Die Spur der Schuld - Private L.A.: Thriller (German Edition)
war gnadenloser Optimist. Deswegen ließ er sich nicht von der ständigen Wiederholung von Arbeiten, von nicht schlüssigen Ergebnissen und von negativen Befunden abschrecken.
Er hatte bei der Untersuchung von Wendy Bormans Kleidern verlangt, dass Proben von der Unterseite des linken Pulloverärmels und aus der Falte einer Socke entnommen würden, Stellen, die nicht dem Regen ausgesetzt gewesen waren. Nachdem er die DNA vom Substrat getrennt und in einem Thermocycler verstärkt hatte, ließ er die Probe zur Kapillarelektrophorese durch ein Gerät laufen, das wie ein Fotokopierer aussah. In diesem Verfahren wurde das Material durch ein langes Kapillargefäß geleitet, das die DNA , farblich aufgeschlüsselt, nach Größe und elektrischer Ladung trennte. Das Ergebnis eines solchen Verfahrens wird in einem Elektrophoretogramm dargestellt und mit der nationalen DNA -Datenbank verglichen.
Von einem von Scis Bildschirmen blickte ihm Kat entgegen. Er erzählte ihr übers Internet, wie die Arbeit voranging. »Willst du mir dabei zusehen, Süße?«, fragte er.
»Du vergisst den Zeitunterschied, Sci«, merkte sie an. »Ich hab noch andere Dinge zu erledigen.«
»Zum Beispiel?«
»Alles wäre produktiver, als die aufzuzählen, Schatz. Meine Festplatte defragmentieren. Meine Steuerquittungen sortieren. Mit Helga, die ich verachte, nett zum Mittagessen gehen. Sci, sieh mal, dein Integrator. Da ist was!«
Sci betrachtete den größer werdenden Ausdruck. Zunächst wurde eine Reihe von Spitzen sichtbar, dann die nächste. Es war ein verdammtes Wunder. Zwei Proben aus ein und derselben Quelle waren identifiziert, beide mit Y-Chromosomen.
Diese Nachricht würde wie eine Bombe einschlagen.
Sci wandte sich an Kit-Kat und verzog seinen offenen Mund zu einem Lächeln. »Wir haben die DNA von zwei Männern auf Wendy Bormans Kleidern gefunden. Das ist ja unglaublich, Kat. Wir haben einen Beweis. Einen wunderschönen, zuverlässigen Beweis.«
»Ich scheine dir ja Glück zu bringen«, sinnierte sie.
»Oh, Kat, du bist echt eine Glücksbringerin.«
»Gern geschehen, aber ich werde jetzt gehen.«
»Bleib noch, während ich die Profile durchs System laufen lasse.«
»Du suchst nach einer Nadel im Heuhaufen«, sagte Kat. »Und die Heuhaufen ziehen sich bis zum Horizont hin. So weit das Auge reicht.«
»Wir können doch die Zeit zusammen verbringen«, schlug Sci vor. »Ich mag es, wenn du hier bist.«
Kat lächelte. »Okay. Lass uns tanzen, mein Hübscher.«
7 1
Alle Mitarbeiter von Private hatten mit dem Schulmädchenfall zu tun, und allen ging der Fall nahe. Mo-bot saß am anderen Ende des Flurs in ihrem fensterlosen Labor, das sie mit einem Liegesessel, Tüchern über den Lampen, einer Diashow mit ihren Kindern auf dem linken und einem Aquarium mit Fischen auf dem rechten Bildschirm und ständig brennenden Duftkerzen verschönert hatte.
Vor ihr stand der geöffnete Laptop von Jason Pilser.
Mo verwendete ein einzigartiges Programm, das sie selbst entwickelt hatte. Sie nannte es ihren »Masterschlüssel«. Sie hatte bereits begonnen, Pilsers Passwörter herauszufischen, seine Festplatte zu durchsuchen und die Überbleibsel seines elektronischen Gehirns zu durchforsten.
»Ich bin in seinen E-Mails«, rief sie Sci zu. »Ich bin echt die Beste. Stimmt’s, Sci?«
»Das Motherboard aller Computerfreaks, Mo«, rief er zurück.
»Da hast du Recht. Jetzt pass auf.«
Jason Pilser war ein sammelwütiger Mensch gewesen, was seine elektronische Kommunikation betraf. Er hatte nichts gelöscht und mehrere Benutzernamen verwendet. Mo knackte problemlos Jasons Office-Konto und überflog den E-Mail-Austausch zwischen ihm und seinen Chefs und Kollegen. Die Mails enthüllten nichts, bedeuteten nichts, führten zu nichts. Also ging sie weiter.
Bei Commandos of Doom war Pilser unter dem Namen Atticus angemeldet. Mo-bot fand auch hier das Passwort, bevor sie die Dateien durchwühlte. Den Namen Atticus hatte Pilser ebenfalls für Spielerforen und zum Versenden privater Nachrichten verwendet, während er im Jahre2409 in der virtuellen Unterwelt von Quaraziz Königreiche geplündert und Feinde abgeschlachtet hatte. Was für ein verdammter Trottel dieser Kerl doch gewesen sein musste.
Mo notierte sich Pilsers Freunde und Feinde in Quaraziz, bevor sie sich mit ihrem elektronischen Hauptschlüssel auf seinem MyBook-Konto anmeldete.
Auf dieser Seite hatte Pilser Fotos von sich selbst eingestellt und Filmkritiken veröffentlicht, und er grüßte
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