Die Spur der Schuld - Private L.A.: Thriller (German Edition)
Crockers Bürorechner, der im Moment durchleuchtet wird. Wir haben bereits belastende E-Mails zwischen Mr. Crocker und Mr. Fitzhugh gefunden, in denen steht, wo und wann jedes dieser dreizehn Mädchen getötet werden sollte.«
Crocker wandelte sich vom abgebrühten Rude zu einem kleinen Jungen, der sich gleich in die Hose machen würde.
»Sie beide sollten noch etwas anderes wissen«, fuhr Nora fort. »Mr. Fitzhugh steht im Krankenhaus unter Polizeischutz. Er hat bisher mit noch keinem Anwalt gesprochen, doch wir haben ihm erklärt, was wir gerade Mr. Crocker erklärt haben. Ms. Hunt, Sie kennen die Vorgehensweise. Sie können das Risiko mit den Geschworenen eingehen. Oder Sie haben ein sehr kleines Zeitfenster, um Mr. Fitzhugh zuvorzukommen, bevor er sich gegen Ihren Mandanten wendet und seine eigenen außergerichtlichen Abmachungen trifft.«
»Ich war heute Morgen bei Mr. Fitzhugh im Krankenhaus«, ergriff Justine das Wort. »Ihm ist klar, dass die Entführung eines fünfzehnjährigen Mädchens mit der Absicht zum Mord bei den Geschworenen nicht sehr gut ankommt. Wenn ich die Sache richtig einschätze, wird es Mr. Fitzhugh nicht lange aushalten, in der Todeszelle auf die Spritze zu warten. Er ist ein empfindsamer und sehr logisch denkender Mensch. Und logischerweise bedeutet dies zu viel Stress für ihn. Ich sage Ihnen, wie es ist: Er ist kurz davor zusammenzubrechen. Wenn es nicht bereits passiert ist.«
Justine spürte einen leichten Schwindel, als sie die Stimme erhob, doch das ignorierte sie. »Der Bezirksstaatsanwalt möchte Sie beide vor Gericht stellen«, fuhr sie an Crocker gewandt fort. »Doch Michael Fescoe, der Polizeichef und ein guter Freund von mir, möchte die Sache lieber einfach haben. Das erste Geständnis gewinnt. Sie entscheiden also.« Justine faltete die Hände vor sich auf dem Tisch. »Wer lebt weiter? Wer wird hingerichtet? Jetzt kommt es auf Sie an, Rude.«
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Justine hatte das Gefühl, unter Strom zu stehen, als sie ihr Büro verließ und sich auf den Weg zur Besprechung im Rathaus machte. Sie zog ihre Lippen nach, nahm den Fahrstuhl nach unten und stieg hinten in eines der Firmenfahrzeuge ein.
Jack saß am Steuer, Cruz auf dem Beifahrersitz.
»Alles okay, Justine?«, fragte Cruz.
»Ja, warum fragst du? Weil uns der Bürgermeister sehen will, ohne zu sagen, warum? Oder weil mein Hirn dauerhaft von einem Serienmörder verseucht wurde?«
»Erzähl’s ihm, Justine.« Jack grinste breit. »Ich hatte noch nicht die Gelegenheit dazu.«
Cruz drehte sich grinsend nach hinten um. »Ja, Justine, erzähl mir alles.«
»Also gut. Nachdem Crocker seine Anwältin gefeuert hat, erzählt er uns mit seinem hochnäsigen halben Privatschüler-Lachen von dem Mord an Wendy Borman. Ich zitiere: ›Es war ein Spiel, und dafür gebührt mir die entsprechende Ehre. Warum sonst hätte ich mich mit dieser ganzen Planung und der Hinrichtung abgeben sollen?‹«
Cruz ließ einen Pfiff hören. »Erzähl keinen Quatsch. Hat er das wirklich gesagt?«
»Er hat es auf den Spitzenplatz abgesehen«, sagte Jack. »Oder auf das unterste Niveau, je nachdem, wie man es sieht.«
»Genau. Rude will als der grausamste Serienmörder seiner ›Altersklasse‹ in die Annalen von L. A. eingehen«, erklärte Justine. »Ob es uns gefällt oder nicht, ich vermute, er wird diese Ehre mit Fitzhugh teilen müssen. Und die vierzehn Opfer, von denen wir wissen? Crocker deutete an, dass es vielleicht noch weitere gibt. Möglicherweise hat er auch ein paar Informationen über Jason Pilsers so genannten Selbstmord. Jetzt hat er um ein Gespräch mit dem Bezirksstaatsanwalt gebeten.«
Hier nahm Jack den Faden auf. Justine legte ihren Kopf zurück und schloss die Augen, während Jack erzählte, Bobby Petino habe mit Crocker eine Abmachung getroffen: keine Todesstrafe im Gegenzug für ein volles Geständnis bezüglich der anderen Morde, egal wie viele es sein würden. Anschließend habe Bobby das Verhörzimmer verlassen, ohne eine Regung zu zeigen. Es interessierte ihn nicht die Bohne, warum der Junge ein durchgeknallter Mörder war.
Doch Justine wollte verstehen, warum diese privilegierten Jungs zu Monstern geworden waren. Crocker und Fitzhugh erinnerten sie an Nathan Leopold und Richard Loeb, ein anderes brillantes Paar Jugendlicher, die Anfang des 19. Jahrhunderts einen Schulkameraden umgebracht hatten, um zu sehen, ob sie ungestraft davonkämen. Sie hatten sich für schlau gehalten, doch genau aus diesem Grund einen
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