Die Spur der Schuld - Private L.A.: Thriller (German Edition)
Mädchenchor bestätigte das mit einem Ja.
»Ich möchte, dass ihr jetzt aufsteht«, verlangte Justine. »Und ich möchte, dass ihr mir etwas nachsprecht.«
Tausend Schülerinnen erhoben sich raschelnd von ihren Plätzen, die Sitzflächen schlugen klappernd gegen die Rückenlehnen, Bücher purzelten zu Boden.
Mit holpernden Stimmen wiederholten die Mädchen Justines Worte: »Ich verspreche, nirgendwo allein hinzugehen.«
Justine hoffte, die Mädchen erreicht zu haben. Doch sie hatte immer noch Angst, dass eines von ihnen glaubte, schlauer als Justine zu sein, und sich für etwas Besonderes und für unsterblich hielt.
28
Justine verließ die Highschool, trat auf die West Second Street und klappte ihr Mobiltelefon auf. In dem Moment hielt ein schwarzer Wagen am Bordstein, und die Scheibe surrte nach unten.
»Darf ich Sie mitnehmen, Fräulein?«
»Bobby. Was machst du denn hier?«
»Ich passe nur auf mein Mädchen auf. Steig ein, Justine. Ich fahre dich ins Büro.«
»Ich wollte gerade ein Taxi rufen. So ein Zufall. Danke.«
Sie ging um das Auto herum, stieg auf der Beifahrerseite ein und beugte sich zu Bobby hinüber, um ihm einen Kuss zu geben.
»Wie lief’s mit den Mädchen?«, fragte er, während er sich bereits in den Verkehr einfädelte.
»Ziemlich gut, glaube ich. Wenn sie überhaupt jemandem zuhören, der älter als dreißig ist.«
»Du siehst nicht wie über dreißig aus, Schatz. Keinen Tag und keine Minute.«
»Was willst du, Bobby? Was willst du sonst noch?«
»Äh, ja, da gibt’s was. Also, Justine, ich wollte es dir sagen, bevor es offiziell wird. Ich glaube, ich kandidiere für den Gouverneursposten. Das Democratic National Committee hat mich gefragt. Ich werde, wenn ich will, finanziell unterstützt. Es wäre ein harter Wahlkampf, der es aber wert ist, wenn ich gewinne. Die Kräfte, die dahinterstehen, glauben, ich hätte eine gute Chance. Bill Clinton hat mich angerufen.«
»Das kommt aber irgendwie plötzlich.«
»Ich denke schon eine Weile darüber nach. Ich wollte erst darüber reden, wenn ich mir klar darüber bin, ob ich die Idee ernst nehmen soll.«
Justine ließ es sich nicht anmerken, doch sie war verblüfft über die Nominierung. Sie sagte Bobby, sie sei sicher, dass er einen tollen Gouverneur abgeben werde. Doch ihre Laune sank in den Keller. Bobby war der erste Mann seit der Trennung von Jack, dem sie vertrauen konnte. Als Gouverneur würde er nach Sacramento ziehen müssen. Was würde dann passieren? Welche Rolle würde sie dabei spielen?
»Es wäre toll, wenn wir das Schwein fänden, das die Schülerinnen umbringt«, sagte Bobby. »Wir müssen ihn schnappe n. Eine Verurteilung käme mir gerade jetzt sehr gelegen.«
»Klar.« Justine drehte die Klimaanlage herunter, weil es ihr zu kalt wurde. Bobby schien ihr etwas sagen zu wollen, das eher zwischen den Zeilen stand. Aber was genau war das?
Würde er sie im Falle seiner Wahl mit nach Sacramento nehmen wollen? Wenn ja, »als was?«, wie Diane Keaton zweifelnd Warren Beatty in Reds fragte. Justine erinnerte sich, dass Bobby viele Widerworte vom Polizeichef hatte einstecken müssen, als er Private Investigations zur Unterstützung bei der Suche nach dem Schulmädchenmörder anheuerte. Sie hatte sein Motiv keine Sekunde lang angezweifelt. Eher noch hatte sie gedacht, er hätte Private eingeschaltet, weil ihr der Fall so sehr am Herzen lag.
Doch jetzt schien ihm der Fall viel wichtiger zu sein, als sie gedacht hatte.
Bobby hielt an einer roten Ampel. »Du bist so still, Justine«, stellte er fest.
»Ich denke über dich als Gouverneur Petino nach. Du wirst gut sein. An was anderes denke ich nicht.«
Bobby zog Justine sanft an ihrem Kinn zu sich und küsste sie. »Du bist wunderbar, weißt du das? Du bist eine wunderbare Frau, und ich bin ein glücklicher Mann.«
»Dagegen kann ich nichts einwenden«, erwiderte Justine.
29
Colleen und ich saßen noch spät im Büro und arbeitete n Andy Cushmans Akten und Vermögensaufstellungen durch, von denen wir einige zur weiteren Prüfung mit einer Markierung versahen.
Colleen trug eine blaue Seidenstrickjacke über einem Spitzenmieder und eine Hose im Männerstil. Ihr schwarzes Haar umrahmte wallend ihr Gesicht, als sie sich bückte, um einen weiteren Papierstapel auf den Beistelltisch zu legen.
»Warum gehst du nicht nach Hause?«, fragte ich. »Es ist fast neun. Ich schaff das schon.«
»Lass uns das noch schnell fertig machen, Jack.«
»Setz dich.« Ich klopfte neben mir
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