Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
Vom Netzwerk:
nicht gänzlich ausrottest.«
    Wütend hob Otto die Hand. »Hört endlich auf mit diesem Gezänk, bevor ich mich vergesse!«, brüllte er. »Rede ich hier mit einem Haufen Weiber oder mit Männern von Ehre?«
    Dann beugte er sich vor und wandte sich erneut an Christian.
    »Was wisst Ihr noch?«
    »Es gab im Dorf und in der Umgebung trotz unserer Suche keinerlei Anzeichen dafür, dass sich eine solch große Gruppe dort aufhielt. Aber alles deutet darauf hin, dass sie gut informiert waren.«
    »Auch das noch! Verräter im Dorf. Macht sie unverzüglich ausfindig und unschädlich«, befahl Otto ungehalten.
    »Möglich, dass sie selbst unbemerkt ausspioniert haben, was sie wissen mussten«, wandte Christian ein. »In den nächsten Wochen werden wir alle Wälder um das Dorf durchkämmen. Wenn sich dort jetzt noch mehr Männer aufhalten, sind sie im Schnee leicht zu finden. Obwohl ich sicher bin, dass sie nach diesem Fehlschlag den Winter nicht im Wald verbringen werden, sondern sich zurückziehen und erst im Frühjahr wiederkommen.«
    »Gesetzlose und ein ausgebildeter Trupp Soldaten. Wirklich eine merkwürdige Mischung«, warf der bis dahin schweigsame junge Böhme ein, wobei er das »R« auffallend rollte. »Ihr solltet Eure Verbindungen nutzen, um herauszufinden, wer von Euren Feinden an Euer Silber kommen will.«
    Otto tauschte einen Blick mit Hedwig, dann nickte er bedächtig. »Ja, das sollten wir tun. Das riecht nach Verschwörung.« Zu seinen Rittern gewandt, sagte er: »Ihr dürft Euch entfernen. Ich erwarte, dass Ihr alles daransetzt, diese Sache aufzuklären.«
    Als Christian mit den anderen gehen wollte, hielt Hedwig ihn zurück. »Christian, bleibt noch auf ein Wort.«
    Sie wartete, bis die anderen sich entfernt hatten, und fragte dann: »Wie geht es Eurer Frau?«
    »Sie … sie lebt«, sagte Christian gequält. »Aber sie ist nur noch ein Schatten ihrer selbst. Sie ist verstört, spricht nicht mehr …«
    »Sie wird betrübt sein über den Verlust des Kindes«, warf Otto ein. »Je eher Ihr sie wieder schwängert, umso schneller kommt sie darüber hinweg.«
    Christian hielt mit Mühe eine heftige Bemerkung zurück. Hedwig warf ihrem Mann einen finsteren Blick zu.
    »Bringt sie über die hohen Feiertage hierher. Ihr seid beide eingeladen«, sagte sie dann freundlich. »Darf ich auf sie rechnen, wenn meine Zeit kommt?«
    Christians Antwort klang verbittert. »Der neue Pater meines Dorfes hat unmissverständlich gefordert, dass sie nicht mehr als Heilerin und Wehmutter arbeitet. Das sei nichts für ehrbare, fromme Frauen.«
    Otto sah ihn erstaunt an. »Man sollte doch meinen, es ist ein Unterschied, ob jemand in schmutzigen Katen irgendwelchen Bauernbälgern auf die Welt verhilft oder bei einer hochherrschaftlichen Geburt zugegen ist«, sagte der Markgraf unwirsch.
    »Der Pater behauptet etwas anderes«, beharrte Christian. »Haltet mich nicht für undankbar, nachdem Ihr Euch so für meine Frau eingesetzt habt. Doch da sie schon einmal vor ein Kirchengericht gezerrt wurde, kann ich nicht zusehen, wie sie sich erneut in Gefahr begibt.«
    »Ihr wagt es, Euch zu verweigern, Lehnsmann?«, herrschte Otto ihn an. »Wegen der Launen eines Weibes?«
    Christian löste seinen Schwertgurt, sank vor dem Markgrafen auf ein Knie und legte ihm sein Schwert zu Füßen.
    Ihm war jetzt deutlich bewusst, dass er drauf und dran war, sein Lehen zu verlieren und damit die Dorfbewohner gänzlich Randolf auszuliefern. Aber seine Furcht um Marthe war stärker.
    »Ich bin jederzeit bereit, mein Blut und mein Leben für Euch oder Eure Gemahlin zu geben, mein Fürst. Aber bei allen Heiligen, ich bitte Euch inständig: Verlangt nicht von mir das Leben meiner Frau.«
    Er blickte starr geradeaus und wartete.
    Eine Zeitlang herrschte Schweigen. Das typische Schweigen vor einem von Ottos gefürchteten Wutausbrüchen, den diesmal wahrscheinlich nicht einmal Hedwig würde verhindern können. Sie öffnete den Mund und schloss ihn wieder, einen verzweifelten Ausdruck auf dem Gesicht.
    »Ihr undankbarer …«
    Otto stockte und suchte nach einer passenden Beleidigung, doch bevor er erneut losbrüllen konnte, fiel ihm sein Schwiegersohn ins Wort.
    »Nun, er hat es heute getan«, warf der junge Böhmenprinz gelassen ein.
    »Was getan?«, knurrte Otto.
    »Sein Leben für Euch eingesetzt. Sein Blut für Euch gegeben, als er heute Euer Eigentum gegen die Angreifer verteidigte«, antwortete Ulrich ruhig seinem aufgebrachten Schwiegervater und wies mit einer

Weitere Kostenlose Bücher