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Die Spur der Kinder

Titel: Die Spur der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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gefunden?«, erkundigte sie sich, ohne ihre Augen von der Akte zu nehmen.
    Er nickte.
    »In ihrer Küche – stranguliert mit einem Gürtel«, hörte er sich in Gedanken sagen und sah es wieder vor sich, wie er in die Wohnung gestürmt war.Hinter ihm Frauke Behrendt und später die Sanitäter. Überall stand schwarzer Rauch in den Zimmern. Und während Behrendt sich um das Team der Spurensicherung gekümmert und das Päckchen mit der Lilie zu Boris Solewski ins Labor hatte schicken lassen, war Karstens im Krankenwagen mitgefahren, für den Fall, dass García doch noch etwas sagte. Damit, dass sie ausgerechnet ins Sankt-Marien-Krankenhaus fuhren, hatte er natürlich nicht gerechnet.
    Die Schwester sah von Garcías Akte auf. »Doktor Matern hat vermerkt, dass die Patientin mehrere Hämatome hat. Sind höchstens ein bis zwei Tage alt, es gibt aber auch welche, die älter sind. Dazu kommen Brandnarben von Zigaretten und Striemen am Rücken.«
    »Danke«, murmelte Karstens und stellte fest, dass er sich in seinen bisherigen neun Dienstjahren noch niemals so machtlos gefühlt hatte. Von der Sache mit Pauline einmal abgesehen, doch das war etwas anderes gewesen.
    Die Schwester korrigierte den Sitz ihrer Brille und musterte Karstens erneut. »Sagen Sie, habe ich Sie hier nicht schon mal gesehen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Nein, das muss ein Irrtum sein, ich werde öfter mit jemandem verwechselt«, erwiderte er mit einer gleichgültigen Handbewegung und verzog seine Lippen zu einem dünnen Lächeln.
    »Sicher?Ich meine, so oft kommt es ja nicht vor, dass …«
    »Nein«, Karstens’ Blick streifte das Namensschild auf ihrem Kittel, »Sie irren sich, Frau Wolters.«
    Die Schwester nickte ungläubig und folgte dem Krankenhauskorridor, als Karstens’ Handy in der Innentasche seines Jacketts vibrierte.
    »Hallo Frauke … ja, noch immer im Krankenhaus«, sagte er und rieb sich die Augen, »gibt’s irgendwas Neues aus dem Labor?«
    »Nein, Solewski bemüht sich aber, dass wir die forensischen Berichte morgen im Laufe des Tages bekommen«, drang es aus der Leitung. »Kikki hat sämtliche Fahrradkurierzentralen in Berlin und Umgebung abtelefoniert. Nirgendwo ist ein Auftrag an Garcías Adresse registriert. Sieht ganz danach aus, als hätte es schon wieder keinen gegeben.«
    »Willst du damit etwa sagen, dass sich dieser Psychopath neuerdings selbst als Fahrradkurier ausgibt, oder was?« Karstens stand auf und lief, umständlich in seiner Hosentasche nach ein paar Münzen kramend, zum Getränkeautomaten. »Ts, dieses perverse Schwein, womöglich geilt es ihn auf, den nichtsahnenden Eltern seine kleinen Blumenpräsente höchstpersönlich zu überbringen. Und ehe sie das Päckchen auspacken und erfahren, was es damit auf sich hat, ist der feige Hund längst über alle Berge.« Er warf eine Münze in den Automatenschlitzund drückte einige Tasten, als er plötzlich innehielt. »Aber was heißt hier überhaupt, es gab wieder keinen Auftrag?«
    »Na, wie schon vor zwei Wochen bei dem Jungen aus Potsdam.«
    Eine Coladose fiel scheppernd hinter die Automatenklappe.
    »Was? Frauke, wieso weiß ich nichts davon?«, fragte er und bückte sich nach der Dose im Klappfach.
    »Natürlich weißt du davon – du hast den Bericht aus Potsdam doch auch gelesen. Hast du doch, oder nicht?«
    Karstens rieb sich die Schläfe. »Äh, ja, doch, doch«, meinte er und fragte sich kurzzeitig, ob er ihn wirklich gelesen hatte. Wo war er nur mit seinen Gedanken in letzter Zeit?
    Karstens spürte unendliche Wut in sich aufsteigen. Wut auf sich selbst. Wut auf dieses Schwein, das sie bereits mehr als zwei Jahre an der Nase herumführte. Wut auf das, was letztes Jahr in diesem Krankenhaus geschehen war. Er zwang sich, nicht mit der Coladose gegen den Getränkeautomat zu hämmern.
    »Erste Untersuchungen haben übrigens ergeben, dass García misshandelt wurde«, sagte er dann und fuhr sich mit der eiskalten Coladose über die Stirn.
    »Hat vermutlich ’nen prügelnden Mann zu Hause, undjetzt sieht es noch ganz danach aus, als sei ihre Tochter einem kranken Psychopathen zum Opfer gefallen. Das würde zumindest erklären, warum sie sich umbringen wollte.«
    »Der Ärmsten blieb aber auch nichts erspart«, seufzte Behrendt am anderen Ende der Leitung.
    »Diesen Herrn García werde ich mir höchstpersönlich vorknöpfen.«
    »Moment mal«, kam es von Behrendt. »Angenommen, Luna wurde ebenfalls geschlagen, dann hätten wir ein erstes

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