Die Spur der Schuld - Private L.A.: Thriller (German Edition)
einschalten.«
»Ich bin Teil der Behörden. Ich kann Christine als wichtige Zeugin verhören lassen«, sagte Justine mit hoher, angespannter Stimme. »Bitte, zwingen Sie mich nicht, dass ich sie mit der Polizei sprechen lassen muss.«
»Versuchen Sie es doch, Dr. Smith. Ich kämpfe bis zum letzten Atemzug.« Dann legte Peggy Castiglia einfach auf.
75
Auf dem Weg nach Hause kochte Justine vor Wut. Sci hatte verwertbare DNA in Wendy Bormans Kleidern gefunden, doch es gab keine Übereinstimmungen in den Datenbanken. Ohne Übereinstimmung konnten sie der vom Mörder hinterlassenen DNA keinen Namen zuordnen.
Sie waren so nah dran– und doch im Nirgendwo gelandet.
Und genau in diesem Moment planten die Street Freeks einen weiteren Mord.
Als Justine ein vertrautes Abfahrtschild sah, traf sie eine rasche Entscheidung. Sie verließ den Freeway und fuhr zu Bobby nach Hause.
Bobby hatte die Fähigkeit, ihr ihre Sorgen zu nehmen. Vielleicht konnte er Peggy Castiglia gut zureden. Wenn nicht, konnte er rechtliche Schritte einleiten, um die Mitarbeit ihrer Tochter zu erzwingen.
Okay, gut.
Bobbys Wagen stand auf dem schmalen Stellplatz neben dem gewundenen Weg oberhalb seines Hauses. Justine parkte auf dem Seitenstreifen, trat durchs Tor und klingelte. Als sich Bobby nicht gleich meldete, ging sie um das Haus herum in den weitläufigen Garten mit dem umwerfenden Blick ins Tal.
Sie streifte ihre Schuhe ab, um das üppige Gras unter ihren Füßen zu spüren. Und dann sah sie ihn. Er saß im Whirlpool. »Bob«, rief sie. »Du hattest um Rückruf gebeten.«
Er stand zwar irgendwie auf, blieb aber gebückt. In dem Moment sah sie, dass eine Frau bei ihm im Pool saß. Sie war nackt.
76
Justine erfasste die Situation mit einem Blick. Die Frau im Pool schrie und bedeckte ihre kleinen Brüste mit beiden Händen. Bobbys Gesicht verzog sich vor Wut. »Justine. Bleib, wo du bist.«
Er tastete den Rand des Pools nach seiner Brille ab, während ihm sein »Gast«, leuchtend rosa von der Hitze, zurief: »Hol mir meinen Bademantel. Bitte, schnell, meinen Bademantel!«
Jetzt erkannte Justine auch die nackte Frau. Sie war Bobbys Ehefrau Marissa, die Frau, von der er sich vor über einem Jahr getrennt hatte. Die Frau, die er nicht mehr liebte, die nach Phoenix gezogen war und eigentlich nur noch die Scheidungsurkunde unterzeichnen musste.
Justines Innereien schienen zu brodeln und gleich darauf zu gefrieren. Sie war enttäuscht und verletzt und wollte fortlaufen. Doch es wäre besser, sich der Wahrheit zu stellen. Antworten zu verlangen. Und sie konnte sich ziemlich gut vorstellen, warum Marissa Petino hier war, doch sie musste sie trotzdem fragen.
Justine trat näher an den Pool. »Ich bin Justine Smith«, stellte sie sich Marissa Petino vor. »Tut mir leid, wenn ich das hier unterbreche. Ich dachte, Bobby wäre allein.«
Marissa presste den Bademantel an ihren Oberkörper und warf ihrem Mann funkelnde Blicke zu. »Bobby, wer ist das?«
»Bobby und ich sind seit– wie lange, Bobby?–, seit etwa einem Jahr zusammen.«
Bobby hatte sich ein Handtuch um die Hüften gebunden, die Brille saß schief auf seiner Nase. Er sah aus, als hätte er sein kühles Auftreten im Pool zurückgelassen, und so etwas hasste er. Er musste alles unter Kontrolle haben.
»Justine, verdammt. Das ist echt wahnsinnig, weißt du das? Gehen wir. Ich bringe dich zum Tor.«
Justine achtete nicht auf Bobby. »Sie müssen schon etwas Nachsicht mit mir haben«, bat sie Marissa. »Hat Bobby Ihnen erzählt, dass er sich zum Gouverneur wählen lassen will?«
»Was meinen Sie damit? Natürlich hat er mir das erzählt. Sie sagten, Sie sind aktuell mit ihm zusammen?«
Bobby stand zwischen Marissa und Justine. Sein Gesicht war so rot vor Wut, dass sie befürchtete, er würde ihr eins mit der Faust versetzen.
»Ich hätte es dir auf andere Weise mitgeteilt«, redete er sich heraus. »Du hättest nicht vorbeikommen dürfen, ohne vorher anzurufen.«
»Ich habe dich geliebt«, erwiderte sie. »Ich habe dir vertraut.«
»Ich habe dir nie etwas versprochen. Ich habe dich nie angelogen.«
Der Abdruck von Justines Hand setzte sich weiß auf seiner Wange ab, als sie ihm eine klebte. »Kapierst du nicht einmal das? Alles war gelogen!«
Marissa Petino zog ihren Bademantel glatt und blickte zu ihrem Mann. »Jetzt kapiere ich es, Bobby. Mit einer Ehefrau die Gouverneurswahl anzutreten ist besser als mit einer Freundin.«
»Bitte, Marissa, lass uns später darüber reden«,
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