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Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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sein Gesicht zog. »Randolf und Christian in trauter Gemeinsamkeit. Wollt Ihr Euch wieder übereinander beschweren, oder seid Ihr nun endlich zur Vernunft gekommen und begrabt die alte Feindschaft?«
    Niemand ging auf seine Frage ein. Doch falls Otto eine Antwort erwartet hatte, verlor er das Interesse daran schlagartig, nachdem ihm Christian in knappen Worten berichtet hatte, was er von den Gefangenen erfahren hatte.
    Eine Zeitlang herrschte Stille in dem Raum, der von mehreren Kerzen in ein warmes Licht getaucht war.
    Fast gequält drehte sich Otto zu Hedwig um. »Sollte er das wirklich wagen?«
    Bevor sie antworten konnte, ergriff Randolf das Wort.
    »Vielleicht solltet Ihr jemanden ausschicken, der in Eisenach Beweise für die Hinterlist des jungen Ludwig beschafft, damit Ihr vor dem Kaiser Klage gegen ihn erheben könnt.«
    Der deutliche Seitenblick, den er dabei auf Christian warf, machte klar, wen er für diesen Auftrag vorschlug.
    Doch Otto, der inzwischen zu alter Entschlossenheit zurückgefunden hatte, winkte nur ab. »So viel Zeit haben wir nicht. Und was soll das bringen? Nehmt ein paar Leute gefangen, wenn die das Dorf angreifen, dann habt Ihr Beweise genug.«
    Sichtlich enttäuscht stimmte Randolf zu. Aber Hedwig, der sein Blick nicht entgangen war und die ihn genauso deutete wie Christian, sandte diesem ein winziges, verschwörerisches Lächeln zu.
    »Was würdest du tun, Konrad?«, ermutigte Otto seinen Neffen, eigene Überlegungen vorzutragen.
    Markgraf Dietrichs Sohn straffte sich. »Verstärkung nach Christiansdorf schicken, das Dorf befestigen, so gut es in der verbleibenden Zeit geht, die Angreifer zwingen, sich auf eine bestimmte Stelle zu konzentrieren, und sie dort gut gerüstet in Empfang nehmen«, antwortete er, ohne zu zögern.
    »Für mehr Befestigung bleibt uns kaum Zeit«, warf Christian ein. »Sie können jeden Tag kommen.«
    »Und ich kann keine Verstärkung schicken«, ergänzte Otto, während er sich müde übers Gesicht strich. »Im Gegenteil, ich muss Euch noch Leute abziehen.«
    Christian und Lukas tauschten einen bestürzten Blick und warteten auf eine Erklärung.
    »Aber das könnt Ihr nicht tun, Onkel«, rief Konrad. »Wie soll das Dorf einem Angriff von hundert bewaffneten Männern standhalten?«
    »Ich habe keine Wahl«, wies Otto seinen Neffen streng zurecht.
    »Ich würde all das tun, was du vorgeschlagen hast, wenn ich könnte. Deine Vorschläge sind gut durchdacht. Aber ich muss dem Kaiser das Silber liefern. Er will es umgehend haben.«
    Nun wandte sich der Markgraf wieder zu Christian und Randolf.»Wärt Ihr heute nicht gekommen, hätte ich Boten ausgesandt, um Euch zu holen. Ich brauche Euch als Geleitschutz für den Transport des Schatzes nach Trifels, auf die Stammburg des Kaisers.«
    »Weiß der Landgraf von Thüringen davon? Dann wird er wahrscheinlich eher den Transport als das Dorf überfallen lassen«, sagte Christian.
    »Das ist das Problem«, meinte Otto und wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn. »So etwas spricht sich immer herum, das lässt sich nicht vermeiden. Schließlich bin ich nicht der einzige Fürst, der sich vom Feldzug freikauft.«
    »Aber nach diesen Neuigkeiten könnt Ihr Christians Dorf nicht völlig von Bewaffneten entblößen, mein Gemahl«, mischte sich Hedwig ein und legte das Pergament beiseite, das sie in der Hand gehalten hatte, auch wenn sie längst nicht mehr darin las. »Wenn Angreifer das Dorf brandschatzen, wird das nicht nur Leben kosten, sondern auch die Arbeit in den Gruben auf unbestimmte Zeit zum Erliegen bringen.«
    Otto blickte sich kurz um, befahl einem Pagen, aus der Küche etwas zu essen zu holen, und schickte die Diener hinaus. Dann bedeutete er den Rittern und seinem Neffen, sich zu ihm an den Tisch zu setzen. »Also, wie bringen wir das Silber sicher zum Kaiser, ohne das Dorf und die Gruben schutzlos zu machen?«
     
    Sie berieten so lange, dass Hedwig zwischendurch nach einem Diener schicken musste, um die heruntergebrannten Kerzen auswechseln zu lassen.
    Mit einem bedauernden Blick auf die längst leergegessene Bratenplatte fasste Otto schließlich zusammen: »Jeder wird damit rechnen, dass wir zwei Transporte losschicken: einen zur Täuschung und einen zweiten mit dem Silber. Also schicken wirnoch einen unscheinbaren dritten, und das so schnell wie möglich, noch bevor sich die Angreifer zusammenrotten können. Christian, Ihr habt das Kommando über die Kolonne mit dem Silber. Bringt alle Eure

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