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Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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herablassend. »Und letztlich hat dich der Zwischenfall doch erhöht und zum Edelfreien gemacht. Das sollte dir ein paar Nächte im Kerker wert gewesen sein.«
    »Es geht hier nicht um mich«, stieß Christian hervor.
    »Ah …« Randolf tat, als müsse er überlegen. »Deine schöne junge Frau … Ich schwör’s, sie hat nichts von mir zu befürchten. Sie wird sich mit meiner Gemahlin anfreunden, unsere Söhne werden zusammen aufwachsen.«
    »Wenn du dich meiner Frau auch nur auf zwanzig Schritte näherst, breche ich meinen Schwur und töte dich auf der Stelle, auch ohne Ottos Erlaubnis«, erwiderte Christian heftig.
    Randolfs Lächeln verflog, sein Ton wurde gereizt. »Vielleicht liegt ja dir nichts an deinem Leben und deinem Besitz. Du hattest schon immer einen Hang zum Sterben. Aber ich verspüre keine Lust, wegen deiner Halsstarrigkeit alles zu verlieren, was ich mir erkämpft habe.«
    Er hob die Hand, um Christian am Arm zu packen, ließ sie aber schnell wieder sinken, als er die stumme Warnung im Gesicht seines Gegenübers sah.
    »Ich werde vorerst nicht oft in deinem Dorf sein. Ich werd mich nicht einmischen in die Angelegenheiten deiner innig geliebten Bauern. Also, gewöhn dich an den Gedanken, dass wir miteinander auskommen müssen.«
    Dieser heißblütige Narr wird mir aus reiner Rachsucht noch alles verderben, dachte Randolf missgelaunt, während er davonstapfte. Ich muss ein paar zusätzliche Vorkehrungen treffen, um sicher zu sein. Und ich weiß auch schon, welche.
    »Mann, beruhige dich«, redete Lukas Christian ins Gewissen, als sie und ihre Freunde beieinandersaßen und seinen knappen Bericht gehört hatten. »Im Grunde genommen ist das doch genau die Situation, auf die wir uns drei Jahre lang vorbereitet haben.«
    Doch Christian schien ihm gar nicht zugehört zu haben. Er wandte sich an Gero und Richard. »Einer von euch beiden muss gleich bei Tagesanbruch nach Hause reiten.«
    Die Brüder verständigten sich mit einem Blick, wie sie es oft taten. Der Umstand, dass jeder von ihnen auch ohne Worte zu wissen schien, was der andere dachte, bot ihren Freunden regelmäßig Anlass zu gutmütigem Spott, auf den Gero einmal geantwortet hatte, irgendwann würden sie wohl auch gemeinsam sterben.
    »Ich«, sagte Richard.
    »Gut. Berichte Marthe und weiche keinen Schritt von ihrer Seite. Geh mit ihr, wenn sie Kranke besucht, bleib bei ihr, wenn sie sich durchs Haus bewegt, und wache nachts vor ihrer Kammer.«
    »Wie du willst«, meinte Richard verwundert. »Aber meinst du, das ist wirklich nötig? Du hast doch schon Herwart und seine Männer im Haus postiert. Und abgesehen davon, dass Randolf hier erst einmal genauso festsitzt wie du, kann er sich keinen offenen Angriff erlauben.«
    »Tu es einfach«, meinte Christian barsch.
    Lukas betrachtete seinen Freund aufmerksam, und ein furchtbarer Verdacht stieg in ihm auf. Für Christians übertrieben scheinende Vorsichtsmaßnahmen fiel ihm nur eine einzige, allerdings schreckliche Erklärung ein. Darüber konnte er mit niemandem reden. Denn wenn zutraf und sich herumsprach, was er vermutete, würde jeder erwarten, dass Christian seine Frau verstieß, ganz gleich, ob sie Schuld hatte oder nicht.
    Aber es würde manches erklären: Warum Marthe damals so überraschend den alten Wiprecht geheiratet hatte, obwohl sie noch kurz zuvor von Hochzeit nichts wissen wollte, warum sie plötzlich so verändert war, verzweifelt und ohne Lebensmut.
    Wenn seine Befürchtung zutraf, bestand keine Aussicht, zu verhindern, dass es eher früher als später zum Schlimmsten kam in Christiansdorf. Denn so beherrscht Christian auch sein mochte – solch eine Situation konnte kein Mann auf Dauer ertragen. Und wie erst sollte Marthe damit fertigwerden, dieses Ungeheuer wieder in ihrer Nähe zu wissen?
    Am liebsten würde er sofort selbst an Richards Stelle losreiten, um sie zu beschützen. Doch das würde bei den anderen nur Fragen aufwerfen. Christian durfte nie erfahren, was er soeben erraten hatte. Und er musste ihn hier davon abhalten, eine Dummheit zu begehen – nun erst recht.
    Raimund schien sich ähnliche Sorgen zu machen.
    »Du bist als Ottos Lehnsmann an seine Befehle gebunden«, sagte er härter als nötig zu Christian. »Geh Randolf aus dem Weg, so gut es möglich ist. Deine Ehre liegt jetzt nicht darin, ihn zu töten, sondern den Eid zu halten, den du Otto gerade geschworen hast.«
    Als Christian mit versteinerter Miene ging, hielt Raimund Lukas zurück. »Er ist drauf und

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