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Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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dran, sich um Kopf und Kragen zu bringen. Du musst ihn daran hindern«, legte er dem jungen Ritter eindringlich nahe.
    Der hob resignierend die Arme. »Ich weiß. Aber ich fürchte, es wäre leichter zu bewirken, dass es in der Hölle schneit.«
     
    Im Gegensatz zu Hedwig verschwendete Markgraf Otto am nächsten Tag keinen Gedanken mehr daran, ob es in Christiansdorf ein erneutes Blutvergießen geben würde. Seine Befehle wareneindeutig, und er erwartete, dass sich seine Gefolgsleute daran hielten.
    Außerdem beschäftigten ihn im Augenblick ganz andere Sorgen. Er musste dringend mit seinem Bruder reden. Deshalb suchte er ungeduldig nach einer Gelegenheit, die prachtvolle, riesige Halle verlassen zu können, in der der Kaiser Hof hielt. Doch Dietrich stand in unmittelbarer Nähe des Kaisers. Es blieb ihm also nichts anderes übrig, als sich zu gedulden, bis bei den Verhandlungen eine Pause eingelegt wurde.
    Draußen stürmte und regnete es, der Wind blies feine Tropfen durch die großen Fensteröffnungen der Kaiserpfalz. Ottos Mantel war inzwischen auf einer Seite völlig durchnässt. Mit Bedauern wünschte er sich, die Versammlung wäre in den darunter liegenden Wintersaal verlegt worden, der nur kleine, verschließbare Fensteröffnungen hatte und durch ein ausgeklügeltes Lüftungssystem unter dem Boden sogar beheizt werden konnte.
    Der Kaiser versuchte gerade, die Streitigkeiten zwischen Hedwigs Bruder Hermann von Weimar-Orlamünde und dem neuen Landgrafen von Thüringen zu schlichten. Der junge Ludwig war das genaue Gegenteil seines gleichnamigen Vaters, der einst den Beinamen »der Eiserne« getragen hatte, weil er nach anfangs milder, ja, schwacher Herrschaft mit strenger Hand für Frieden in seinem Land gesorgt hatte. Sein ältester Sohn wurde zwar von den Geistlichen für seine Frömmigkeit und vor allem seine Freigebigkeit gegenüber der Kirche gelobt – irgendwann werden sie ihm dafür noch den Beinamen »der Fromme« verleihen, dachte Otto grimmig bei sich –, doch gegenüber den weltlichen Fürsten scheute er keinen Streit. Kaum hatte er die Herrschaft übernommen, begann er eine offene Auseinandersetzung mit den Askaniern, vor allem mit Hermann um die Besitzungen Weimar und Orlamünde. Seit Anfang des Jahres ließ er die BurgWeimar belagern. Den Berichten seines Schwagers zufolge hatte Ludwig dabei Unterstützung durch Heinrich den Löwen erhalten, kaum dass jener aus dem Heiligen Land zurückgekehrt war.
    Der Herzog von Sachsen und Bayern stand dicht neben dem Thron und blickte kalt und stolz auf die Fürsten und Erzbischöfe herab, die sich in der Kaiserpfalz versammelt hatten. Sein schwarzes Haar bildete einen auffälligen Kontrast zu dem kostbaren weißen Pelz, mit dem sein Umhang verbrämt war, ein reich mit fremd wirkenden Goldstickereien verziertes Kleidungsstück – wohl als deutlicher Hinweis auf seine Pilgerfahrt nach Jerusalem gedacht, vielleicht eines der kostbaren Geschenke, die er von dort mitgebracht hatte und von denen die halbe Welt sprach. Dem Vernehmen nach sollte Heinrich im Sarazenenland sogar zwei riesenhafte Raubkatzen geschenkt bekommen haben, wie noch kein Christenmensch hier welche gesehen hatte.
    Jetzt kann der Löwe hohnlachend zusehen, wie sich die Söhne seiner einst ärgsten Rivalen, Albrecht des Bären und Ludwig des Eisernen, gegenseitig bekriegen, dachte Otto grimmig. Doch weitaus mehr beunruhigte ihn der Gedanke, dass es wohl nur eine Frage der Zeit war, bis auch er sich wieder mit dem Braunschweiger und dazu noch mit dem Thüringer würde schlagen müssen. Er war heilfroh gewesen, die Rebellion der sächsischen Fürsten gegen ihren Herzog unbeschadet überstanden zu haben, da doch der Kaiser immer seine schützende Hand über den Löwen gehalten hatte. Otto kümmerte sich lieber um seine entlegene Markgrafschaft weit im Osten des Kaiserreichs, möglichst unbeobachtet und unbehelligt von den großen Streitigkeiten. Doch bestimmte Dinge konnte auch ein Meißner Markgraf nicht unwidersprochen hinnehmen. Und dazu gehörte zweifellos ein Herzog,der sich in Abwesenheit des Kaisers aufführte wie jener höchstpersönlich und immer wieder neue Machtproben anzettelte.
    Die Verhandlungen waren ermüdend, ohne zu einem wirklichen Ergebnis zu führen. Auch der Kaiser – eine sonst so strahlende, faszinierende Erscheinung – wirkte unzufrieden. In Friedrichs goldroten Locken entdeckte Otto zum ersten Mal ein paar weiße Strähnen. Es war nicht schwer zu erraten, was den

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