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Die Spur der Kinder

Titel: Die Spur der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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Spazierfahrt klingt das jedenfalls nicht gerade.«
    »Nein, aber, Piet: Wenn ich du wäre und meine Dienstmarke jemals wiederhaben wollte, würde ich mich da an deiner Stelle besser nicht blicken lassen«,sagte sie, obwohl sie wusste, dass er sich ohnehin nicht an ihren Rat halten würde.
    »Danke, Kikki. Hast was gut bei mir«, meinte Karstens und steckte sein Handy wieder ein. Und mit einem warnenden Fingerzeig zu Rolf, der ihn noch immer entsetzt anstarrte, sagte er: »Sollte ich Sie noch einmal auch nur in der Nähe eines Kindes sehen, mach ich Sie fertig!« Dann verließ er überhastet den Squashcourt, während Rolf ihm hinterherbrüllte: »Wenn Sie glauben, Sie könnten Ihre Unzufriedenheit über Ihr eigenes Versagen an mir auslassen, haben Sie sich gewaltig geschnitten! Ist doch nicht meine Schuld, dass Sie diese Kinder immer noch nicht gefunden haben! Und eins sage ich Ihnen: Das hier wird Ihnen noch verdammt leidtun!«
    Wütend stieg Piet Karstens zurück in seinen Wagen. Dank Frauke Behrendt war er nicht nur seiner Waffe und seiner Polizeimarke, sondern auch seines Dienstwagens beraubt worden und hatte notgedrungen seinen uralten silbernen Golf wieder zum Leben erweckt. Die Fahrt in den Spreewald konnte schnell in einem heimtückischen Labyrinth aus Auen- und Moorlandschaft enden, dennoch hatte er keine Wahl. Er drückte das Gaspedal bis zum Anschlag durch und jagte sämtlichen Tempolimits zum Trotz über die Autobahnen und Landstraßen. Laut Kikki sollte er eine gute Stundebis zu Brommers Bungalow benötigen, er aber wollte es in einer halben schaffen. Wollte sich keinesfalls noch einmal vorwerfen müssen, die entscheidenden Minuten zu spät gekommen zu sein, wie bei seinem Einsatz damals mit Pauline. Dieses Mal würde er nicht mit einem Abschiedsgruß auf einem Grabstein vorliebnehmen.
    ***
    (Im Spreewald)
    Dank Kikkis präziser Beschreibung, die sie ihm noch durchgegeben hatte, und der Tatsache, dass Behrendt ganze Streckenabschnitte hatte sperren lassen, brauchte Karstens lediglich den Straßenbarrikaden im Spreewald zu folgen. Er konnte von Glück reden, dass ihm sein Ruf vorausgeeilt war, selbst der unerfahrenste Polizist seinen Namen kannte und ihn reibungslos ohne Marke passieren ließ. Von ferne sah er die Einsatzwagen des SEK . Karstens wusste: Mit diesen bis auf die Zähne bewaffneten Jungs war nicht zu spaßen. Wenn es sein musste, schossen sie auf alles, was sich bewegte. Er parkte seinen alten Golf hinter der Polizeiabsperrung am Rande einer Böschung und sah sich nach Fionas schwarzem Jaguar um.
    Wer oder was sie auch immer in den Spreewald geführthatte, hier war sie jedenfalls nicht, stellte er fest und schnippte eine Stechmücke von seinem Arm, da hörte er plötzlich einen Schuss.
    Was zum Henker?
    Karstens kämpfte sich durch das sumpfige Gestrüpp zum Bungalow. Noch ehe er Brommers gelb gestrichenen Bungalow erreichte, lief ihm zu seiner Überraschung Hannes Jäger, der zwei Meter große Riese der Lübbenauer Polizei, in die Arme. Gefolgt von einer Handvoll GSG-9 -Beamten.
    »Die Party ist vorbei! Der Bungalow wurde gestürmt«, berichtete Jäger, klang jedoch alles andere als erleichtert.
    »Was denn? Was ist passiert?«, erkundigte sich Karstens, als von der Straße her die Sirenen mehrerer Krankenwagen ertönten.
    »Das fragen Sie mal besser Ihre Kollegin. Die wird sowieso einiges erklären müssen. Und diese Kinder, nach denen Sie suchen«, sagte Jäger mit einer wegwerfenden Handbewegung, »in der Bude da hinten sind sie jedenfalls nicht. Die ganze Aktion war ein Schlag ins Wasser!«
    Karstens musterte ihn kurz, dann folgte er einer Horde Sanitäter im Laufschritt zum Bungalow. Unweit dahinter entdeckte er Fritz Brommer. Der alte Mann krümmte sich schmerzverzerrt auf der Wiese. Jede Menge Blut quoll ihm über die faltigen Hände.
    »Vorsichtmit der Wirbelsäule«, meinte einer der Sanitäter, als sie Brommer auf eine Trage hievten.
    »Piet, was machst du denn hier?«, tönte es hinter Karstens.
    Die Stimme gehörte Frauke Behrendt.
    »Das sollte ich wohl eher dich fragen«, gab Karstens zurück, blickte verärgert auf den stark blutenden Mann und hob seinen Blick zu Behrendt.
    »Ich, ich konnte nichts dafür, Brommer war nicht im Bungalow – er kam da aus dem Hinterhalt!«, stammelte sie hilflos und zeigte auf das angrenzende Waldstück. »Mein Gott, ich dachte, er hätte eine Pistole in der Hand – ich dachte, er würde schießen!«, brachte sie zu ihrer Verteidigung hervor.

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