Die Spur der Schuld - Private L.A.: Thriller (German Edition)
Klapprechner und rief die Fotos auf, die ich vom Tatort im Haus der Cushmans gemacht hatte. Die Bildschirme an den Wänden erwachten zum Leben. »Diese hier habe ich gestern Abend aufgenommen.«
Ich hatte Nahaufnahmen von dem zersplitterten Türrahmen, dem demolierten Schlafzimmer und Shelbys Verletzungen gemacht. Die Aufnahme von Andy, wie er weinend den Kopf in seine blutüberströmten Hände stützte, wäre reif für die Titelseite einer Tageszeitung gewesen.
»Ich muss euch etwas sagen«, teilte ich der Gruppe mit. »Shelby und ich standen uns früher sehr nahe. Das war, bevor sie und Andy sich kennenlernten. Also, was auch immer ihr da draußen hört, Shelby war eine gute Freundin von mir.«
Es herrschte bedrückende Stille. Justine blickte zu mir und durch mich hindurch. Ich wusste, sie versuchte Shelby irgendwo in meiner wechselvollen Vergangenheit einzuordnen. Das war nicht leicht.
»Schaut euch mal die Fotos an«, fuhr ich fort. »Ich habe sie mir selbst eingehend betrachtet, kann aber bisher auch nur das Offensichtliche erkennen.«
»Stimmt meine Vermutung, dass nichts aus dem Haus entwendet wurde?«, fragte Justine.
»Nur Shelbys Leben.«
»Hat einer von beiden mit Drogen gehandelt?«, meldete sich Del Rio zu Wort. »Entschuldige, Jack, aber die Frage muss gestellt werden. Das weißt du.«
Ich verneinte die Frage. Die Cushmans hatten keine Drogen konsumiert und mit Sicherheit auch keine verkauft. Ich wusste, Andy verdiente genug Geld als Hedge-Fonds-Manager, um sich und Shelby ein bequemes Leben zu ermöglichen. Dessen war ich mir sehr sicher. Andy verwaltete einen Teil meines Geldes, was mir die Möglichkeit gegeben hatte, weltweit neue Büros zu eröffnen, unter anderem in New York und vor kurzem in San Diego.
»Okay, angenommen, Shelbys Schmuck ist echt, dann wurde das Zimmer nur zum Schein verwüstet«, überlegte Justine. »Der Schuss in den Oberkörper wäre der Hinweis auf einen sexuellen Sadisten. Der andere Schuss sagt ›Hinrichtung‹. Warum also war Shelby das Ziel dieses Mordes?«
»Vielleicht sollte der Verdacht auf Andy als Mörder fallen«, sagte Emilio Cruz.
Ich nickte. »Wenn das der Plan des tatsächlichen Mörders war, hat er funktioniert.«
Ich berichtete, was Polizeichef Fescoe mir erzählt hatte. Die Arbeitshypothese des LAPD lautete, Shelby sei aus Leidenschaft ermordet worden. Andy habe sie erschossen und anschließend mich zur Tarnung angerufen– einer ziemlich guten, wie ich zugeben muss.
»Bist du sicher, dass er es nicht getan hat?«, fragte Emilio.
»Ja. Ich weiß, einige von euch mögen Andy nicht, doch er liebte Shelby. Und jetzt ist er unser Kunde. Laut LAPD gibt es keine Entsprechungen zu den Kugeln, die aus Shelbys Leiche geborgen wurden, und bevor der Mörder das Haus verließ, hat er alles auf Hochglanz gebracht.«
Ich bat Sci, sich mit dem Labor des LAPD in Verbindung zu setzen und so viel wie möglich in Erfahrung zu bringen. Cruz sollte mit einem weiteren Ermittler zu Andy nach Hause fahren, um die Nachbarn zu befragen und herauszufinden, ob die Polizei irgendetwas übersehen hatte. Wir waren weit besser als sie, zudem mussten wir keine Verfahrensregeln einhalten. Und ich konnte mehr Leute auf den Fall ansetzen.
Ich wandte mich zu Rick Del Rio, meinem Blutsbruder. Nach seiner Rückkehr aus Afghanistan hatte er einige schlechte Entscheidungen getroffen. Diese hatte er mit vier Jahren Gefängnis bezahlt, was ihn zu einem sehr wertvollen Mitarbeiter für Private machte. Während seiner Knastzeit hatte er Strafrecht studiert, vor allem um sich selbst zu helfen, bis er schließlich Gefängnisanwalt geworden war und zwielichtige Freunde gewonnen hatte.
»Zapf deine Quellen an«, sagte ich. »Ich bin ziemlich sicher, der Mörder kennt Cushmans Gewohnheiten. Zum einen trat er die Tür ein, weil er wusste, dass Shelby nie die Alarmanlage einschaltete. Wahrscheinlich wusste er auch, wann Andy nach Hause kommen würde. Und er hat alles abgewischt. Im Moment gibt es für uns nichts Wichtigeres als die Suche nach Shelby Cushmans Mörder. Wir arbeiten alle gemeinsam an dem Fall. Das wär’s im Moment von meiner Seite.« Ich erhob mich und klappte meinen Rechner zu.
»Warte noch, Jack«, meldete sich Justine zu Wort. »Ich habe Neuigkeiten zum Schulmädchen-Fall.«
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Justine kennt mich besser als sonst jemand, einschließlich Del Rio und selbst meines Bruders. Wir hatten zwei Jahre zusammengelebt, blieben aber nach unserer Trennung enge Freunde. Vertraute.
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