Die Spur der Schuld - Private L.A.: Thriller (German Edition)
ein verhängnisvolles Ende nehmen.«
»Ein Football-Spieler?«, fragte ich.
Sapok schrieb einen Namen auf einen Block, den er so zu mir drehte, dass ich ihn lesen konnte, riss das Blatt ab und warf es zur Tabelle in den Eimer. Das Reispapier löste sich auf, doch vor meinem geistigen Auge blieben die Buchstaben stehen.
Sapok hatte den Namen meines Bruders aufgeschrieben.
Tom Morgan junior.
Tommy schuldete der Mafia sechshunderttausend Dollar.
32
Ich dankte Barney Sapok und rannte wutentbrannt hinaus. Doch nicht auf ihn war ich wütend. Der Kerl versuchte nur zu helfen, indem er mir von Tommys Schulden in horrender Höhe erzählte. Und Fred wollte mich wissen lassen, dass Tommy in Schwierigkeiten steckte und er ihm nicht helfen konnte.
Fred und Tommy hatten seit Jahrzehnten nicht miteinander gesprochen. Ich hatte nie erfahren, was der Grund war, doch Tommy war stinksauer auf Onkel Fred. Ich vermute, Fred hatte versucht, Tom aus solchen Problemen rauszuhalten, in denen er jetzt steckte, was mein Bruder ihm natürlich verübelt hatte.
Ich war wütend auf Tommy und angewidert. Und ich wusste nicht, was ich als Nächstes tun sollte.
Durch Tommy war ich mit dieser krankhaften Spirale, die von einer starken Anziehung bis zur Abhängigkeit reicht, in Berührung gekommen. Spieler spielen wegen des Hochgefühls. Sie gewinnen und geben die nächste Wette ab. Sie verlieren, was viel wahrscheinlicher ist, und das erhebende Gefühl wandelt sich in Erniedrigung. Sie wetten noch einmal, um den Verlust zu kompensieren. Egal, wie es läuft, sie wetten immer weiter.
Kleine Verluste werden beim Buchmacher angeschrieben. Werden die Schulden nicht bezahlt, werden manchmal die Kredithaie der Mafia eingeschaltet. Die Zinsen sind unverschämt hoch und innerhalb von einer Woche fällig. Viel zu oft kann der Wetter nicht genügend Geld zusammenkratzen, und wenn er die Zinsen schuldig bleibt, wird er bedroht und verprügelt. Als Nächstes nimmt ihm die Mafia sein Geschäft weg.
Tommy unterhielt ein gut gehendes Geschäft. Doch eine wöchentliche Zinsrate in Höhe von zwei Prozent auf einen Kredit von sechshunderttausend Dollar? Das waren zwölftausend Dollar pro Woche, ohne dass er einen Cent seines Kredits abbezahlt hätte.
Hatte Tommy sein Haus beliehen? Sein Geschäft? Hing er noch über dem Abgrund, oder stürzte er bereits in ungeahnte Tiefen? Sapok hatte gesagt, das Ergebnis könne verhängnisvoll sein.
Ich rannte die Wendeltreppe hinauf in mein Büro und sagte Colleen, ich wolle nicht gestört werden. Ein paar Stunden verbrachte ich am Telefon, bis ich schließlich auch Tommy in seinem Büro anrief. »Erzählen Sie mir keinen Quatsch, Katherine«, verlangte ich von seiner Sekretärin. »Stellen Sie mich einfach durch.«
Tommy meldete sich am anderen Ende. Er klang zögerlich und verärgert, ließ sich aber trotzdem darauf ein, sich mit mir um ein Uhr zum Mittagessen zu treffen.
33
Tommy, der Kontrollsüchtige, hatte unseren Treffpunkt ausgewählt, das »Crustacean«, ein beliebtes euro-vietnamesisches Restaurant auf dem Santa Monica Drive ein paar Häuser von seinem Büro entfernt. Ich hatte gesagt, ich werde in zwanzig Minuten dort sein, und auf die Sekunde genau zwanzig Minuten später trat ich durch die Tür. Ich nannte der Empfangsdame meinen Namen, woraufhin sie mich über einen mit Glas abgedeckten Kanal mit lebenden Kois führte und mich, mit einer Speisekarte ausgestattet, an »Mr. Tommys Tisch« in der Nähe des Springbrunnens platzierte.
Als ich von der Speisekarte wieder aufblickte, mäanderte mein Bruder durchs Lokal und schüttelte Hände wie auf einer Wahlkampfveranstaltung.
Wenn in Beverly Hills etwas wichtig war, dann der äußere Schein. In dem Punkt leistete Tommy hervorragende Arbeit.
»Brüderchen«, sagte er, als er seinen Tisch erreichte. Ich erhob mich, wir umarmten uns vorsichtig, während er mir auf den Rücken klopfte.
»Wie läuft’s?«, fragte ich.
»Fantastisch«, antwortete Tommy und setzte sich. »Ich kann nicht lange bleiben. Ich werde gleich bestellen.«
Die Kellnerin kam, stemmte eine Hand in die Hüfte, stellte fest, dass wir eineiige Zwillinge waren, und flirtete mit Tommy. Dann nahm sie unsere Bestellung für die »Geheimküche« auf. Die ganze Zeit über versuchte ich mir vorzustellen, wie ich Tommy am besten mit dem konfrontieren konnte, was ich wusste.
»Ich habe gehört, dein Freund Cushman soll seine Frau umgebracht haben«, sagte er.
»Er hat es nicht getan.«
»Wie
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