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Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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zusammenbinden konnten. »Herr im Himmel, wir bitten dich um Antwort. Ist dieses Weib eine Hexe oder ein unschuldiges Wesen?«, rief der Fragesteller laut.
    Marthe, die nun fast völlig bewegungsunfähig war, wurde roh angepackt und auf die Fähre geworfen. Ihr Herz krampfte sich vor Furcht zusammen, während sie immer leiser und schneller ihr Gebet zu Ende sprach.
    Und Herr, erbarme dich meines geliebten Mannes und meiner unschuldigen Kinder, fügte sie stumm hinzu.
    Unter dem Johlen der Menschenmenge legte der Fährmann ab. Der Fragesteller und ein hochgewachsener, hagerer Soldat, dessen Gesicht Marthe nicht sehen konnte, standen links und rechts von ihr auf der Fähre.
    »Halt an, hier ist es tief genug«, befahl der Geistliche. »Übergib sie dem Wasser.«
    »Erlaubt, dass ich zuvor noch einmal überprüfe, ob die Knoten fest sitzen«, hörte sie eine Stimme, die ihr merkwürdig bekannt vorkam.
    Als sie sah, welches Gesicht dazugehörte, zuckte sie zusammen, obwohl sie bis eben noch geglaubt hatte, dass sie so wenige Augenblicke vor dem Tod nichts mehr erschrecken konnte als der Tod selbst.
    In der Kleidung eines Wachsoldaten beugte sich Randolfs Freund Ekkehart über sie und zurrte den Strick fest, der um ihren Leib gebunden war.
    Warum wollte Randolf sie ausgerechnet auf diese Weise töten? »Hol tief Luft«, raunte ihr Ekkehart zu.
    Tränen quollen aus Marthes Augen. In den letzten Augenblicken ihres Lebens musste sie sich noch von dem Mann verhöhnen lassen, der ihr Gewalt angetan hatte.
    Sie schloss die Augen und betete stumm ein letztes Mal.
    Dann wurde sie hochgehoben und mit Schwung ins Wasser geworfen.
    Sie sank wie ein Stein in die Tiefe, bis ein schmerzhafter Ruck des Seils ihren Fall aufhielt.
    Obwohl sich jeder Teil ihres Körpers gegen das Sterben wehren wollte, machte die Art der Fesselung so gut wie jede Bewegung unmöglich. Sie riss die Augen auf und sah über sich noch einmal das Funkeln des Sonnenlichts, das durch das Wasser drang. Solang es ging, hielt sie den Atem an, doch irgendwann musste sie wieder nach Luft schnappen. Wasser strömte nun in ihre Lungen. Nicht einmal ein letztes, verzweifeltes Aufbäumen ihres zu Regungslosigkeit verurteilten Körpers war ihr vergönnt, ehe vollkommene Schwärze sie umfing.
     
    Ein harter Tritt auf den Brustkorb presste Marthe das Wasser aus den Lungen und holte sie ins Leben zurück. Sie zuckte, würgte und spie Wasser, bis sie endlich frei atmen konnte und wieder kraftlos zu Boden sank. Erst dabei wurde ihr bewusst, dass jemand sie aus dem Fluss gezogen und den Riemen um Hände und Füße durchgeschnitten haben musste.
    Ein kräftiger Ruck ging durch die Holzbalken, auf denen sie lag. Die Fähre, dämmerte ihr. Sie musste wieder am Ufer angelangt sein.
    Jemand zog sie auf die Füße – Ekkehart, in dessen Gesicht sie so etwas wie Besorgnis sah. Fürchtete er Randolfs Zorn, weil sie immer noch am Leben war? Oder war Ekkehart der Erste, dem sie auf dem Vorhof zur Hölle begegnete?
    Allmählich wurde das dumpfe Dröhnen in ihren Ohren zum Toben der vielen Menschen, die das Schauspiel mitverfolgt hatten.
    Der Geistliche, der sie befragt hatte, hob die Hand und brachte damit die Menge zum Schweigen.
    Noch bevor er etwas sagen konnte, ertönte die schnarrende Stimme. »Das reine Wasser hat sie wieder ausgestoßen. Sie ist eine Hexe!«
    Ängstliche Stimmen, Wutschreie und Rufe »Tötet sie!« klangen durcheinander.
    Wieder hob der Fragesteller die Hand, bis es ruhig wurde.
    »Sie war vollständig untergetaucht. Das Wasser hat sie nicht abgestoßen. Sie ist nur noch am Leben, weil dieser Mann sie kurz vor dem Ertrinken wieder hochgezogen hat.«
    »Ja, sie ist unschuldig! Lasst sie frei«, rief eine Frau aus der Menge. Beifällige Rufe kamen auf, immer mehr Stimmen forderten: »Lasst sie frei!«
    Der Raubvogelgesichtige drängte sich vor und wies anklagend auf Ekkehart. »Dieser Tölpel hat einen Fehler gemacht. Er hat sie zu früh aus dem Wasser geholt.«
    »Sie war schon so gut wie tot und bewegte sich nicht mehr, als ich sie hochzog«, rechtfertigte sich der falsche Soldat.
    »Vielleicht ist sie unschuldig, vielleicht aber hat Gott so entschieden, weil er nicht sie, sondern die unschuldige Seele ihres ungeborenen Kindes retten wollte«, überlegte der Fragesteller laut. »Eine schwierige Entscheidung …«
    Von den Schaulustigen erklangen erneut laute Rufe, mit denen manche Marthes Tod, andere ihre Freilassung forderten.
    Marthe selbst stand tropfnass und

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