Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
Vom Netzwerk:
Kapuze ihr Gesicht verbarg.
    »Ich werde nachschauen, ob wirklich niemand hier ist«, sagte er leise. Falls ihn jemand sah und erkannte, würde er denken, er hätte sich die Zeit mit einer Magd oder einer jungen Edelfrau vertrieben, vor sich hin grinsen und nichts weiter dabei finden. Geräuschlos bewegte Dietrich sich durch den Gang und kam dann zurück.
    »Du kannst gehen«, sagte er leise.
    »Sehen wir uns morgen Nacht wieder hier?«, fragte sie bang.
    Er nahm ihre Hände und küsste die Fingerspitzen, eine nach der anderen. »Das ist zu gefährlich. Warte ein paar Tage, sonst fällt es auf.«
    »Ich will nicht mehr leben ohne dich. Vielleicht bleibt dir nur noch wenig Zeit. Ich ertrage es nicht länger an Ottos Seite.«
    Er fuhr unmerklich zusammen, als er den Namen seines Bruders hörte.
    »Wenn es dich beruhigt: Er rührt mich nachts nicht mehr an«, sagte sie.
    Das milderte zwar seine Eifersucht. Aber was war, wenn sie schwanger würde? »Keiner von uns kann den Platz verlassen, auf den er gestellt wurde«, sagte er bedrückt. Er durfte nicht mit der Frau seines Bruders fliehen, so gern er es täte. Dazu banden ihn zu viele Pflichten und Eide an seine Markgrafschaft, den Kaiser, seine im Herzen kalte Ehefrau.
    Sanft küsste er sie auf die Stirn. »Hab Vertrauen. Wir finden einen Weg. In ein paar Tagen schon.«
    Er sah noch einmal nach, ob der Gang leer war, und schob sie vorsichtig hinaus. Er würde ihr in einigem Abstand folgen, um sich zu vergewissern, dass sie wirklich unbehelligt zurück in ihre Kammer kam.
    Dabei konnte er es kaum erwarten, sie wieder in seine Arme zu nehmen. Wie lange konnte das gutgehen? Und was würde geschehen, wenn ihr Verhältnis aufflog? Was würde Otto ihr antun?
    Gott, steh mir bei, dachte er verzweifelt, auch wenn mein Tun Deine Lehren lästert. Mir und der Frau, die ich mehr als jede andere liebe.
     
    In strömendem Regen trafen Christian und Randolf fast gleichzeitig auf dem Burgberg ein und wurden umgehend zu Otto gerufen.
    Markgraf Dietrich, der seinen Sohn trotz der Nässe bereits auf dem Hof ungewohnt herzlich begrüßte, lud Konrad ein, an der Beratung teilzunehmen. Das verwunderte den angehenden Ritter. Er hatte bangen Herzens damit gerechnet, seinem strengen Vater umgehend die erworbenen Fähigkeiten mit Schwert und Lanze vorführen zu müssen. Fast verzweifelt hatte er Christian deshalb vor der Abreise gebeten, ihm noch eines der gewagtenÜberraschungsmanöver beizubringen, mit denen man einen Gegner entwaffnen konnte. Doch der hatte das abgelehnt. »Es sieht leicht aus, braucht aber viel Übung und Schnelligkeit. Überzeug deinen Vater mit dem, was du bereits beherrschst. Glaub mir, er wird zufrieden sein. Das andere bringe ich dir schon noch bei.«
    Konrad behielt seine Zweifel für sich und folgte seinem Vater, Christian und dem Bergmeister in Ottos Halle.
     
    Triefend vor Nässe knieten Christian und Randolf Seite an Seite nieder, scheinbar ohne voneinander Notiz zu nehmen, und erwarteten die Befehle des Markgrafen.
    Obwohl Christian seinen Dienstherrn wirklich selten in guter Laune erlebt hatte, verhieß ihm dessen Miene heute besonders schlechte Neuigkeiten.
    »Erhebt Euch«, gebot Otto, um ohne Umschweife zum Thema zu kommen. »In weniger als einem halben Jahr bricht der Kaiser zum Feldzug gegen den lombardischen Städtebund auf. Er erwartet von mir Heeresfolge oder fünftausend Mark Silber, um mich davon freizukaufen.«
    Selbst Randolf stockte der Atem bei dieser Summe.
    »Bergmeister, seht Ihr einen Weg, in den nächsten Wochen die Ausbeute zu verdoppeln?«
    Hermann, der im Hintergrund gewartet hatte, trat vor und verneigte sich tief.
    »Vergebt mir, mein Fürst. Das ist vollkommen unmöglich, selbst wenn Ihr noch einmal hundert erfahrene Bergleute und Schmelzer kommen lassen würdet«, antwortete er vorsichtig. »Und so viele würdet Ihr kaum noch finden im Harz, die bereit sind, sofort umzusiedeln. Ein Grubenfeld ist schnell abgesteckt, aber bis daraus gutes Erz gewonnen und das Silber erschmolzen ist, braucht es Zeit.«
    Nicht überrascht, aber äußerst unzufrieden, fragte Otto weiter. »Wie lässt sich die Ausbeute steigern?«
    Der Bergmeister wählte seine Worte vorsichtig. »Meine Männer tun, was sie können. Sie arbeiten hart, um ihre Familien zu ernähren und Euch zufriedenzustellen. Ich könnte höchstens neue Hilfskräfte einstellen und mehr von meinen Leuten in die Gruben schicken.«
    »Dann tut das! Ich brauche das Geld – oder wollt ihr alle

Weitere Kostenlose Bücher