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Die Spur des Boesen

Die Spur des Boesen

Titel: Die Spur des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G.M. Ford
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Hölle oder nach Texas«, antwortete Corso.

11
    Die silbernen Strahlen des Mondes bohrten und stichelten, bis Corso endlich ein Auge öffnete. Er blinzelte mehrmals, dann blickte er mit zusammengekniffenen Augen zum Nachthimmel hinauf. Dort hing der große, alte Silbermond wie eine Münze über den gefrorenen Feldern und kahlen Bäumen, die die schmale zweispurige Straße säumten. Corso richtete sich auf dem Beifahrersitz auf. Streckte sich und stöhnte. Fuhr mit der Hand über sein Gesicht.
    »Wo sind wir?«, fragte er.
    »Bin mir nicht sicher«, antwortete Dougherty, ohne ihren Blick von der Straße abzuwenden. »Irgendwo in Iowa. Vor einer Stunde bin ich auf der Iowa 76 nach Süden abgebogen. Auf dem letzten Schild, das ich gesehen habe, stand, dass Cedar Rapids hundertfünfundsiebzig Kilometer entfernt ist.«
    Weiter vorne schwebte ein hell erleuchtetes Schild über den Baumwipfeln. Benzin. 1,24. Darüber in rotem Neon: FOD.
    »Ich muss pinkeln«, meldete sich Dougherty zu Wort.
    »Dann können wir gleich tanken, wenn wir schon halten.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Erst aufs Klo.«
    Der gefrorene Kies knirschte unter den Reifen und schnellte nach oben, als Dougherty den Wagen über den Parkplatz lenkte und zwischen betagten Pickups abstellte. Am anderen Ende stand eine Reihe Sattelschlepper. EARLS hieß die Rast-
    Stätte. Ohne Apostroph. Nur EARLS. Ein zehn Meter langer, stromlinienförmiger Bau, gebaut Ende der Fünfzigerjahre. Ganz aus Edelstahl. Kein Schnickschnack. Das Schild über dem Dach sagte alles: ESSEN.
    Das gelbe Licht aus dem Innern warf durch die Fenster ein trapezförmiges Muster auf den gefrorenen Boden. Corso zog die Tür auf und ließ Dougherty den Vortritt.
    Zwölf Hocker mit Stahlgestell auf der einen Seite. Fast alle besetzt. Sechs Tische mit Kunstledereckbänken. Fast alle leer. Hinter dem Tresen Pasteten in einem verspiegelten Schränkchen. Auf dem Schränkchen plärrte ein Schwarzweiß-Fernseher mit unscharfem Bild die Lokalnachrichten. Zwei alte Kellnerinnen und ein Kerl mit schmutziger Schürze hinter dem Tresen. Vielleicht zehn Gäste. Hauptsächlich Lastwagenfahrer. John-Deere-Mützen, Jeans, Flanellhemden. Typen mit dicken Bäuchen und platten Ärschen, weil sie achtzehn Stunden am Tag hinterm Steuer saßen. Als Corso und Dougherty in der Tür standen, humpelte ein Typ mit nicht erkennbarem Kinn an ihnen vorbei, ein Aushilfskellner, der mehrere Teller auf einem roten Plastiktablett balancierte.
    »Rein oder raus, Schätzchen. Draußen heizen wir nicht«, rief eine der Kellnerinnen. Corso stupste Dougherty, damit sie weiterging. Er trat hinter ihr ein und ließ die Tür zufallen. In der Luft hing der Gestank von Zigarettenqualm und ranzigem Fett.
    Corso legte eine Hand auf Doughertys Schulter und lenkte sie nach links zu den Toiletten. Auf halbem Weg rutschte er auf eine Bank. Mit dem Rücken zur Tür beobachtete er Dougherty, die durch einen Bogen hindurch nach links verschwand. Mit dem Türgriff in der Hand blieb sie stehen, sagte etwas zu jemandem, zögerte und trat schließlich ein.
    Eine Kellnerin tauchte neben ihm auf. Sie hatte ein Ge-
    sieht wie ein Schulranzen und Lücken zwischen ihren braunen Zähnen. Sahen aus wie Zaunpfähle. »Was darf 's sein?«
    Corso bestellte zwei Kaffee. Das Klappern von Besteck und das tiefe Brummen der Stimmen wurde nur vom Lautsprecher des Fernsehers übertönt: »... im Tal, klar und kalt, Höchsttemperatur minus sechs Grad, Tiefsttemperatur minus achtzehn Grad. Der Nationale Wetterdienst meldet...«
    Dougherty und der Kaffee kamen zwei Minuten später. Ihr Blick sagte ihm, dass etwas nicht stimmte. »Probleme?«
    Sie wartete, bis die Kellnerin gegangen war, dann beugte sie sich über den Tisch. »Da drin ist eine Frau. Sieht aus wie Scheiße. Und reihert wie eine Bekloppte.« Sie deutete mit der Hand nach hinten. »Und da drin gibt's keine Türen. Ich musste so dringend... aber die Tussi wollte einfach nicht verschwinden ... musste meine Hosen direkt vor ihr runterlassen.«
    »Ich nehme an, sie war von deinen Kunstwerken beeindruckt.«
    »Ich glaube, der Anblick von meinem Arsch hat sie ernüchtert.«
    Sie blickte auf ihre Kaffeetasse hinab. Runzelte die Stirn. Schaute Corso an.
    »Ich dachte, dass es hier bestimmt keinen doppelten, fett- freien Latte Macchiato mit Haselnussgeschmack gibt, also habe ich nur Kaffee bestellt«, meinte Corso.
    Sie zuckte resigniert mit den Schultern. Nahm einen Schluck. Schüttelte sich. »Das kann ich nicht

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