Die Spur des Boesen
hier bleiben, wenn Sie möchten. Sobald Madison den Fall übernommen hat, sind Sie Geschichte, was die Ermittlungen betrifft. Ich war mit Paul Waymer auf der Akademie. Er ist in Madison der Special Agent in Charge, und erwird um nichts auf der Welt zulassen, dass Sie ihm bei seiner Arbeit über die Schulter schauen.« Er drückte die Schnallen seines Koffers zu und verdrehte die Rädchen des Zahlenschlosses.
Das Quietschen von Sheriff Trasks Schuhen war wieder zu hören. Sie brachte das Album der Familie Holmes und zwei Aktenordner mit, einen gelben und einen grünen. Sie lächelte immer noch. »Farbcodiert und so«, erklärte sie und ließ die Sachen vor Molina auf den Tisch fallen. »Wir sind hier vielleicht auf dem Land, aber wir haben unsere Sachen beisammen, jawohl.«
Molina schob das Album und die Ordner Fullmer und Dean hinüber. Sie machten sich immer noch Notizen, als sich Molina und Sheriff Trask zum Abschied die Hände schüttelten. Corso wartete und ließ die FBI-Leute und Dougherty vorausgehen. Als Dougherty einen Blick über die Schulter warf, um sicherzugehen, dass Corso ihr folgte, bedeutete er ihr weiterzugehen und hielt den »Nur-eine-Minute«-Finger hoch, bevor er sich Sheriff Trask zuwandte.
Sie sah ihn mit versteinertem Gesicht an. »Ja, Mr. Corso?«
»Die kleine Abmachung zwischen mir und Ihnen.«
»Es tut mir Leid, aber ich weiß nicht, wovon Sie reden«, wehrte sie ab.
Er achtete nicht darauf. »Unsere Vereinbarung war persönlich und wird es auch bleiben.«
Sie erhob sich. »Wenn Sie mich entschuldigen würden, ich stecke bis zum Hals in Arbeit.« Wieder quietschten ihre schwarzen Gummisohlen quer durchs Büro, als sie verschwand.
Zehn Sekunden später stand sie wieder in der Tür. Im grellen Deckenlicht wirkte sie abgehärmt und erschöpft, als sie in beide Richtungen des Flurs blickte. »Tut mir Leid, ich ste-he hier ziemlich unter Druck. Ich wusste nicht, was zum Teufel ich hätte tun sollen, wenn Sie rumerzählt hätten, dass ich Sie habe laufen lassen. Was den Stress angeht, kann es nicht schlimmer werden als jetzt. Clint Richardson verbringt mehr Zeit in meinem Büro als in seinem eigenen.« Sie schüttelte den Kopf. »Vor zwei Wochen habe ich mir Sorgen gemacht, was passiert, wenn ich die Wahl verliere, und jetzt würde ich den Job für einen Dollar hergeben.« Sie schob die Ordner vom Tisch. »Zeit für die Medienschelte.« Sie lächelte bitter. »Werden Sie noch eine Weile hier bleiben?«, fragte sie.
»Vielleicht ein paar Tage.«
»Ich frage, weil Clint Richardson der Tod seines Sohnes ziemlich schwer getroffen hat. Egal, was man sagt, er hat sich auf Sie eingeschossen. Er denkt, Sie hätten ein juristisches Schlupfloch gefunden. Clint ist ein guter Mensch, aber im Moment ist er nicht ganz bei Sinnen. Ich an Ihrer Stelle würde ihm aus dem Weg gehen.«
Corso bedankte sich für die Information. »Wir werden nicht lange hier bleiben. Ich vermute, das FBI-Büro in Madison wird nicht wirklich viel Energie in diesen alten Fall stecken. Sie werden nach dem Nächstliegenden suchen. Nach irgendwas, woraus sich schließen lässt, wohin die Frau von hier gegangen ist. Wenn sie gleich eine Spur finden, werden sie ihr folgen. Stellt die sich als Sackgasse heraus, werden sie den Fall umgehend an die Zentrale zurückgeben, die ihn wiederum an Sie zurückgibt. Sie sind dann diejenige, die es nicht geschafft hat, die Mordfälle zu lösen.«
»Sie haben wohl schon öfter mit dem FBI zusammengearbeitet.«
»Ein paar Mal«, gab Corso zu.
Sie fuhr mit der Hand durch ihr Haar. »Sie glauben wirk-lieh, dass all diese Mädchen — Sissy und ... wie hießen die kleinen Mädchen noch mal?«
»Leslie Louise de Groot und Mary Anne Moody.«
»Sie glauben wirklich, dass es immer dieselbe Person ist?«
»Ja.«
Sie schüttelte den Kopf. »Das ist wie in einem Science- Fiction-Film.« Sie hob die Hände und ließ sie wieder fallen. »Ich wollte von Ihnen doch nur einen kleinen Happen, den ich der Presse vorwerfen kann. Ich habe nicht nach einem weiteren Geheimnis gesucht.«
»Man muss vorsichtig damit sein, was man sich wünscht«, gab Corso zu bedenken.
Dem konnte sie nur zustimmen. Dann trat sie wieder in den Flur hinaus. »Kommen Sie«, forderte sie ihn auf. »Wir wollen doch unsere FBI-Freunde nicht warten lassen, oder?«
Gemeinsam verließen sie das Besprechungszimmer. Verabschiedeten sich vor ihrer Bürotür mit einem »Bis dann«.
In der Eingangshalle hatten Molina, Dean und Fullmer
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