Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
Vom Netzwerk:
befehligt, und vor allem: Wer hat sie ausgeschickt?
    Christian trat näher an den Gefangenen. Der Bursche musstegroße Schmerzen haben, starrte ihn aber mit unverhülltem Hass an.
    Ja, jetzt erkannte er ihn. »Du warst einer von den Burschen, die im Frühjahr mit Melchior fortgegangen sind«, stellte er fest. »Wärst du nicht besser dran gewesen, im Dorf zu bleiben und es mit ehrlicher Arbeit zu versuchen?«
    Als der Junge verbissen schwieg, fragte er härter: »Wer versorgt euch mit Waffen und Informationen? Von wem habt ihr die Armbrüste? Wer hat euch geschickt?«
    »Ich halte meinem Meister die Treue. Ihr seid verflucht, Ihr und Euer Weib!«, schrie ihm der Bursche entgegen, vor Schmerz fast von Sinnen.
    »Fesselt ihn; wir übergeben ihn den Leuten des Markgrafen. Die werden ihn schon zum Sprechen bringen, ehe sie ihn rädern«, befahl Christian Herwart.
    Falls überhaupt möglich, erbleichte der verwahrloste Bursche noch mehr. »Mein Meister wird mich rächen! Ihr seid verflucht!«, schrie er wieder.
    Wütend rammte Herwart ihm die Faust an die Schläfe, so dass er zusammensackte. »Das werden wir noch sehen«, brummte er grimmig.
    Auf sein Zeichen hin legten zwei seiner Leute den bewusstlosen Gefangenen quer über einen Sattel, wobei sie wenig zartfühlend mit ihm umgingen.
    »Nehmt vorerst mein Pferd«, sagte Herwart zu Christian. »Tut mir leid um Euren wunderbaren Drago.« Ohne eine Antwort abzuwarten, stapfte der Hauptmann der Wache davon, verteilte seine Leute auf die verbliebenen Pferde und ordnete die Kolonne neu. Sie mussten sich beeilen, wenn sie Meißen mit ihrer kostbaren Fracht bei Tageslicht erreichen wollten. Inzwischen hatte es auch noch zu schneien begonnen.
    Über dem Grab der Wegelagerer ließ er Steine aufbauen.
    Die eigenen Toten nahmen sie mit, damit sie ein christliches Begräbnis bekamen.
    Angesichts von so viel Blut und Tod quälte Christian ein weiterer, schrecklicher Gedanke. Er hatte vor dem Aufbruch gebetet, wie alle seine Männer. Aber hätte er nicht mit ihnen zum Gottesdienst gehen müssen, wenn er wusste, dass ein Kampf bevorstand? Wann waren die Toten das letzte Mal zur Beichte gewesen?
    Das Leben unter der geistigen Vorherrschaft von Sebastian brachte nicht nur seiner Frau Gefahr.
     
    »Sechzig gut bewaffnete Kämpfer mitten im Wald? Und niemand hat etwas davon bemerkt?«, höhnte Randolf, nachdem Christian Markgraf Otto von dem Überfall berichtet hatte.
    »Wer soll das glauben?«
    »Nennst du mich einen Lügner?«, gab Christian wutentbrannt zurück. »Wie klug von dir, das vor dem Markgrafen zu tun und dabei zu wissen, dass ich dich nicht fordern darf.«
    »Schluss damit!«, ging Otto in scharfem Ton dazwischen.
    »Ihr, Christian, lasst erst einmal das Blut von Eurem Kettenpanzer kratzen und kümmert Euch um Eure Leute. Ihr werdet mit ihnen die Abendmesse besuchen wollen. Und Ihr, Randolf, nehmt Euch den Gefangenen vor. Bringt ihn zum Reden. Wir sehen uns nach der Messe.«
    Mit einem knappen Nicken entfernten sich seine nach wie vor feindselig gestimmten Ritter.
    Christian hatte mit seinen Männern Meißen gerade noch vor Einbruch der Dunkelheit erreicht. Die Ankunft der Kolonne in blutbespritzter Kleidung und mit zwei Toten hatte für erhebliche Aufregung auf dem Burgberg gesorgt.
    Er lieferte das Silber beim Kämmerer ab, sorgte dafür, dass sich jemand um die Verwundeten kümmerte, und ging sofortzum Markgrafen, um ihm zu berichten. Zufall oder nicht – Randolf war im Palas zugegen und ließ sich die Gelegenheit nicht nehmen, Christian beim Markgrafen wegen angeblich unzureichender Vorkehrungen zum Schutz des Transportes anzu schwärzen.
    »Wie es scheint, hat Christian über seinen persönlichen Sorgen« – an dieser Stelle deutete Randolf eine kurze, verhohlen spöttische Verbeugung an –, »die wir alle sehr bedauern, seine Aufgaben sträflich vernachlässigt. Man muss schon blind und taub sein, um eine solche Armee zu übersehen …«
    »Du kannst deine Männer in den Dunkelwald schicken, damit sie die Leichen ausgraben und nachzählen«, konterte Christian wütend. »Im Übrigen haben wir die ganze Zeit auf Verstärkung durch deine Truppen gewartet, Herr Burgvogt.«
    Da war dem Markgrafen der Kragen geplatzt, und er hatte sie beide hinausgeworfen.
    Christian ließ sich einen Eimer Wasser bringen und wusch sich Hände und Gesicht. Jemand hatte ihm einen der Knappen vom Burgberg geschickt, damit der sich seines Kettenhemdes annahm. Eine Magd brachte frische

Weitere Kostenlose Bücher