte. Er sprach langsam und bedächtig. »Laski hat mich angewiesen – angewiesen, wohlgemerkt –, einen ungedeckten Scheck über eine Million Pfund einzulösen.« Mit einer schwungvollen Bewegung stellte er sein Glas ab.
    »Und was ist mit der Bank von England?«
    »Genau das habe ich auch zu ihm gesagt!« rief Evans. Die beiden Gentlemen in den Nadelstreifenanzügen schauten herüber, und Evan erkannte, daß er sehr laut gespro chen hatte. Er senkte die Stimme. » Genau meine Worte. Du wirst es nicht glauben, was er darauf geantwortet hat. Er sagte: ›Wem gehört die Jamaica Cotton Bank?‹ Und dann hat er einfach aufgelegt.«
    »Und was hast du getan?«
    Evan zuckte die Achseln. »Als der Zahlungsempfänger mich angerufen hat, habe ich ihm gesagt, der Scheck wäre in Ordnung.«
    Arny pfiff leise durch die Zähne. »Aber was du sagst, spielt doch keine Rolle. Die Bank von England muß die Überweisung vornehmen. Und wenn die erst entdecken, daß die Cotton Bank gar keine Million hat …«
    »Das habe ich Laski alles gesagt.« Evan spürte, daß er den Tränen nahe war, und schämte sich. »Ich bin jetzt dreißig Jahre im Bankgeschäft, seit ich als Schalterbeamter bei der Barcleys Bank in Cardiff angefangen habe, und kein einziges Mal habe ich einen ungedeckten oder geplatzten oder faulen Scheck weitergeleitet …, bis heute.« Er leerte sein Glas und starrte es düster an. »Nehmen wir noch einen?«
    »Ich nicht. Und du solltest auch keinen mehr trinken. Wirst du von deinem Posten zurücktreten?«
    »Das muß ich.« Evan schüttelte den Kopf. »Dreißig Jahre. Komm, Arny, wir nehmen noch einen.«
    »Nein«, sagte Arny resolut. »Du solltest jetzt nach Hause fahren.« Er stand auf und nahm Evan am Ellenbogen.
    »Na gut.«
    Die beiden Männer verließen die Bar und traten hinaus auf die Straße. Die Sonne stand hoch am Himmel, und es war glühendheiß. Vor den Restaurants und Cafés bildeten sich die mittäglichen Warteschlangen. Zwei hübsche Sekretärinnen, die Eiscremehörnchen schleckten, kamen ihnen entgegen.
    »Schönes Wetter für diese Jahreszeit«, sagte Arny.
    »Wunnerschön«, murmelte Evan düster und mit schwerer Zunge.
    Arny trat vom Gehsteig auf die Straße und winkte einem vorüberfahrenden Taxi. Der schwarzhäutige Fahrer wendete den Wagen und bremste mit kreischenden

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