Die Spur der Hebamme
Fürst.«
»Gut«, erwiderte Otto. »Beginnt umgehend mit dem Bau einer Burg in Christiansdorf. Sie soll als sicherer Verwahrort für das Silber dienen. Ich erneuere hiermit Eure Ernennung zum Vogt dieser Burg. Doch vergesst nie, dass ich Ritter Christian für seine Verdienste in den Stand eines Edelfreien erhoben habe. Ihr werdet ihn als ebenbürtig behandeln und in Frieden mit ihm zusammenarbeiten.«
Herausfordernd blickte Otto abwechselnd auf seine verfeindeten Gefolgsleute. »Ich werde Euch beide genau im Auge behalten und es handhaben wie unser Kaiser mit seinen Männern im Feldlager: Wer Streit vom Zaun bricht, verliert die Schwerthand.«
Christian überlegte kurz, ob ihm Randolfs Tod nicht den Verlust seiner Schwerthand wert sein sollte. Schließlich focht er mit der Linken genauso gut. Doch Otto schien seine Gedanken erraten zu haben.
»Um sicherzugehen, verschärfe ich die Strafe«, verkündete der Markgraf. »Sollte einer von Euch Streit beginnen, verliert Ihr beide die Schwerthand, und ich ziehe Eure Lehen ein. Sollte einer von Euch den anderen töten, verliert er selbst sein Leben. Das sollte Euch Anreiz genug sein, jegliche Feindseligkeit zu unterlassen.«
Der Markgraf nickte einem Geistlichen zu, der vortrat und ein goldenes Kreuz ausstreckte.
»Schwört mir bei Eurer unsterblichen Seele, die alte Feindschaft zu begraben, um meine Interessen in Christiansdorf zu wahren.«
Randolf trat als Erster vor und legte mit verkniffener Miene die Hand auf das Kreuz. »Ich schwöre bei meiner unsterblichen Seele, keine Feindseligkeiten gegen Christian zu begehen. Sollte ich diesen Eid brechen, möge mir ewige Verdammnis beschieden sein.«
Er verneigte sich und trat zurück, während Otto zufrieden nickte und einen auffordernden Blick auf Christian richtete.
Ich kann es nicht, dachte Christian. Er verlangt Unmögliches von mir.
Angesichts seines Zögerns huschte für einen winzigen Moment ein gehässiges Lächeln über Randolfs Gesicht.
Hedwig biss sich auf die Unterlippe.
Ottos Gesicht begann sich zu verfärben. »Ich warte«, sagte er mit drohender Stimme.
Christian trat vor, legte die Hand auf das Kreuz und sah Otto entschlossen an, auch wenn er vielleicht mit den nächsten Worten sein Leben verwirken würde.
»Ich schwöre bei meiner unsterblichen Seele, beim Leben meiner Frau und meiner Kinder, stets Eure Interessen zu wahren und Randolf nicht zu töten, bevor Ihr es nicht selbst wünscht.«
Ein lautes Raunen ging durch den Raum, jemand zog scharf die Luft ein. Der Markgraf starrte auf ihn und wurde vor Wut rot.
»Und da wir alle wissen, dass Christian ein Mann von Ehre ist, besteht kein Grund zu streiten«, mischte sich Hedwig rasch ein, bevor er losbrüllen konnte. »Solange Ihr wünscht, mein Gemahl, dass er Randolf unbehelligt lässt, wird er das tun.«
»Jeden anderen würde ich in den Kerker werfen lassen für diese Ungeheuerlichkeit«, grollte Otto. »Aber ich nehme Euch beim Wort. Ihr werdet Euren Streit begraben und mit ihm zusammenarbeiten!«
Christian verneigte sich und trat einen Schritt zurück. »Dann erlaubt, dass ich umgehend in mein Dorf reite, um alle Vorbereitungen für die Ankunft der neuen Bergleute zu treffen, Herr.«
»Und mir, endlich zu meinem Weib zu reisen und den Sohn zu sehen, den sie mir geboren hat, während ich im Heiligen Land kämpfte«, meinte Randolf.
»Ihr bleibt beide, bis ich Euch fortschicke«, befahl Otto schroff.
»Es sind eine Menge Einzelheiten zu bereden – über den Bau der Burg und anderes mehr.«
Er schickte ein grimmiges Lächeln zu seinen verfeindeten Gefolgsleuten. »Das gibt Euch Gelegenheit, unter meinen Augen zu lernen, miteinander auszukommen.«
Nach einem kurzen, besorgten Blick auf Hedwig fuhr Otto fort: »Wir werden morgen gleich nach der Frühmesse darüber sprechen, und Ihr erzählt uns von Eurer Zeit im Heiligen Land, Randolf. Aber jetzt lasst uns allein. Meiner Gemahlin ist nicht wohl.«
Beide Ritter verneigten sich und verließen die Kammer, wobei Christian darauf achtete, Randolf vor sich zu haben.
Als sie zur Tür hinaus waren, drehte Randolf sich zu ihm um und hob zum Zeichen seiner Friedfertigkeit die Hände. »Keine Furcht, Christian! Du siehst vor dir einen geläuterten Mann.«
Christian blickte ihn kalt an. »Ich fürchte dich nicht, Randolf.«
Der andere zwang sich zu einem Lächeln. »Zugegeben, wir hatten unsere Streitigkeiten. Das kommt vor unter Männern und ist lange her.«
Nun wurde Randolfs Lächeln
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