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Die Spur der verlorenen Kinder

Die Spur der verlorenen Kinder

Titel: Die Spur der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.J. MacGregor
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sagen … ich werde Sie nicht beschreiben oder so … ich schwöre es. Und ich halte meine Versprechen immer.«
    »Nein, das geht nicht.«
    Sie begann zu weinen, ein leises, erbärmliches Schluchzen, das gedämpft wurde, weil sie ihren Kopf in das Kissen drückte. Wheaton berührte ihren Fuß. »Hör mal, in ein paar Minuten wird der Motor ausgehen und die Luft sich merkwürdig anfühlen. Eng. Schwer. Drückend. Es ist wichtig, dass du dich so gut wie möglich entspannst und …«
    » Entspannen? «, platzte sie heraus und schoss nach vorn, die Handschelle klapperte. »Wie zum Teufel soll ich mich entspannen, wenn ich Handschellen trage und meine Füße gefesselt sind und ich gerade entführt worden bin?«
    »Du schreist schon wieder.«
    » Verdammt noch mal, klar schreie ich «,und dann begann sie wieder zu kreischen.
    Wheaton hielt das etwa zehn Sekunden aus. Ihre Schreie hallten durch die Dunkelheit und zerrten an seinen Nerven, die zum zerreißen gespannt waren. Dann griff er in seinen Rucksack und zog eine weitere Handschelle hervor; er legte ihr das eine Ende um das rechte Handgelenk und das andere um den Griff auf der rechten Seite des Bootes. Daraufhin war augenblicklich Ruhe.
    »Wenn das Boot kentert, ertrinke ich«, sagte sie.
    »Wir werden nicht kentern. Aber wenn du noch mal schreist, dann knebele ich dich wieder. Verstanden?«
    Er hörte ihre Antwort nicht. Er gab Vollgas, und das Dröhnen übertönte den Klang ihrer Stimme.

2
    Schmerz durchschnitt Miras Bewusstsein.
    Es war ein heißer, lähmender Schmerz, der überall und nirgends zu sein schien, wie ein Lichtpünktchen, das zufallsgesteuert umherflog. Wenn sie ganz still blieb, nahm der Schmerz ab und sie kehrte zu einer sanften, beruhigenden Erinnerung an den Tag zurück, an dem Tom und sie Annie aus dem Krankenhaus heimgeholt hatten.
    Sie war ein kleines Ding, kaum drei Kilo, und kahl wie ein Radieschen. Statt sie in den Kindersitz zu schnallen, hatte Mira sie auf der Fahrt aus dem Krankenhaus in den Armen gehalten, und Tom und sie hatten darüber gesprochen, wie wunderschön sie war mit ihren zehn perfekten Fingern und ihren zehn perfekten Zehen und mit einer Haut, die glatt und blass war wie eine Perle.
    Wir müssen ihr alles beibringen: wie man sich die Zähne putzt, die Haare kämmt und einen Baseball wirft, hatte Tom gesagt, und die Ehrfurcht in seiner Stimme war so groß, dass sie beide zu lachen begannen.
    Und in diesem Augenblick war ihr klar geworden, dass sie nicht die geringste Ahnung hatten, wie das mit dem Elternsein eigentlich ging. Obwohl sie Bücher über Schwangerschaft gelesen hatten, zum Atemtraining gegangen waren, darüber gesprochen hatten, wie sie ihre Tochter großziehen wollten, hatten sie letztlich keine Ahnung. Nichts hatte sie auf das Elterndasein vorbereitet.
    Das Stillen funktionierte nicht so, wie es in den Büchern stand. Innerhalb von drei Tagen wurde Annie ein Flaschenkind und litt an schrecklichen Koliken. Sie weinte viel, schlief schlecht, und am Ende des ersten Monats waren Mira und Tom so übermüdet, dass sie über die kleinsten Kleinigkeiten miteinander stritten.
    In Annies zweitem Lebensmonat rettete Nadine sie, indem sie für eine Weile einzog. Sie stand nachts mit Annie auf, kochte ihnen etwas zu essen und passte tagsüber auf Annie auf, sodass Mira wieder in den Buchladen gehen konnte und Tom in seine Anwaltskanzlei, ohne am Schreibtisch einzuschlafen. Im dritten Monat kriegten sie es langsam raus. Sie lernten, in ihrer Beziehung Platz für einen weiteren Menschen zu schaffen, und von da an waren sie eine enge Einheit und bezeichneten sich im Spaß als die drei Musketiere. Und so blieb es bis zu Toms Tod am …
    Nein, denk nicht daran …
    Der Schmerz kehrte mit voller Wucht zurück, er schien die Knochen ihres Gesichts zu sprengen, er strahlte die rechte Körperseite auf und ab. Sie sog Luft durch die Zähne ein und bekam Sand in den Mund, dann begann sie zu husten, ein schrecklicher Krampf, der sie zwang, sich aufzustützen und auf die Fersen zu setzen. In dem Moment, in dem sie die Augen öffnete, beugte sie sich vor und übergab sich.
    Dann kam alles wieder zurück zu ihr, der Mann am Strand, wie er sie mit dem Gips geschlagen hatte, und Annie, die davonrannte, der ganze entsetzliche Albtraum, und sie begann zu schluchzen.
    Annie, lieber Gott, wo ist Annie? Wohin hatte er sie verschleppt?
    Sie übergab sich noch einmal, dann wurde ihr klar, dass er sie chloroformiert hatte. Du hast nicht aufgepasst,

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