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Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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sofort die kräftige Hand und den starken Willen des fremden Reiters und gehorchte.
    »Sie merkt genau, wenn du mit den Gedanken ganz woandersbist«, rügte Christian seine junge Frau. »Dann setzt sie ihren eigenen Kopf durch und macht, was sie will.« Er hatte darauf bestanden, dass sie reiten lernte, und war ihr dabei ein guter, wenn auch strenger Lehrer gewesen.
    »Du hast gut reden«, sagte Marthe und stöhnte. »Du kannst ja auch richtig auf dem Pferd sitzen und nicht in diesem merkwürdigen Damensitz. Wie soll ich denn oben bleiben, wenn ich auf einer Seite hänge, und dabei auch noch die Gewalt über das Tier behalten?«
    Christian lachte leise. »Du wirst es schon noch lernen.«
    »Ja, Dame Marthe, sonst sehe ich den Tag kommen, an dem dich dein Sohn wegen deiner Ungeschicklichkeit auslacht«, rief Lukas mit kurzzeitig wiedererwachter Spottlust herüber.
    Sie verdrehte die Augen. Die beiden waren praktisch auf dem Pferderücken aufgewachsen. Und wie sollte sie sich auf die Stute konzentrieren, wo ihr doch so viele Dinge durch den Kopf gingen? Je mehr sie sich Meißen näherten, umso düsterer wurden ihre Gedanken.
    Als der Burgberg in Sicht kam, auf dem der Markgraf, der kaiserliche Burggraf und der Bischof ihren Sitz hatten, versuchte sie, sich Mut zu machen. Vielleicht war sie wirklich nur gerufen worden, um nach Hedwig zu sehen.
    Sie sollte keine Kinder mehr bekommen, dachte Marthe. Die Markgräfin war nun dreißig Jahre – ein Alter, in dem die meisten Bäuerinnen schon ausgelaugt und zahnlos waren, wenn sie überhaupt so alt wurden.
    Andererseits hatte Hedwigs Mutter Sophia elf Kinder zur Welt gebracht, die auch das Säuglingsalter überlebten. Und wie sollte Hedwig vermeiden, dass sie schwanger wurde? Bei Strafe ihres Untergangs durfte sie Otto nicht zurückweisen, wenn er sie nachts aufsuchte. Und obgleich Marthe als Kräuterkundige und Wehmutter Mittel und Wege kannte, eine Schwangerschaft zuverhindern – auf diese Art dafür zu sorgen, dass dem Markgrafen keine weiteren Erben geboren wurden, konnte für beide Frauen den Tod bedeuten.
     
    Der Haushofmeister, der seine schmächtige Statur stets mit besonderer Herablassung wettmachen wollte, empfing sie gewohnt kühl auf dem Burgberg. Er schickte Marthe zu Hedwig, während er Christian aufforderte, sich unverzüglich in die Halle zu begeben, wo der Markgraf ihn bereits erwarte.
    »Wir sehen uns beim Mahl«, sagte Christian leichthin.
    Oder im Kerker, dachte Marthe bitter. Falls man mich überhaupt zu dir lässt, um deinen blutenden Armstumpf zu verbinden.
    Ihr war, als hätte sie einen Eisklumpen im Bauch, während sie zu Hedwigs Kammer ging. Vor der Tür wurde sie von Susanne empfangen, einer von Hedwigs Mägden und Marthes Freundin seit ihrem ersten Tag auf dem Burgberg.
    »Sie schläft, endlich einmal«, flüsterte die junge Frau mit den vielen Sommersprossen. »Es ist schon nicht mehr mitanzusehen. Sie isst kaum, schläft so gut wie gar nicht, und wenn sie spricht, hat man den Eindruck, sie sieht durch einen hindurch und ist mit den Gedanken ganz woanders. Dabei koche ich ihr immer dieses Gebräu gegen die Übelkeit, wie du es mir gezeigt hast.«
    Wenn sie unter sich waren, sprachen Susanne und Marthe weiter wie Freundinnen, doch im Beisein anderer durfte sich eine Magd keine Vertraulichkeiten gegenüber einer Edelfreien erlauben. Also suchten sie sich einen entlegenen Platz, hockten sich auf die Treppe und redeten wie in vergangenen Tagen.
    »Weißt du, was sie bedrückt?«
    Susanne nickte. »Ihr Ältester, Albrecht. Er ist« – sie stockte undflüsterte nun – »ein Ungeheuer. Sie sieht ihn nicht oft, weil er als Knappe am Hof ihres Bruders lebt. Aber was ihr beim jüngsten Hoftag wieder zu Ohren kam …«
    Susanne verzog das Gesicht voller Abscheu. »Gott schütze uns vor dem Tag, an dem er auf den Burgberg zurückkehrt. Ich denke manchmal, sie hat Angst, noch so eine Teufelsbrut in die Welt zu setzen.« Hastig schlug sie ein Kreuz.
    Marthe spürte, dass Susanne etwas sagen wollte, sich dann aber im letzten Augenblick zurückhielt. Das ließ sie aufmerken. Wenn ihre geschwätzige Freundin etwas verschwieg, dann musste es ein wirklich gefährliches Geheimnis sein. Also fragte sie besser nicht danach. Sie war ohnehin schon in mehr Schwierigkeiten verwickelt, als gut sein konnte, und sie durften sich nicht sicher sein, dass es keinen Lauscher gab. Hier war man nie wirklich allein.
    Wenig später wurden sie von einer Kammerfrau zur Markgräfin

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