Die Spur der Schuld - Private L.A.: Thriller (German Edition)
oder verspottete seine MyBook-»Freunde«. Doch Mo fand auf der Seite nichts, was bedrohlicher war als ein politischer Seitenhieb. Aus Commandos of Doom war hier auf MyBook kein Name vertreten, und Mo fand keinen Hinweis, dass Jason Pilser selbstmordgefährdet oder depressiv gewesen wäre. Auch wenn es deprimierend war, in sein Leben einzudringen.
Nachdem sie die E-Mail-Ordner geschlossen hatte, klickte sie durch die Symbole auf der Werkzeugleiste. Eines faszinierte sie besonders: ein Blitz aus einem ausgestreckten Finger. Darunter stand »Scylla«.
Mo-bot klickte auf dieses Symbol und wurde zu einer neuen Website geleitet, die Pilser mit »Scylla lebt« überschrieben hatte. Diese Seite war eine Bodenluke zu Pilsers persönlichem Tagebuch– und brachte Mos Herz beinahe zum Stehen.
Sie überflog rasch die Zeilen, klickte von einem Link zum nächsten und fand eine Brücke zwischen der echten und der virtuellen Welt.
Sie drückte sich mit ihrem Stuhl vom Schreibtisch ab und eilte zu Scis Büro.
Sci schien durch sie hindurchzublicken.
Was war bloß mit ihm los? Kapierte er es nicht? Sie hatte den ganzen mörderischen Plan aufgedeckt. Sie war der neue, weibliche Sherlock Holmes.
»In weniger als einer Woche wird es wieder eine Freek Night geben«, erklärte sie. »Hörst du mir zu, Sci? So nennen sie ihre Mörderspiele. Jason Pilser hätte teilgenommen, wenn er nicht tot wäre.«
»Tut mir leid. Ich bin abgelenkt. Ich lasse gerade die DNA …«
»Jetzt hör einfach zu, was ich sage«, beharrte Mo. »Es sind zwei. Sie nennen sich Street Freeks. Ihre Benutzernamen lauten Morbid und Steemcleena, und sie haben ihr Ziel bereits ausgewählt. Das Mädchen wohnt in Silver Lake und nennt sich Lady D. Sci, hast du das verstanden? In fünf Tagen werden sie dieses Mädchen töten!«
72
Jack hatte das neue Private-Büro an der Ostküste telefonisch verständigt. Eine leitende Mitarbeiterin, Diana DiCarlo, erwartete Emilio Cruz am Ausgang des Miami International Airport.
Als ehemalige CIA -Mitarbeiterin war DiCarlo sehr effizient. Sie reichte Cruz einen Aktenkoffer mit allem, was er brauchte: Waffe, Überwachungsausrüstung, Autoschlüssel und Telefonnummern von Quellen in ganz Südflorida, die Private nutzte. Und sie erzählte Cruz, wo sich seine Zielpersonen aufhielten.
Cruz stieg im Biltmore ab und bekam das Zimmer direkt über den Männern, die er verfolgte. Er stellte seine Mikrofone auf und lauschte.
Später folgte er den Zielpersonen vom Hotel in Clubs und Restaurants und beobachtete sie auch dabei, wie sie ihre Wetten an der Hunderennbahn in Hialeah abschlossen.
Jetzt, drei Tage später, war er in South Beach, dem schicksten Teil des alten Miami mit dem extrovertiertesten Publikum.
Emilio Cruz saß, vor sich den Strand, auf einer Mauer aus Korallenfelsen. Er trug die entsprechende Kleidung, um nicht aufzufallen– ein Muskelshirt unter einem offenen Hemd, schwarze Sonnenbrille mit Gummiband, das Haar im Nacken zusammengebunden.
Er schien in das tägliche Sehen-und-gesehen-Werden vertieft zu sein, doch das war nur Attrappe. Im Gestell seiner Sonnenbrille befand sich eine Kamera, die nicht nur aufzeichnete, was er sah, sondern die Bilder sowie den Ton auch über Satellit ins Büro nach L. A. übertrug.
Direkt vor ihm, vielleicht zehn Meter entfernt, saßen drei Männer mit dem Rücken zu ihm auf einer Bank mit Blick auf den Ocean Drive. Sie unterhielten sich, begafften aber die tätowierten, halbnackten Mädchen, die mit ihren Rollschuhen auf dem dunklen, heißen Bürgersteig vorbeifuhren.
Die beiden Männer, die Cruz verfolgte, waren Kenny Owen und Lance Richter. Beide waren Schiedsrichter der NFL , der National Football League. Richter war zwanzig Jahre jünger als Owen, hatte buschiges braunes Haar und einen frischen Sonnenbrand und trug eine protzige Rolex am Handgelenk, die mindestens ein Pfund wiegen musste.
Fünf Minuten zuvor hatte sich Victor Spano, ein Lieutenant der in Chicago ansässigen Marzullo-Familie, zu den beiden Schiris gesellt.
Cruz hätte es beinahe laut ausgesprochen.
Heilige Scheiße!
73
Spano sah frisch geduscht aus und trug einen Schulterhalfter unter seinem eisblauen Jackett. Er erzählte den Schiris von seinem tollen Abend im Nautilus Hotel auf der anderen Straßenseite. Es gebe keine erotischere Stadt in den USA als Miami. Auch Las Vegas könne ihr nicht das Wasser reichen.
»Die Mutter war noch ein bisschen schärfer als ihre Tochter. Doch die Kleine war mit Begeisterung
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