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Die Spur der verlorenen Kinder

Die Spur der verlorenen Kinder

Titel: Die Spur der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.J. MacGregor
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Mira. Du hast nicht darauf aufgepasst, was du fühlst. Die Anzeichen waren da gewesen, das brennende Unwohlsein knapp unter ihrem Brustbein, von dem sie so sehr gewollt hatte, dass es Sodbrennen war, oder die Angst davor, im Dunkeln das Wasser zu überqueren. Natürlich. Klar. Oh, mein Gott, oh Gott. Steh auf, beweg dich. Finde das Handy, ruf Shep an.
    Es gelang ihr, sich aufzurappeln. Ein schmaler grauer Lichtstrahl stand noch am Himmel, gerade genug, um die Umrisse der Kühlbox und des Bootes zu sehen. Sie schwankte darauf zu, ging neben der Kühlbox in die Hocke, hob den Deckel, nahm eine Flasche Wasser heraus. Sie drehte den Deckel ab und trank. Sie tastete im Cooler herum, bis sie das Fläschchen mit Papaya-Enzymen fand, das sie überallhin mitnahm, dann schüttelte sie einige Tabletten in ihre Hand. Fünf, sechs, wen interessierte es?
    Mira zerkaute sie und betete, dass sie ihren Magen beruhigten. Denk nach. Konzentrier dich.
    Das Handy. Wo hatte sie das Handy hingelegt? Die Taschenlampe?
    Zuerst das Licht. Sie öffnete die Werkzeugtasche, die er offenbar fallen gelassen oder nie an sich genommen hatte, und zog eine der zwei Taschenlampen heraus. Sie leuchtete im Boot umher, suchte nach ihrem Handy. Es lag nicht im Boot, nicht in der Kühlbox, hing auch nicht an ihrem Gürtel. Er hat es mitgenommen. Sie drückte ihre Hände gegen den Bootsrand, stemmte sich wieder auf die Beine. Ihr war schwindelig, übel, es war nicht hier.
    Okay, kein Handy.
    Aber wer hatte eine halb ausgetrunkene Wasserflasche in den Sand gestellt? Sie drehte sich langsam auf der Stelle, leuchtete mit der Taschenlampe um sich herum. Sie rief Annies Namen. Hat er sie umgebracht? Ist es so schlimm? Sie ließ die Fragen durch sich hindurchdringen, über sich hinaus. Irgendwo in der Ferne spürte sie Annie, spürte ihre Tochter, ihr Fleisch und Blut. Die Verbindung erschien ihr lächerlich schwach, als wäre Annie beinahe außer Reichweite.
    Oder betäubt? Chloroformiert? Natürlich. Er hatte Annie einen nassen Lappen auf Nase und Mund gedrückt und sie mitgenommen.
    Hilflosigkeit überwältigte sie, und sie fing an zu weinen, sie schluchzte in ihre Hände, sie konnte nicht über diesen unbegreiflichen Akt hinausdenken. Ein Fremder hatte sie um Hilfe gebeten, und sie hatte ihre Gefühle ihn betreffend ignoriert, sie hatte sich in die Irre leiten lassen von seinem markanten Aussehen und dem Gipsarm, und jetzt war ihre Tochter verschwunden. Ihr schlimmster Albtraum war Wirklichkeit geworden, und es war ihre eigene Schuld.
    Die eine Seite ihres Gesichts schmerzte und pochte. Sie nahm eine Handvoll Eis aus der Kühlbox, wickelte sie in ein Handtuch, drückte das Handtuch seitlich an ihr Gesicht. Die Kühle linderte den Schmerz und ließ sie in die Gegenwart zurückkehren. Diese Gegenwart. Sie konnte nicht in die Vergangenheit reisen, sie konnte nicht mehr ändern, was geschehen war. Miras einzige Möglichkeit, etwas zu beeinflussen, lag in der Gegenwart. Nutze, was du hast.
    Mira setzte sich in den Sand. Es war jetzt dunkel, und sie stellte die Taschenlampe auf die Kühlbox, den Strahl himmelwärts gerichtet, sodass ihr Licht über den Sand hinwegleuchtete. Sie griff nach der Flasche, hielt sie zwischen ihren Händen. Das Bild eines Mannes tauchte auf, er stand in der Dämmerung, er trank aus dieser Flasche. Sie ließ die Flasche fallen und schlug mit ihren Händen auf ihre Shorts, sie versuchte sich von seinem Gefühl zu befreien, seiner Energie, dem Bösen.
    Sie holte tief Atem, zögerte, sammelte ihre Kraft, griff dann noch einmal nach der Flasche und schloss die Augen. Wohin nimmst du sie? Welche Richtung?
    Das Bild, das auftauchte, war Kuba. Eine geistige Karte Kubas. Hundertfünfzig Kilometer südlich. Sie warf die Flasche in das Boot, ihre einzige zerbrechliche, aber wenigstens fassbare Verbindung zu Annie, griff nach ihrer Taschenlampe und schob das Boot ins Wasser. Ihre Entschlossenheit war jetzt so kraftvoll und konzentriert, dass auch ihre Verbindung zu Annie sich stärker anfühlte. Als der Rumpf erst einmal in der Brandung schaukelte, kippte sie den Motor ins Wasser und nahm den Kompass aus ihrer Hosentasche. Süden, sie musste direkt nach Süden fahren, dachte sie, und ließ den Motor an.
    Sie hielt die Taschenlampe und den Kompass in einer Hand und steuerte mit der anderen. Der schmale Lichtstrahl beruhigte sie, die Dunkelheit wirkte durch ihn weniger bedrohlich, bis sie nach rechts schaute und die Dunkelheit sie umgab wie eine

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