Die Spur der Schuld - Private L.A.: Thriller (German Edition)
dabei.«
Richter zuckte mit den Schultern. »Mr. Spano, war das nicht so was wie Inzest?«, fragte er.
»Nö«, wimmelte Spano ab. »Sie war die Stiefmutter. Was glauben Sie denn? Dass ich pervers bin?«
Die drei lachten. »Aber jetzt zu den Spielen dieser Woche, Mr. Spano«, begann der Braunhaarige. »Tennessee mit siebzehn Punkten in Oakland? Siebzehn Punkte sind kein Zuckerschlecken, und wir könnten hier ziemlich unter Druck geraten.«
»Ich weiß, was Sie meinen, Lance«, stimmte Spano zu. »Aber Sie wissen doch: Druck ist selbstverschuldet. Ihr zwei seid die Profis. Ich sehe kein Problem.«
Eine obdachloser Jugendlicher, dem man den Drogenkonsum im Gesicht ansah, trat in Badehose und schmutzigem, grünem T-Shirt vor Cruz und fragte, ob er ein bisschen Kleingeld übrig habe, damit er das College bezahlen könne.
»Du stehst in der Sonne«, erwiderte Cruz.
»Ich frage ja nur nach dem Kleingeld, das Sie übrig haben«, sagte der Junge, der bereits ein richtiger Schnorrer war. »Das werden Sie gar nicht vermissen.«
Als sich der Junge endlich vom Acker machte, hatten Spano und die Schiris ihre Besprechung beendet. Spano kehrte in sein Jugendstilhotel auf der anderen Straßenseite zurück, die Schiris stiegen in ein Taxi Richtung Innenstadt.
Es war egal. Cruz hatte alles, was er brauchte. Die Titans wurden begünstigt, um die Raiders niederzumähen. Die Schiris sollten ein Massaker verhindern und den Siebzehn-Punkte-Vorsprung sichern. Wenn sie das taten, würde jemand ein paar Millionen verdienen.
Cruz wählte Jacks Nummer. »Gute Nachrichten, sehr gute sogar. Ich habe die Absprache aufgenommen. Hast du alles erhalten, Captain?«
»Audio und Video. Alles deutlich zu sehen und zu hören. Wer ist der Kerl in der blauen Jacke?«
»Victor Spano. Kommt aus Chicago. Marzullo-Familie.«
»Echt krass. Gute Arbeit, Emilio«, lobte Jack. »Komm nach Hause. Wir brauchen dich hier.«
74
Justine saß im Beso, einem außergewöhnlichen Restaurant mit auffallend hoher, gewölbter Decke. Es war außerdem für seine authentische mexikanische Küche berühmt. Die runde Sitzecke gab Justine den Blick über das Restaurant frei, doch sie legte es nicht darauf an, hier nach Stars Ausschau zu halten. Das war nicht ihr Stil. Sie hatte einen kleinen Stapel Jahrbücher der Gateway Prep durchgeblättert. Der Kellner räumte den Tisch ab und brachte ihr die Rechnung.
»War alles in Ordnung heute Abend, Dr. Smith? Hat Ihnen die Rotzunge geschmeckt?«
»Danke, Raphael, alles perfekt. Ich bin sozusagen rotzungensüchtig.«
Eigentlich war nichts perfekt außer dem Fisch. Sie hatte zehn Jungs in die engere Auswahl genommen, die in den Jahren 2004 bis 2006 in Gateway die Schule beendet hatten und irgendwie auf Christine Castiglias Beschreibung passten. Einige hatten eine spitze Nase, andere abstehende Ohren. Aber keiner von ihnen war vorbestraft.
Justine bezahlte ihre Rechnung, und während sie wartete, bis ihr ein Mitarbeiter den Wagen brachte, schaltete sie ihr Telefon ein und sah nach ihren Nachrichten. Bobby hatte angerufen, aber auch Peggy Castiglia, Christines Mutter.
War das möglich? Hatte sich Christine an noch mehr erinnert? Justine drückte die Taste, um Peggy Castiglia zurückzurufen. »Komm schon, komm schon«, murmelte sie, bis nach dem fünften Klingeln endlich geantwortet wurde.
»Lassen Sie meine Tochter in Ruhe«, verlangte Christines Mutter. »Sie ist ein ängstliches Kind, und jetzt muss sie sich Ihretwegen Sorgen machen. Sie können sich nicht auf das verlassen, was sie sagt, verstehen Sie. Weil sie niemanden enttäuschen will. Im Moment sitzt sie in ihrem Zimmer und weint.«
Justine blendete den Verkehr und die Fußgänger um sich herum aus und blickte auf ihre blauen Schuhe hinab, während sie Peggy Castiglia erzählte, es tue ihr leid, sie wolle Christine nicht beunruhigen, doch es sei notwendig, sie noch weiter in die Ermittlungen einzubeziehen.
»Notwendig? Nicht für Christine«, entgegnete Peggy Castiglia.
Justines Schläfen pulsierten, während sie das Telefon umklammerte. »Peggy. Jemand hat bereits dreizehn Mädchen umgebracht– das ist zumindest die Anzahl, die wir kennen. Christine ist bisher unsere einzige Spur. Wollen Sie ernsthaft verhindern, dass wir einen Mörder fassen?«
»Ich kann es mir nicht leisten, mir um andere Mädchen Sorgen zu machen, Dr. Smith. Wenn Sie eine Tochter hätten, würden Sie das vielleicht verstehen. Halten Sie sich von Chrissy fern. Sonst muss ich die Behörden
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