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Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Eleonore von Aquitanien, auch die Geistlichkeit hatte sich gegen ihn gestellt. Grund dafür war die Ermordung des Erzbischofs von Canterbury, zu der er direkt oder indirekt Anstoß gegeben hatte; die Berichte darüber waren widersprüchlich. Das Ereignis war seitdem in aller Munde. Vor ein paar Monaten war der ermordete Thomas Becketheiliggesprochen worden, und die Menschen strömten in Scharen an sein Grab.
    Otto war in Grübelei versunken. »Fünftausend Mark Silber. Wie treibe ich die nur auf?«
    Schroff befahl er dem Pagen, den Hauptmann der Wache zu holen. Der Junge machte sich unverzüglich auf den Weg und tauchte wenig später atemlos mit dem Gewünschten wieder auf.
    »Schickt umgehend einen Boten nach Christiansdorf«, wies Otto an. »Christian soll sofort hierherkommen und seinen Bergmeister mitbringen. Und schickt einen weiteren Boten zu Randolf, mit der Order, sich ebenfalls unverzüglich hier einzufinden.«
    »Wird sofort veranlasst, Herr.«
    Doch als Arnulf gehen wollte, rief Markgraf Dietrich ihn noch einmal kurz zurück. »Richtet Christian aus, er möge meinen Sohn mitbringen.«
    Der Hauptmann der Wache verneigte sich und verließ die Halle.
     
    Als Hedwig völlig sicher war, dass alles um sie herum tief und fest schlief, stand sie vorsichtig auf, hüllte sich in den Umhang einer ihrer Mägde und schlich mit klopfendem Herzen zu einer der entlegenen Gästekammern. Sie hatte sich von Marthe einen starken Schlaftrunk brauen lassen – angeblich für sich selbst – und ihn unter den Wein ihrer Gesellschafterinnen gemischt.
    Ob Dietrich ihrer vertraulichen Botschaft folgen würde?
    Fast ein Jahr war seit ihrem ersten und bisher einzigen heimlichen Zusammensein in Goslar vergangen, und schon der Gedanke an seine Berührung versetzte ihren Körper in Flammen. Hin und her gerissen zwischen Angst und Hoffnung öffnete sie die Tür zu der schmalen Kammer. Doch er wartete bereits aufsie und erhob sich sofort. Rasch schloss sie die Tür und schob den Riegel von innen vor, dann stürzten sie aufeinander zu.
    »Liebster!«, flüsterte sie verzweifelt, während sie ihn umklammerte.
    Er küsste sie leidenschaftlich, bis er ihre Tränen spürte. Sanft hielt er ihr Gesicht und wischte die salzigen Rinnsale mit den Daumen ab.
    »Ich war so unglücklich, ich konnte an nichts anderes mehr denken als daran, mit dir zusammen zu sein … Ich weiß nicht, wie ich das ausgehalten habe … fast ein Jahr lang«, schluchzte sie leise.
    Er presste sie an sich. »Denkst du, mir ging es anders?«, fragte er leise zurück, bevor er sie wieder küsste.
    Sie waren beide so verzweifelt, dass jeder von ihnen inzwischen bereit war, das ungeheure Risiko auf sich zu nehmen, das diese heimliche Begegnung in Ottos Burg inmitten der unzähligen Dienerschaft mit sich brachte.
    Für einen Moment ließen sie voneinander ab, um sich anzusehen, dann umklammerten sie sich wieder so fest, dass es beinahe schmerzte.
    Für Worte war jetzt keine Zeit. Das bei den Liebenden über endlose Monate angestaute Begehren entlud sich in einer hastigen, stürmischen Vereinigung. Dietrich drückte Hedwig aufs Bett, schob ihre Röcke hoch und nahm sie mit verzweifelter Leidenschaft. Sie presste ihren Mund an seinen Hals, um die Schreie ihrer Lust zu unterdrücken.
    »Ich hatte solche Angst um dich«, sagte sie, schon wieder mit Tränen in den Augen, als er sich schweratmend aus ihr zurückzog. »Und jetzt willst du in diesen schon verlorenen Krieg. Lass mich nicht allein, lass mich nicht allein hier zurück!«
    Wie einsam und unglücklich muss sie gewesen sein, dachte Dietrich bestürzt.
    Jetzt erst begann er mit all dem, für das zuvor keine Zeit geblieben war. Er streichelte ihren Leib, ihre Brüste, küsste ihren Mund und ihre Schulter. Sie bog sich ihm entgegen, fuhr mit ihren Händen durch sein Haar und über seinen Rücken. Dann ließ er seine Zunge um die Spitzen ihrer Brüste kreisen, und sie stöhnte erneut vor Lust auf.
    Es dauerte nicht lange, bis er bereit war, sie noch einmal zu nehmen, diesmal geduldiger, zärtlicher, bis sich ihr Begehren am Ende in höchster Ekstase entlud.
    Erschöpft, glücklich und schon wieder bedrückt angesichts der nahenden Trennung, lagen sie beieinander und flüsterten sich Liebesworte zu.
    »Du darfst nicht länger bleiben«, sprach er schließlich aus, was beide dachten. Sie schloss unglücklich die Augen, aber sie nickte. Er half ihr, die Kleider in Ordnung zu bringen, und legte ihr den einfachen Umhang um, dessen

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