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Die Spur der Kinder

Titel: Die Spur der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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Blick starrte Fiona ins Wohnzimmer, als sie auf einmal laut lachen musste. Sie lachte immer weiter, immer lauter. Immer bitterer. Mit Tränen in den Augen verfiel sie in einen regelrechten Lachkrampf, bis ihr das Zwerchfell weh tat und sie auch diesen Schmerz mit einem Schluck Johnny Walker betäubte.
    ***
    (Rund hundert Kilometer vor Berlin)
    »Hör zu, Mann, du musst mir glauben, ich bin kein verdammter Schnüffler!«, schrie Sascha Funk. »Ich hatte da im Container ’n bisschen Gras versteckt, nix weiter, nur ’n kleines Haschdepot. Nach Feierabendziehen meine Jungs und ich auf dem Spielplatz manchmal gern einen kleinen Joint durch – das ist alles. Und jetzt, wo die Bullen da patrouillieren, wollte ich’s aus dem Container verschwinden lassen. Mann, ich schwör’s, ich hab keinen Schimmer, was da in dem Container noch sein sollte. Ich will’s auch gar nicht wissen, Mann! Von mir aus können wir das Ganze einfach vergessen. Sie lassen mich gehen, und ich halt den Mund. Ich wandere aus, scheiß egal, wohin – und Sie sehen mich niemals wieder. Ist das ’n Deal?«
    Der Mann im schmutzigen Unterhemd schenkte ihm ein schäbiges Lächeln und nahm mit spitzen Fingern die nächste Rasierklinge von dem Haufen, den er auf dem Campingtisch ausgeschüttet hatte.
    »Ich scheiß auf deinen Deal.«
    »Aber wenn ich’s doch sage, ich bin wirklich kein gottverdammter Schnüffler!«, winselte Funk.
    »Dann hast du wohl einfach nur Pech gehabt«, grinste der Mann schadenfroh. »Warst eben zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort.«
    Funk blickte auf die Klinge in der rechten Hand des Mannes.
    »Wenn du stillhältst, lass ich dich vielleicht am Leben.«
    Eine verdammte Lüge .
    Aber Funk blieb keine Wahl. Resigniert schloss er die Augen. Der Mann hielt seinen Unterkiefer fest, und Funk spürte, wie er mit der anderen Hand dierostige Klinge an seiner Stirn ansetzte und ganz langsam seine Haut durchschnitt.
    »Geht doch«, brummte der Mann zufrieden und setzte zu einem weiteren Schnitt an. Jeder einzelne Ritz brannte über Funks linker Augenbraue, während ihm das Blut übers Auge rann.
    Irgendetwas in sich hineinnuschelnd, schnippte der Mann die Klinge weg und wandte sich erneut zum Tisch um. Suchend fuhr er mit dem Zeigefinger durch den Haufen verdreckter Klingen, als sei es von Bedeutung, welche er für sein Vorhaben auswählte. Schließlich streckte er seine Hand nach einer Rolle Klebeband und einer Kordel im Wandregal aus.
    Aus dem Augenwinkel fixierte Funk die Chloroformflaschen im obersten Fach. Er witterte eine letzte Chance, seinem Tod doch noch zu entkommen. Dann geschah alles in Bruchteilen von Sekunden.
    Mit Schwung ließ sich Funk mitsamt des Stuhls, an den er gefesselt war, nach vorne kippen und wuchtete sich auf die Füße. Blitzschnell drehte er sich um. Rammte seinem Peiniger die Stuhlbeine mit voller Wucht in den Leib, so dass dieser mit seinem ganzen Gewicht gegen das Regal stürzte. Funk zwang sich, die Luft anzuhalten, als die herabfallenden Chloroformflaschen wie Glasbomben auf dem Boden zerschellten. Sofort erzielte der austretende Giftstoff seine Wirkung.
    DerMann im Unterhemd verlor das Bewusstsein, während Funk sich rasch zu orientieren versuchte und mit dem Stuhl auf dem Rücken eine schmale Tür ansteuerte. Er befahl sich, weiter den Atem anzuhalten, und drückte die Klinke mit dem Kinn herunter. Dann schleppte er sich die dahintergelegene Treppe hinauf, auf deren Stufen Videokassetten und unzählige Schuhe verstreut lagen.
    Noch mehr Kinderschuhe!, nahm Funk erschrocken zur Kenntnis, bevor er den Wohnbereich des Bungalows erreichte. Das ganze Haus war verdunkelt. Verzweifelt rang er nach Luft und blickte sich nach den Rottweilern um.
    Wo zum Teufel versteckt ihr Scheißköter euch!
    Hastig schleppte er sich nach draußen. Das Tageslicht stach in seine Augen, als er durch ein Lilienbeet querfeldein auf den Wald zusteuerte. Für eine Sekunde war ihm, als hätte er ein Kind schreien hören.
    Luna?
    Funk blieb stehen. Da war es wieder, es war eindeutig das Rufen eines Kindes.
    »Luna? Kannst du mich hören? Luna?«
    Nackt und blutverschmiert stolperte er zurück Richtung Bungalow. Und mit einem Mal hörte er neben den Rufen eines Mädchens einen leisen Gesang, der sich wie ein Kinderchor anhörte.
    Was ist das, zum Teufel?
    Funk hielt ein weiteres Mal inne. Von ferne vernahmer plötzlich Hundegebell – die Rottweiler hatten seine Fährte aufgenommen! Funk machte kehrt und rannte in den Wald,

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