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Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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der Bischof und Christian hinab in die Kellergewölbe. Auf Martins Zeichen hin schlossen sich ihnen dort zwei Männer aus der Wachstube an.
    Christian hielt es für durchaus möglich, dass man nun auch ihn einsperren würde. Aber dann wäre der Bischof wohl kaum mitgegangen, sondern hätte einfach seinen Wachen den Befehl gegeben, ihn in den Kerker zu werfen.
    Er wurde zu einer Tür am Ende des schmalen, finsteren Ganges geführt.
    »Seht den Riegel. Er war vorgeschoben, als Euer Weib auf unerklärliche Weise aus diesem Raum verschwand.«
    Christian warf wie befohlen einen Blick auf den Riegel, dann betrat er das Verlies. Der Anblick erschütterte ihn bis ins Mark.
    Es war ein Kerker wie andere auch, in denen er selbst schon gefangen war. Aber der Gedanke, dass Marthe hier eingesperrt und nach den Worten der Magd sogar gefoltert worden war, raubte ihm den Verstand.
    Er erkannte etwas auf dem Boden und stürzte hin, um es aufzuheben: Fetzen von dem grünen Kleid, das sie so gern getragen hatte. Für einen Moment drückte er sein Gesicht in den zart bestickten Stoff, dann schrie er auf wie ein waidwundes Tier: »Was habt ihr mit ihr gemacht!? Was habt ihr mit ihr gemacht!?«
    Rasend vor Zorn wollte er sich auf den Nächstbesten stürzen. Doch die Wachen warfen sich ihm in den Weg. Christian hätte wohl zwei oder drei überwinden können, aber irgendein letzter Rest von Vernunft machte ihm bewusst, dass er dabei war, einen Mann der Kirche anzufallen, noch dazu einen Bischof.
    Während die Wachen seine Arme umklammerten, sank er auf die Knie. »Vergebt mir, ehrwürdiger Bischof.«
    Der Bischof bedeutete seinen Männern, den Ritter loszulassen.
    »Nun, genau das wollte ich sehen«, sagte er gelassen. »Euer Entsetzen scheint echt. Ich muss sagen, ich kannte Euren Ruf und hatte Euch dringend in Verdacht, auf irgendeine gewagte Weise Euer Weib aus dem Kerker geholt zu haben. Doch Ihr scheint tatsächlich nicht zu wissen, wo sie steckt.«
    »Wie soll sie aus einem bewachten Verlies verschwunden sein? Jemand hat sie totgeschlagen und irgendwo verscharrt«, schrie Christian. »Jemand, der ihren Tod von Anfang an gewollt hat!«
    »Mäßigt Euch, Ritter, oder ich lasse Euch sofort hinauswerfen. Dann finden wir nie heraus, wo Euer Weib ist«, wies ihn der Bischof scharf zurecht.
    »Ich will wissen, wer der Ankläger war«, forderte Christian.
    »Das zu erfahren steht Euch nicht zu, sondern nur der Angeklagten«, antwortete Martin. »Aber seid versichert, dass es ein angesehener Mann war.«
    Abrupt drehte sich der Bischof um und ging wieder zur Treppe. »Folgt mir nach oben«, befahl er Christian.
    Von durcheinanderwirbelnden Gedanken und Gefühlen halb betäubt, ging der Ritter ihm nach.
    »Wie gesagt, Euer Weib stellt uns vor ein Problem«, nahm Bischof Martin den Gesprächsfaden wieder auf, als sie wieder in dem prunkvollen Saal waren. »Wir müssen herausfinden, wie sie entkommen ist. Dabei zähle ich auf Eure Hilfe.«
    Christian antwortete nicht.
    Er hatte nicht vor, Marthe auszuliefern, sollte sie noch leben und er sie finden, nur damit der Bischof sie doch noch töten lassen konnte.
    »Wenn es keine Erklärung dafür gibt und wir niemanden finden, der sie heimlich an den Wachen vorbei hinausgebracht hat«, fuhr Bischof Martin fort, als würde er das Ausbleiben einer Antwort nicht bemerken, »dann bleiben nur zwei Möglichkeiten. Entweder ist sie tatsächlich eine Hexe und mit Hilfe des Bösen entkommen. Aber Ihr und selbst der Markgraf und seine Gemahlin versichern mir, sie sei nicht mit teuflischen Mächten im Bunde. Demnach bliebe nur noch als Erklärung, dass sie göttlichen Beistand hatte. Dann ist sie vielleicht sogar eine Heilige.«
    Der Bischof fixierte Christian scharf. »Findet sie und findet heraus, was geschehen ist, damit wir diese merkwürdige Angelegenheit zu einem Ende bringen können.«
    Damit war Christian entlassen.
    Doch bevor er die Tür erreichte, rief der Bischof ihn noch einmal zurück. »Und findet sie schnell. bevor es jemand tut, der nicht glaubt, dass sie eine Heilige ist.«

Christians Suche
    »Nichts!«, stieß Christian hervor und hieb verzweifelt auf den Tisch. »Vier Wochen lang haben wir überall gesucht und Leute befragt, aber niemand weiß etwas über ihren Verbleib.«
    Er hatte sich mit seinen Freunden, die sich an der Suche beteiligt hatten, für diesen Nachmittag in einem der Ritterquartiere auf dem Meißner Burgberg verabredet. Jeder in der Runde wirkte ernst und besorgt, Lukas

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