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Die Spur der Kinder

Titel: Die Spur der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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ihr eine Gänsehaut. Angespannt blickte sie auf ihr Handy, unterdrückte jedoch den Impuls, Rolfs Nummer zu wählen und ihre ganze Wut herauszuschreien. Doch untätig in der Küche herumzusitzen, machte sie ebenso wahnsinnig.
    Kurzzeitig dachte sie daran, sich hinter ihren Schreibtisch zu setzen und sich mit ihrem Roman abzulenken, tat diesen Gedanken jedoch gleich wieder ab. Es erschien ihr geradezu absurd, in ihrem jetzigen Zustand auch nur einen einzigen klaren Satz zu formulieren.
    Wenn Karstens doch wenigstens Adrians Laptop dagelassen hätte …
    Ihr Blick fiel auf ihre Handtasche auf dem Stuhl neben ihr, in der sich die übrigen Kreditkartenabrechnungen aus Adrians Büro befanden. Fiona breitete alle Belege auf dem Tisch aus. Wieder war es der Name von ein und demselben Ausflugslokal, der sich wie ein roter Faden durch die Abbuchungen zog. Grübelnd ging Fiona in ihr Arbeitszimmer, warf ihren Laptop an und googelte die Adresse des besagten Lokals im Spreewald.
    »Genießen Sie die einzigartige Naturlandschaft des Spreewalds! Der Biergarten in der Grünen Pforte ist für unsere großen und kleinen Gäste bis 19 Uhr geöffnet. Kahnfahrten durch das Flusslabyrinth im verwunschenen Hochwald ab 6 Euro«, hießes auf der Website. Fiona sah auf die Uhr. Inzwischen war es halb vier, ihr bliebe noch ausreichend Zeit, um sich vor Ort ein wenig umzusehen.
    ***
    (In Berlin)
    Frauke Behrendt würgte den dunkelblauen Passat in der Parklücke unmittelbar vor dem Seniorenstift Bernhof ab. Noch so eine Sache, die Piet Karstens besser konnte, dachte sie, redete sich jedoch partout ein, alles richtig gemacht zu haben. Sie stieg aus dem Wagen und lief auf das große Sandsteingebäude auf der anderen Straßenseite zu. Dicht hinter ihr die beiden älteren Kollegen, die ihren Streifenwagen vor dem Spielplatz geparkt hatten. Im Foyer des Seniorenstifts schlug Behrendt der Geruch von alten Leuten entgegen.
    »Frauke Behrendt, LKA «, wies sie sich an der Pforte aus und erkundigte sich nach Fritz Brommers Zimmernummer.
    Der dickliche Pförtner inspizierte Behrendts Dienstmarke, als kenne er so etwas nur aus dem Fernsehen. »Was hat unser Herr Brommer denn ausgefressen?«, erkundigte er sich neugierig.
    Ohne zu antworten, steckte Behrendt ihre Marke ein.
    Zudritt folgten sie schließlich einem großzügigen, holzverkleideten Gang durch das Erdgeschoss. Ohrensessel in jeder Ecke. Vasen mit Trockenblumen neben rollstuhlgerechten Zimmertüren. An den Wänden abstrakte Fotografien, wie man sie aus Zahnarztpraxen kennt. Energisch klopfte Behrendt an die Tür mit der goldenen Achtzehn.
    »Herr Brommer, hier ist Frauke Behrendt, LKA , öffnen Sie bitte die Tür.«
    Sie hörte Schritte im Zimmer.
    »Herr Brommer, machen Sie auf!« Behrendt klopfte erneut, während sich ihre Kollegen mit gezogener Waffe neben der Tür in Position brachten.
    Fritz Brommer öffnete in einem karierten Pyjama. Das Zimmer dahinter lag vollständig im Dunkeln. »Sie schon wieder! Großer Gott, was ist denn los? Kann man denn hier nicht mal in Ruhe seinen Mittagschlaf machen?«, gähnte er und blinzelte die Beamten mit schläfrigen Augen an.
    »Fritz Brommer, Sie stehen unter dringendem Verdacht, Luna García und vier weitere Kinder entführt zu haben, und sind vorläufig festgenommen. Ich muss Sie bitten, mitzukommen.«
    »Was sagen Sie da?« Brommer zog die Brauen zusammen. »Das ist doch … Was erlauben Sie sich! Ich bin unschuldig!«
    Brommer wich zurück und wollte Behrendt gerade die Tür vor der Nase zuschlagen, als einer der Polizisten diese mit seinem Fuß stoppte.
    Deralte Mann schnaufte. »Wie oft denn noch? Ich habe längst gesagt, was ich weiß!«
    »Lassen Sie die Spielchen!«, fauchte Behrendt. »Wir wissen, dass Sie im Zoo waren, als Luna García verschwand.«
    Das Gesicht des alten Mannes wirkte mit einem Mal aschfahl. Er schob das Kinn vor und sah Behrendt an. »Das macht mich noch lange nicht zum Kindermörder!«
    »Das können Sie gerne morgen dem Untersuchungsrichter erzählen.« Behrendt stakste in sein Zimmer und zog die schweren Vorhänge beiseite, so dass das hereinfallende Sonnenlicht den Raum erhellte. Das Zimmer hatte zwar einen direkten Zugang zu einer gepflegten Gartenanlage, war jedoch wesentlich kleiner und einfacher eingerichtet, als Behrendt erwartet hatte. »Sie haben drei Minuten, um Ihre Sachen zu packen.«
    Unwirsch betrachtete Fritz Brommer die Polizistin. Dann bedeutete er ihr mit einem Blick zur Tür, draußen zu warten.

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