Die Spur der Kinder
dann lässt du es mich bitte wissen, ja?«
Sie nickte. »Wahrscheinlich werde ich den Laden erst mal schließen.«
»Ja, wird wahrscheinlich das Beste sein«, pflichtete Rolf ihr bei. »Was hast du eigentlich mit Adrians Laptop vor?«, erkundigte er sich dann.
»Ach, nichts«, meinte sie und klappte das MacBookzu, als das Handy in ihrer Hosentasche Alarm schlug.
Fiona blickte auf das Display. Es war Karstens, den sie auf dem Weg zum Restaurant angerufen hatte, um ihn über den makaberen Tierfriedhof in Ulrike Schneiders Keller und die weißen Lilien in ihrem Garten zu unterrichten.
Leise räusperte sich Rolf. »Geh ruhig dran, ich wollte sowieso nur kurz vorbeischauen – bin schon wieder weg«, sagte er und war schon aus der Tür, als Fiona das Telefonat annahm.
»Hallo, Piet. Hast du was über die Kita-Leiterin herausfinden können?«, fragte sie leise.
»Tut mir leid, ich habe diese Schneider nochmals überprüft – sieht ganz so aus, als hat die ’ne lupenreine Weste. Und da weder der Besitz von präparierten Tieren noch der von weißen Lilien strafbar ist, sind mir hinsichtlich einer Hausdurchsuchung leider die Hände gebunden«, seufzte Karstens am anderen Ende der Leitung.
»Verstehe«, sagte Fiona enttäuscht. »Ich hätte da allerdings etwas, das dich interessieren könnte: Adrians Laptop.«
»Sein Laptop? Mir gegenüber hat dein Verlobter behauptet, er hätte gar keinen …«
Eine Lüge. Eine von so vielen .
»Mit einem Passwort kann ich aber leider nicht dienen. Ich habe wirklich schon alle möglichen Kombinationen versucht.«
»Dasdürfte kein Problem sein. Ich kenne mich mit solchen Dingen aus.«
»Soll ich den Laptop aufs Präsidium bringen?«
»Aufs Präsidium? Äh, nein, das ist keine gute Idee«, sagte Karstens schnell. Da sie bislang kein Wort über ihr Tête-à-Tête neulich Nacht verloren hatten und er es auch dabei belassen wollte, zog Karstens es vor, seine vorläufige Suspendierung zu verschweigen. »Was hältst du davon, wenn wir uns in zwanzig Minuten bei dir zu Hause treffen?«
»Bei mir?«, sagte Fiona, bemüht, sich ihre Verunsicherung nicht anmerken zu lassen. Aber sie musste ohnehin irgendwann wieder in die Wohnung, und nach allem, was geschehen war, tat sie dies lieber im Beisein von Piet Karstens. »In Ordnung, dann bis gleich«, sagte sie schließlich, legte das Handy beiseite und fuhr sich einen Augenblick lang nachdenklich über die Unterlippe. Dann packte sie den Laptop und die Kreditkartenrechnungen ein und verließ das Büro.
***
(Polizeipräsidium, Berlin)
»Stopp, spul noch mal zurück!«, wies Frauke Behrendt einen der Kollegen an, die mit ihr und dem Dezernatsleiter Bernd Schelling im abgedunkelten Raumdie Bänder der Überwachungskameras des Berliner Zoos sichteten. Alle Aufzeichnungen stammten vom einundzwanzigsten Juni, dem Tag, an dem die kleine Luna García dort verschwand. Gebannt starrte Behrendt auf das Video, das ein Beamter an die Wand warf. Ihre Intuition hatte sie in den vergangenen fünf Dienstjahren kein einziges Mal getäuscht. Sollte Fritz Brommer, entgegen seiner Aussage, tatsächlich im Zoo gewesen sein, wäre Behrendt nicht nur der Ruhm sicher, jenen Serientäter, der das LKA jahrelang in Atem gehalten hatte, zu überführen, sondern auch die Beförderung zur Kommissarin.
»Da! Da hinten! Das könnte er sein!« Behrendt sprang auf. Sie zeigte mit ihrem Kugelschreiber auf einen älteren Herrn mit Schildkappe, der den Eingang des Zoos passiert hatte und jetzt unmittelbar hinter dem großen Torbogen stand.
»Markus, kannst du den Bildausschnitt näher ranzoomen?«
»Klar«, tönte es hinter dem Projektor hervor, und stufenweise vergrößerte sich das Bild.
Behrendt kniff die Augen zusammen. »Kriegst du das noch schärfer hin?«
»Tut mir leid, mehr ist nicht drin, offenbar stammt die Überwachungskamera des Zoos noch aus der Steinzeit.«
Nervös kaute Behrendt an einem Fingernagel. Der stattlichen Figur nach konnte es ohne weiteres FritzBrommer sein, doch das Gesicht des Mannes war zu unscharf, um es zu identifizieren.
»So ein Mist!«, fluchte Behrendt und setzte sich wieder. Wenn das so weiterging, konnte es noch Tage dauern, bis sie die Bänder sämtlicher Überwachungskameras im Zoo überprüft hatten. Wertvolle Zeit, die sie nicht hatten, da mit jeder verstreichenden Stunde die Chance schwand, Luna García lebend zu finden. Nach einer kurzen Zigarettenpause bestand sie dennoch darauf, mit dem Sichten der Bänder
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