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Die Spur des Boesen

Die Spur des Boesen

Titel: Die Spur des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G.M. Ford
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tun haben. Du warst tierisch beleidigt, total zickig, und wolltest so schnell wie möglich zurück nach Seattle. Und auf einmal ...« Er schwieg.
    Dougherty hörte nicht zu, sondern packte ihre Ausrüstung ein. Zuckte hin und wieder zusammen, während sie mit ihren geschwollenen, roten Händen die Teile in die jeweiligen Hüllen und Taschen steckte. »Das war vorher... und jetzt ist jetzt«, sagte sie, als sie den Reißverschluss der kleinen Tasche zuzog. Dann schnappte sie sich beide Taschen und wandte sich zu Corso um. »Steh nicht einfach so mit offenem Mund rum, Frank. Mach die Tür auf. Ich gehe nach unten und lasse schon mal den Wagen an.«
    Corso rührte sich nicht. Sie schüttelte wütend den Kopf. »Versuch nicht herauszufinden, was dahinter steckt, Frank. Es mag an deinem Charme liegen. Das ist das, was Frauen so geheimnisvoll an dir finden. Jetzt mach die verdammte Tür auf.« Er zog die Tür auf und warf einen prüfenden Blick auf den Flur. Als er sich wieder zu Dougherty umdrehte und sie zum Gehen auffordern wollte, hatte sie sich schon an ihm vorbeigedrängt und marschierte den gewienerten Flur Richtung Fahrstühle entlang.
    Ihr Geruch schwebte noch über dem Bett, als Corso seine Tasche auf die Matratze fallen ließ und den Reißverschluss öffnete. Aus einem Innenfach zog er sein Mobiltelefon. Automatisch schaute er sich im Zimmer um, bevor er mit dem Daumen die Nummer wählte.
    Auf die ungewöhnlich vielen metallischen Klickgeräusche und elektronischen Vermittlungen war er vorbereitet, bevor eine menschliche Stimme das statische Rauschen unterbrach. »Dies ist keine gesicherte Verbindung.«
    »Ich weiß«, erwiderte er.
    »Über diese Nummer werden anschließend keine weiteren Gespräche angenommen.«
    »Ich weiß.«
    »Die Sendeeinheit muss stillgelegt werden.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Bitte geben Sie Ihre Zugangsnummer ein.«
    Das tat er. »Noch einmal«, verlangte die Stimme. Auch das tat er.
    Dreimal klick, dann eine andere Stimme. Diesmal weiblich. »Dies ist eine ungesicherte Verbindung.«
    »Ich weiß.«
    »Auf einer ungesicherten Verbindung können keine neuen Aufträge abgewickelt werden.«
    »Es ist ein alter Auftrag«, sagte Corso.
    Er hörte, wie etwas auf einer Tastatur getippt wurde. »Abrams, Arnold Jay. Alle im Einsatz.« Wieder wurde getippt. »Nichts.«
    »Nach zehn Monaten muss er sich immer noch um einen Fetzen Papier kümmern?«, fragte Corso.
    »Ja, Sir«, erwiderte sie. »Da das Ihr einziges laufendes Konto ist, wird die Verbindung jetzt...«
    »Hey, hey, hey«, sang Corso ins Telefon.
    »...beendet.«
    Er wartete, dass das Freizeichen erklang. Als er nur Stille hörte, fuhr er fort. »Ich weiß, das widerspricht den Regeln«, begann er, »aber ich habe ein Problem.« Am anderen Ende nichts als Schweigen. »Sissy Warwick. Sie müsste heute un-gefähr Mitte vierzig sein. Wohnte von 1973 bis 1987 in Avalon, Wisconsin. Danach verliert sich ihre Spur.«
    »Dies ist eine ungesicherte Verbindung. Ich werde mich mit meinem Vorgesetzten beraten müssen. Möchten Sie warten?«
    »Nein«, antwortete er. »Ich muss los.«
    Klick.
    Corso ging ins Badezimmer, legte das Handy auf den Klodeckel und hob mit beiden Händen die weiße Porzellanabdeckung vom Spülkasten ab. Altmodisches System mit Schwimmer und Hebel. Die Innenseite des Spülkastens war von braunen Ablagerungen überzogen. Corso legte den Deckel ins Waschbecken, griff zum Telefon und drückte zwei Tasten. Das Licht schaltete sich ein. Dann ließ er das Telefon in den Spülkasten fallen, schaute ihm nach, bis das Licht erlosch, bevor er den Deckel wieder auf den Kasten setzte und das Bad verließ.
    10
    Zwölf Uhr einundzwanzig. Corso beobachtete vom Fenster aus, wie die hintere Hälfte des Ford Expedition in eine graue Wolke gehüllt wurde. Die Scheiben waren beschlagen, so dass Dougherty im Wageninnern nur vage zu erkennen war. Eine Bewegung ließ seinen Kopf nach links schnellen. Zwei Blocks weiter überquerten Duckett und Caruth auf dem Rückweg von ihrem Mittagessen die Straße. Corso lächelte —Trask hatte Recht gehabt: Obwohl sie Mützen mit Ohrenklappen auf dem Kopf trugen, hatten sie auch ihre Cowboyhüte dabei. Nur für alle Fälle. Man kann ja nie wissen.
    Lächelnd zählte Corso in Gedanken. Wartete noch eineinhalb Minuten, bevor er zur Tür ging. Am Ende des langen Flurs standen im silbernen Schein der Schwesternstation zwei weiß gekleidete Krankenschwestern. Eine wedelte mit einem Klemmbrett aus Aluminium. Zog

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