Die Spur der Woelfin
kicherte.
»Sehr praktisch und wirklich kostensparend. Aber wenn du das tust, komme
ich als Heimsuchung wieder.«
Er schnaubte, aber selbst ihr entging die stille Belustigung nicht, die
seine Augen zum Funkeln brachte. »Das wäre dann wohl eine Beförderung für dich.
Ein Quälgeist bist du ja schon.«
Gespielt überrascht hob sie beide Brauen und sah verwirrt in die Runde.
»Ich habe gar nicht gewusst, dass Quälgeister Hausarbeiten verrichten.«
»Nur wenn sie darauf bauen, hinter die dunkelsten Geheimnisse der
Hausbewohner zu kommen. Apropos, wie geht's deinem Kopf?«
Im ersten Moment erschrocken ob der ziemlich direkten Anspielung, hob
sie dann jedoch lediglich die Schultern und zwinkerte ihm zu. »Der hatte
nichts, was ein Aspirin nicht hätte richten können.« Dann verzog sie
sauertöpfisch die Miene. »Oder zwei«, fügte sie hinzu und erntete ein
vollkommen ehrliches Lachen, bei dem sie sich fragte, ob die des vergangenen
Abends ähnlich geklungen hatten.
So entspannt wie das Frühstück gewesen war, so überraschend und
enttäuschend wurde der Nachmittag für sie. Nachdem sich die hungrige Meute
wieder verzogen hatte,
hatte Laura sich vorgenommen, den Keller aufzuräumen. Sicher, eigentlich
hätte sie sich endlich an ihre Semesterarbeit setzen müssen, aber wenn sie
ehrlich war, fühlte sie sich schon bei dem Gedanken daran ganz elend, weshalb
sie diesen Gedanken auch wieder ganz weit von sich schob.
Den ersten Schreck erhielt sie im Keller. Eigentlich hätte es dort
keinerlei Überraschung mehr für sie geben müssen, immerhin war dort auch die
Waschküche, sie kannte sich also hier aus. Aber bisher hatte es immer einen
Raum dort unten gegeben, der für sie verschlossen gewesen war. Sie hatte
Patrick gefragt, aber der hatte ihr keine Antwort gegeben. Und als sie nun
diese Tür nur angelehnt fand, siegte ihre Neugier.
Ein wenig hatte sie das Gefühl, Blaubarts geheimes Zimmer gefunden zu
haben, während sie, mit einem Wäschekorb bewaffnet, von der Tür aus ihren Blick
durch den Raum schweifen ließ. Der hintere Teil des Raumes wurde durch schwere
Gitterstäbe vom Rest getrennt, und Laura schluckte. Eine Gefängniszelle. Aber
warum war sie hier?
In ihrem Kopf entstanden die abenteuerlichsten Antworten auf diese
Frage, und Laura musste beinahe schon über sich selbst grinsen. Doch blieb ihr
das Grinsen im Halse stecken, als sie sich abwandte und Patrick an der Treppe
stehen sah. Es hatte bestimmt einen Grund gegeben, warum er nicht gewollt
hatte, dass du das siehst. Was wird er jetzt tun ? Misstrauisch beäugte sie
ihn, und er hielt stumm ihrem Blick stand. Er wirkte nicht mal verärgert,
während Laura doch zumindest mit Wut gerechnet hätte. Und als er plötzlich
lächelte, fühlte sie, wie sie rot anlief.
»Ich habe sie einbauen lassen, nachdem ich Vince zu mir nahm.«
Laura schluckte. Warum das? Sie fragte es ihn.
»Er war gerade mal dreizehn, als ich ihn fand. Aber schon damals war es
schwer, ihn unter Kontrolle zu halten. Mit jedem neuen Zyklus steigerte sich
seine Aggressi- vität, sodass ich es schließlich für besser befand, ihn
einzusperren, damit er keinen Schaden anrichtet.« Zyklus meinte die Zeiten, die
zwischen den Verwandlungen lagen. Für gewöhnlich musste man sich einmal die
Woche verwandeln, um diesem Grundbedürfnis seines Körpers Genüge zu tun. Bei
jedem von ihnen konnte die Zeit dazwischen unterschiedlich ausfallen. So hatten
ihr Daniel und Miles das erklärt. Sinnvoller war es allerdings, damit nicht so
lange zu warten, um währenddessen die Natur des Wolfes besser unter Kontrolle
zu haben.
Laura fühlte sich bei den ganzen Erklärungen, die man ihr in den
vergangenen Tagen so bereitwillig geliefert hatte, wie in ihrem Studium. Man
setzte ihr einen immensen Berg an Theorien vor, ließ aber nichts über deren
Umsetzung in die Praxis verlauten, und so war sie jetzt zwar angefüllt mit
Informationen, konnte sich das alles aber immer noch nicht vorstellen. Es war
einfach zu abstrakt.
»Das klingt nicht wirklich angenehm«, kommentierte sie seine Worte und
sah, wie er gelassen die Schultern hob.
»Nein, aber ich konnte ihn einfach nicht vierundzwanzig Stunden lang im
Auge behalten.«
»Und jetzt? Nach dem Zustand des Raumes zu urteilen, ist er nicht
vollkommen ungenutzt«, wandte sie ein und sah ihn nicken.
»Hin und wieder findet er noch Verwendung.« Seine ausweichende Antwort
ließ sie fragend die Stirn runzeln. »Nicht jeder von uns hat sich immer so
unter
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