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Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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der Bote hastig fort. »Elisabeth hat einen Mann hinterhergeschickt, der beobachten soll, wohin man sie bringt und was geschieht. Ich selbst bin in ihrem Auftrag zu Euch geritten, so schnell ich konnte. Aber ich musste Euch erst suchen …«
    Schuldbewusst kniete der Bote nieder und senkte das Haupt.
    »Meine Kinder?«, fragte Christian und wagte kaum zu atmen, während er auf die Antwort wartete.
    »Wohlauf in Elisabeths Obhut. Nach ihnen hat niemand gefragt.«
    Wortlos drehte sich Christian um und stürmte davon.
    Lukas drückte dem Boten schnell ein Silberstück in die Handund ließ ihn aufstehen. »Du hast dein Bestes getan. Für die schlimme Nachricht kannst du nichts.«
    Dann hastete er Christian nach.
     
    »Zum Markgrafen«, sagte Christian in einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ, und war schon an den Wachen vorbei. In der Kammer des Gästehauses, die für den Vogt reserviert war, sank er vor Otto und Hedwig auf ein Knie. Die beiden starrten verwundert auf ihn und auf Lukas, der Christian gefolgt war und nun neben ihm niederkniete.
    »Ich muss Euch bitten, mich zu beurlauben. Meine Frau ist als Hexe verleumdet worden und wurde nach Meißen verschleppt, vor ein Kirchengericht.«
    »Allmächtiger!«, stieß Hedwig erschüttert aus.
    »Woher wisst Ihr davon? Ist die Kunde zuverlässig?«, fragte Otto.
    »Ein Bote Raimunds hat sie überbracht. Er musste mitansehen, wie man meine Frau vor drei Tagen in Ketten weggeschafft hat.«
    Hedwig wurde noch eine Spur bleicher. »Dann steht es noch schlimmer, als so schon zu fürchten ist …«, sagte sie und biss sich auf die Lippe.
    »Wisst Ihr, wann der Prozess stattfinden soll?«, drängte Otto.
    »Nein. Aber wer weiß, was sie ihr bis dahin antun … Sie trägt ein Kind unterm Herzen«, brachte Christian verzweifelt hervor.
    »Selbstverständlich, Christian. Reitet los und seht, was Ihr für Euer Weib tun könnt«, meinte der Markgraf ungewohnt verständnisvoll. »Aber seid vorsichtig. Ihr wisst, mit der Kirche legt sich niemand ungestraft an.«
    Christian wollte aufstehen und davonstürmen, doch Hedwig hielt ihn mit einer Handbewegung zurück.
    »Wir sollten ihm einen Brief an Bischof Martin mitgeben, dass wir die junge Frau als gottesfürchtig kennen und keiner bösen Tat für fähig halten«, sagte sie zu Otto. Der nickte knapp.
    »Lasst Eure Pferde satteln und packt Eure Sachen«, wandte sich Hedwig an Christian und Lukas. »Noch ehe Ihr reisefertig seid, wird der Brief geschrieben sein.«
    Christian und Lukas verneigten sich und verließen die Kammer.
    Draußen rief Christian Konrad und Jakob zu sich, die mit fragender Miene in der Nähe warteten.
    »Ich muss fort«, sagte er nur knapp. »Richard und Gero werden sich um eure Ausbildung kümmern, bis ich zurück bin.«
    »Was ist passiert?«, fragte Markgraf Dietrichs Sohn besorgt, der begriff, dass etwas außerordentlich Ernsthaftes geschehen sein musste.
    Christian wollte das Unfassbare nicht aussprechen, doch er war seinem Schützling wohl eine Antwort schuldig. »Meine Frau ist der Hexerei angeklagt worden«, erklärte er.
    Der Junge schrak zusammen. »Aber sie ist unschuldig. Sie werden ihr doch nichts antun!«, stieß er aufgeregt aus.
    »Das haben sie bereits«, antwortete Christian düster. Dann liefen er und Lukas zur Pferdekoppel.
     
    »Findest du es nicht etwas gewagt, wenn wir uns beim Bischof für Christians Weib verbürgen?«, fragte Otto leise, als seine beiden Ritter den Raum verlassen hatten.
    Hedwig fuhr auf. »Das habe ich nicht gehört, Otto von Wettin! Wir stehen tief in der Schuld dieser jungen Frau, die einst mir und deinem Sohn das Leben gerettet hat. Wir müssen ihr helfen.
    Wer ist mächtig genug dazu außer dir? Bischof Martin darf deine Meinung nicht übergehen. Und du weißt, wie oft Marthe und auch Christian Opfer von Verleumdungen gewesen sind.«
    Otto wirkte für einen Moment verlegen, denn einer solchen Verleumdung – Christian habe ein Verhältnis mit der Markgräfin – war er einst selbst aufgesessen.
    »Außerdem will ich sie zur Entbindung bei mir haben«, fuhr Hedwig mit wiedererwachter Streitlust fort. Verzweiflung über ihre unglückliche, unerfüllbare Liebe, Sorge und das schlechte Gewissen gegenüber ihrem Mann hatten sie verstummen lassen. Doch nun musste sie handeln. Sie wollte und konnte Christians junge Frau, der sie sich verbunden fühlte, nicht dem ihr zugedachten Schicksal überlassen.
    Als Otto immer noch nicht reagierte, brachte sie ein Argument vor, das

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