Die Spur der Kinder
dem Passwort kriegst du hin?«, fragte Fiona und holte zwei Tassen aus dem Küchenschrank.
Er lächelte kurz. »Klar. Ich wünschte, mancher Fall wäre so leicht zu lösen wie ein Computer-Passwort – und notfalls haben wir ja noch die hier«, sagte er, zog eine CD-ROM aus der Innentasche seiner Lederjacke und hielt sie mit zwei Fingern hoch. »Darauf ist ein spezielles Programm, das eigens für das Hacken von Passwörtern und versteckten Dateien programmiert wurde. Ganz egal, wie verschlüsselt die Dateien auch sind, mit dieser CD lesen wir sie garantiert aus.«
Verblüfft hob Fiona die Brauen. »Wenn das so ist, kann man ja von Glück reden, dass du nicht für die Gegenseite arbeitest, oder besitzen alle Polizisten so ein Ding?«
»Ich sag mal so – alle, die über gewisse Kontakte verfügen«, grinste er.
Tatsächlich hatte Piet Karstens nicht zu viel versprochen, und noch bevor der Kaffee durchgelaufen war, hatte er Adrians Passwort geknackt. Allerdings ohne die CD .
»Und, wie lautete das Passwort?«, wollte Fiona wissen, während sie zwei volle Kaffeetassen, Zucker und Milch auf den Tisch stellte.
»Das … das wurde so genau nicht angezeigt …«, sagte er mit einer lapidaren Geste.
Fiona zog die Brauen zusammen und setzte sich anden Tisch. »Piet, was soll diese Geheimniskrämerei?«
»Na schön, wie du willst«, seufzte er schwerfällig. »Theresa. Das Passwort lautete Theresa.«
Er drehte den Bildschirm in Fionas Richtung und rückte mit seinem Stuhl dicht neben sie, so dass sich ihre Ellenbogen berührten.
Fiona schluckte.
Theresa, natürlich, wie dumm von mir.
Sie war bemüht, sich ihre Demütigung nicht anmerken zu lassen.
Und ich naive Kuh habe es doch tatsächlich noch mit meinem eigenen Namen versucht.
Karstens durchforstete sämtliche Bilder, Videos und Downloads, bevor er sich über Adrians E-Mails hermachte. »Laut E-Mail-Korrespondenz hat sich dein werter Verlobter vor ungefähr zwei Jahren einen zusätzlichen Freemail-Account eingerichtet und von da an eine ganze Zeit lang mehrmals täglich mit dieser Theresa Parloff gemailt.«
»Erspar mir die Details«, bat ihn Fiona und übernahm die Tastatur. Sie tippte den Namen ihrer Tochter in den automatischen Suchlauf ein.
Nichts. Der Name tauchte kein einziges Mal auf.
»Lass mich mal.« Sanft umfasste Karstens Fionas Hände und nahm sie von der Tastatur. »Es muss irgendetwas geben, das nicht nur du, sondern auch ich nicht sehen sollte, sonst hätte mir Adrian Riedelwohl kaum verschwiegen, dass er einen Laptop besaß«, sagte er mit schmalen Augen. »Was hat er bloß versteckt, das die Polizei auf keinen Fall finden sollte?«
Beiläufig nippte Karstens an seinem Kaffee und überflog unzählige E-Mails, als er plötzlich innehielt und die Tasse abstellte, ohne die Augen von dem Bildschirm zu nehmen. Plötzlich klappte er den Laptop unvermittelt zu, als wolle er nicht wahrhaben, was er gerade entdeckt hatte.
»Was soll das? Ich will sofort wissen, was los ist!«, meinte Fiona und langte nach dem Laptop.
»Warte!«, erwiderte Karstens. Er stand auf, zog sein Handy aus der Tasche und wählte die Nummer des Präsidiums.
Verwirrt schüttelte Fiona den Kopf und steckte sich eine Zigarette an.
»Ich erkläre dir gleich alles«, murmelte Karstens und nahm ihr die Zigarette aus der Hand.
»Hallo Kikki, hier ist Piet … ja … nein, danke. Gut … nein, noch nicht, keine Ahnung – Kikki, hör zu, es ist wichtig, du musst bitte dringend jemanden für mich überprüfen«, sprach er mit der Zigarette im Mundwinkel und lief vor dem Küchenfenster nervös auf und ab. »Mensch, Kikki, ja-ha, ich wei-eiß, deswegen ruf ich ja auch dich an, weil ich weiß, dass ich mich auf dich verlassen kann, stimmt’s? Gut, danke. Der Name der zu überprüfenden Person lautet Rolf Jobst.«
Entgeistertblickte Fiona zu Karstens auf, während dieser weitertelefonierte. »Okay, nein, du musst noch weiter zurückgehen, die Sache liegt schon ein paar Jahre zurück … ja, ja genau. Und du bist dir ganz sicher, dass er es ist?« Karstens blieb stehen. »Danke, mehr wollte ich nicht wissen, nein, ist nicht nötig.« Er legte auf, drückte die Zigarette im Ascher aus und sah Fiona wortlos an.
»Nun sag schon, was ist mit Rolf?«, fragte sie bestimmt.
»Wie gut kennst du Rolf Jobst?«
»Adrian ist«, sie stockte, »Adrian war mit ihm befreundet.«
Alarmiert horchte Karstens auf. »Seit wann?«
Sie hob die Schultern. »Vielleicht seit drei oder vier
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