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Die Spur der Kinder

Titel: Die Spur der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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recht«, erwiderte Fiona so leise, dass Karstens sie kaum verstand.
    Er verschränkte die Arme und beugte sich nach vorne, um ihren Blick zu fixieren. »Frau Seeberg, wenn es da etwas gibt, das ich wissen sollte, dann müssen Sie es mir sagen! Wollen Sie, dass ich den LeichnamIhrer Freundin«, er hustete leise, »Ihrer Bekannten, meine ich … Soll ich sie obduzieren lassen?«
    Fiona zögerte. Allmählich musste sie sich beeilen, wenn sie Karstens ihren schwerwiegenden Verdacht gegenüber Adrian noch darlegen wollte, bevor der Alkohol gänzlich Besitz von ihr ergriffen hatte. Schon jetzt huschten die Worte, die sie sich zurechtgelegt hatte, nur noch wie ein Schatten durch ihren Kopf.
    Reiß dich am Riemen.
    Sie wollte gerade ansetzen, ihre Bedenken zu äußern, als Karstens ihr zuvorkam. »Wissen Sie, wie lange Ihre Bekannte eigentlich schon für diesen Escort-Service gearbeitet hat?«
    Fiona verzog das Gesicht. »Was für ein Escort-Service?«
    Ungläubig lächelte Karstens. »Sie wussten gar nicht, dass Theresa Parloff für einen Escort-Service tätig war?«
    Eine Antwort war überflüssig, denn die Überraschung stand Fiona buchstäblich ins Gesicht geschrieben. »Um ehrlich zu sein, hätte ich ihr so was gar nicht zugetraut. Sind Sie ganz sicher?«
    »Hundertpro, wir haben alles überprüft.«
    Fiona senkte den Blick auf ihr Whiskyglas. Hatte sie sich in Theresa viel mehr getäuscht als gedacht? Hatte sie sich den Schuss doch selbst gesetzt? Hastig bestellte Fiona eine weitere Runde Whisky.
    »Äh,danke, für mich keinen mehr«, lehnte Piet Kastens ab. »Aber eine große Cola noch.« Er stützte sich mit dem Ellenbogen seitlich auf der Theke ab und beobachtete, wie Fiona das nächste Glas auf ex hinunterstürzte.
    Wie sah Karstens sie an? Vorwurfsvoll? Nein, da war kein Vorwurf in seinen Augen. Warum auch. Schließlich stand ihr nicht auf der Stirn geschrieben, dass sie seit zwei Wochen trocken gewesen war, bevor sie ihr Gelübde gebrochen hatte. Nein, Karstens wusste nicht um das Ausmaß, den jeder Schluck auf ihr Leben hatte .
    Und auch Fiona wollte augenblicklich nichts davon wissen.
    »Wann kommt eigentlich Ihr neues Buch raus?«, fragte er wie aus dem Nichts.
    »Laut Verlag soll es bereits zur kommenden Buchmesse erscheinen«, antwortete Fiona, dankbar für den Themenwechsel.
    »Schaffen Sie das überhaupt? Ich meine, bei allem, was derzeit so um Sie herum passiert – das muss Sie doch ziemlich aufwühlen?«
    »Gerade deshalb ja. Es war für mich längst überfällig, diesen Roman zu schreiben. Im Grunde ist es nicht wichtig, wann das Buch erscheint, entscheidend ist nur, dass ich ein für alle Mal einen Punkt unter diese Zeilen machen kann, verstehen Sie?«
    Karstens studierte ihr Gesicht. »Einen Punkt unter das Kapitel Sophie, meinen Sie?«
    Zaghaftnickte Fiona.
    »Ist das der Grund, weshalb das Mädchen in Ihrem Roman stirbt?«
    Mit skeptischer Miene fragte Fiona: »Woher wissen Sie das?« Entsetzen wurde in ihrer Stimme laut.
    Karstens riss die Hände hoch. »Hab bloß geraten, mehr nicht«, sagte er schnell. »Ich hoffe, das … das klang jetzt nicht taktlos?«
    Fiona zog die Augenbrauen zusammen, sie glaubte ihm kein Wort, war jedoch zu betrunken, um sich länger mit dem Gedanken auseinanderzusetzen.
    Stattdessen blickte sie auf die Narbe, die quer über Karstens’ Handrücken verlief. »Was hat es damit auf sich?«
    »Ach, nichts, ist ’ne lange Geschichte.« Rasch zog er seine Hand weg.
    »Entschuldigung, ich wollte nicht …«
    »Schon okay, ist halb so wild«, beteuerte er. »Es ist wohl nicht dasselbe, wie wenn man ein Kind verliert, aber ich weiß, wie es ist, einen Menschen zu verlieren, den man liebt«, gestand er und fuhr mit dem Finger über die Narbe.
    Schweigsam blickte Fiona ihn an und sah, wie sich seine schmalen, sinnlichen Lippen bewegten.
    »Und wissen Sie, was noch schlimmer ist, als jemanden zu verlieren?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Schuld daran zu sein«, sagte Karstens.
    »Wiemeinen Sie das?«
    Er zuckte mit den Achseln, und Fiona sah, wie es in ihm arbeitete.
    »Pauline, meine damalige Freundin – nein, sie war mehr als das. Jedenfalls waren wir da an so ’nem Fall dran. Mord. Drogen. Prostitution. Das ganze Register auf einmal. Einer der Hauptverdächtigen war ausgerechnet Paulines Exfreund. Nachtclubbesitzer. War alles ’ne ziemlich heikle Geschichte, und Pauline hat mich darum gebeten, sie zunächst allein mit ihrem Ex reden zu lassen.« Karstens schüttelte

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