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Die Spur der Schuld - Private L.A.: Thriller (German Edition)

Die Spur der Schuld - Private L.A.: Thriller (German Edition)

Titel: Die Spur der Schuld - Private L.A.: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson , Maxine Paetro
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Auch er meinte das Recht zu haben, dass alles nach seiner Nase ging. Doch ich glaubte nicht, dass er immer so gewesen war.
    Von der Krabbelgruppe bis zur neunten Klasse waren wir unzertrennlich gewesen. Ich erinnere mich, dass wir sogar Handzeichen und Geheimwörter verwendet hatten. Wir waren Vertraute gewesen, wir waren füreinander eingetreten, hatten am gleichen Tag den schwarzen Gürtel erhalten. Und dann hatte unser Vater begonnen, uns gegeneinander aufzuhetzen. Wir waren Konkurrenten geworden, und damit hatte sich alles geändert.
    Selbstverständlich hatte Dad den Sohn mit seinem Namen und der gleichen zynischen Sichtweise auf die Welt bevorzugt. Ich hatte mich zu Onkel Fred hingezogen gefühlt. Tom hatte begonnen, sich meiner Mutter gegenüber grausam zu verhalten, genauso wie es mein Vater getan hatte. Als ich versucht hatte, sie zu schützen, waren Tom und ich echte Feinde geworden.
    Der Kellner unterbrach meine Gedanken und fragte, ob ich noch etwas zu trinken wollte. Wollte ich.
    Ein Pärchen setzte sich an den Nachbartisch. Ihre erste Verabredung, wie ich zu erkennen glaubte. Die beiden wechselten einen langen Blick, der sagte, dass alles, was sie im anderen sahen, faszinierend war und dass sie am Abend wahrscheinlich miteinander im Bett landen würden.
    Ich nahm einen Schluck und dachte über Colleen nach.
    Ihr hätte dieses Restaurant gefallen. Irgendwann würde ich ihr das Haus zeigen, das einmal mein und Justines Zuhause gewesen war. Nie hatte ich Colleen dorthin über Nacht mitgenommen. Das hätte mich zu sehr verwirrt. Ich hatte Colleen tierisch gern und wollte ihr nicht wehtun, auch wenn ich es manchmal tat.
    Ich hatte ihr erzählt, mein Haus sei nicht ganz sicher und ich fände es entspannender, die Nacht, umfangen von ihren Armen, in ihrem süßen Nest zu verbringen. Sie wusste, ich hielt sie auf Abstand, doch sie nahm, was sie bekommen konnte, und hoffte, ich würde mich ändern. Doch das steigerte nur mein schlechtes Gewissen und meine Verwirrung darüber, was aus uns werden sollte.
    Ich griff zum Telefon und begann Colleens Nummer zu wählen. Doch ich entschied mich um und kippte den Rest aus meinem Glas hinunter. Ich war Colleen gegenüber nicht fair. Ich würde die Sache beenden müssen, konnte mir aber nicht vorstellen, ihr diesen Schmerz zuzufügen und sie zu verlieren.
    Ich bezahlte und ließ ein dickes Trinkgeld liegen. Du bist echt ein Arschloch, dachte ich, als ich auf die Straße trat.

68
    Justine musste ständig an den Schulmädchenfall denken, auch wenn sie verzweifelt versuchte es nicht zu tun.
    Sie ging einen langen, kühlen Flur entlang, an dessen Wänden fluoreszierende Installationen hingen, und öffnete die Tür mit der Nummer 301. Detective Sergeant Charlotte Murphys Schreibtisch stand mit vier anderen in einem Raum, der in einem abgelegenen Flügel der Polizeidienststelle lag. Hier lebten und starben die ungeklärten Fälle der Polizei.
    »Charlotte«, stellte sich die Polizistin vor und schüttelte Justines Hand.
    Charlotte Murphy trug eine dunkelblaue Hose mit männlichem Schnitt und ein Hemd mit angeknöpftem Kragen. Um ihren Hals hing eine goldene Plakette. Sie wirkte reserviert, was aber durch ihre außergewöhnlich blauen Augen und ihr herzliches Lächeln ausgeglichen wurde.
    Murphy stellte Justine ihren Kollegen vor und bat sie, Platz zu nehmen. »Ich brauchte ein paar Stunden, um Wendy Bormans persönliche Habe aus den Archiven zu holen. Möchten Sie zuerst das Fallbuch sehen? Lassen Sie sich Zeit. Ich habe noch eine Menge anderer hoffnungsloser Arbeit zu erledigen.« Mit diesen Worten schob sie Justine einen dicken Ringordner zu.
    Ungeduldig schlug Justine den Ordner auf, doch sie wollte ihn langsam durchgehen, um nichts zu übersehen.
    Er enthielt gelochte Schutzhüllen, deren Inhalt katalogisiert und in chronologischer Reihenfolge geordnet war. Die ersten Hüllen enthielten Fotos von Wendy Borman, die tot in der Gasse abseits der Hyperion Avenue lag, nur wenige Meter von der Stelle entfernt, wo auch Connie Yus Leiche gefunden worden war. Sie war vollkommen bekleidet, ihr Haar triefnass, ihr linker Arm unter Mülltüten verborgen. Diesen Fotos folgten Skizzen vom Tatort und die Kopie eines siebenseitigen Berichts des Gerichtsmediziners. Todesursache: Erwürgen durch die Hand eines Dritten.
    Es folgten Kopien von Detective Brunos Fallnotizen. Die Seiten waren zusammengeheftet in eine Hülle geschoben worden. Die nächsten Seiten enthielten Abschriften von

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