Die Spur des Boesen
meinte der. »Ich komme gleich nach.«
Vorsichtig ging er über das Feld aus gefrorenen Wurzeln, während die anderen beiden in Richtung Veranda marschierten. »Ich bin Warren«, stellte sich der Kleine vor und reichte ihr die Hand, als sie die Treppe hinaufstiegen.
Als Dougherty durch die Tür trat, strömten die Bilder auf sie ein. Noch einmal hörte sie den pfeifenden Wind und spürte die eisige Kälte auf ihrer Haut. Die Erinnerung ließ sie erschaudern.
Das FBI war eingezogen. Links an der Wand stand eine Reihe von Tischen, die als Schreibtische dienten. Drei Agen-ten hackten auf ihre Laptops ein. Die Special Agents Fullmer und Dean saßen nebeneinander, ihre Mobiltelefone ans Ohr geklebt. Beide machten sich gleichzeitig Notizen. Ein halbes Dutzend Techniker krabbelte wie Ameisen über den Boden. In alle Richtungen rankten orange Stromkabel, über die man steigen musste.
Warren lieferte Dougherty in der Küche einer Frau mittleren Alters ab und verschwand wieder. Sie hieß Ciaire.
Als Warren zurückkam, wischte Dougherty immer noch Tinte von ihren Fingern. »Wir können auf den offiziellen Vergleich warten, aber ich kann jetzt schon sagen, dass sie nicht zu denjenigen auf dem Auslegpapier passen«, meldete Claire. Sie griff zu einer weißen Karte, auf der sie Doughertys Fingerabdrücke abgenommen hatte, und reichte sie Warren, der sie dicht vor sein Gesicht hielt und die Augen zusammenkniff. »Die Abdrücke auf dem Auslegpapier bestehen aus runden und spitzen Bögen«, erklärte Claire. »Die von Mrs. Dougherty aus Windungen und Doppelschleifen.«
Warren nickte. »Lass Billy ein paar Bilder von denen machen, die wir auf dem Auslegpapier gefunden haben, und schicke sie nach Washington. Mal sehen, was der Computer ausspuckt.«
Claire fächelte sich mit der Karte Luft zu, als sie auf die rückwärtige Veranda hinausging, kam jedoch schon eine Minute später mit einem Mann zurück, der Billy sein musste, ein Typ mit angehender Glatze und einem Gesicht, das von ständigem Ärger gezeichnet war. Er befestigte eine Nikon Digitalkamera auf einem kleinen Stativ, schob die Abdrücke einzeln unter die Linse und drückte auf den Auslöser.
Als er fertig war, stopfte er die Ausrüstung in seine Tasche zurück, zog die Speicherkarte aus der Kamera und ging ins
Wohnzimmer zu den Computern. »Wir sind hier fast fertig«, sagte Warren. »Auf einem Teil des Auslegpapiers, das wir draußen neben dem Kamin gefunden haben, gibt es verdammt gute Abdrücke einer rechten Hand. Der Kleber ist getrocknet, aber die Fingerabdrücke waren herrlich. Könnten auch von gestern sein.«
»Das Papier habe ich benutzt, um Feuer zu machen«, erklärte Dougherty. »Die Küchenschubladen waren damit ausgelegt.«
»Das haben wir uns gedacht«, bestätigte der Kleine. »Wenn es nicht Ihre sind — da hat Claire Recht: Es sind nicht Ihre —, dann stammen sie höchstwahrscheinlich von derjenigen Person, die die Schubladen ausgelegt hat, und das wird wohl die vermisste Mami getan haben.«
Er drehte sich zu Claire. »Ich glaube, wir sind hier fertig«, sagte er. »Alles, was wir gefunden haben, stimmt mit den Laborergebnissen überein. Wir können also zusammenpacken und uns auf den Weg ins Motel machen.«
Claire verdrehte die Augen. »Noch eine Nacht im Timber Inn«, stöhnte sie. »Bleib ruhig, mein freudig schlagendes Herz.«
»Bis Mittag sind wir wieder in Madison«, versuchte Warren sie aufzumuntern.
»Wenn uns das Essen nicht vorher umbringt«, zweifelte Claire und ging auf die Veranda hinaus.
Warren kniff die Augen zusammen, als er auf den mit Schnee bedeckten Hof hinausschaute. »Sie wurden irgendwo da hinten abgelegt«, sagte er.
»Abgelegt?«
»Das Labor vermutet, dass sie mindestens zweiundsiebzig Stunden tot waren, bevor sie in die Plastikplanen gewickelt wurden. Lagen da draußen, wahrscheinlich nackt.« Er blicktesich wie ein Kurzsichtiger in der Küche um. »Alles, was wir gefunden haben, unterstützt diese These.«
»Wie haben Sie das rausgefunden?«, erkundigte sich Dougherty.
»Larven«, erklärte er. »Sie haben eine Menge von den Dingern im dritten Larvenstadium im Darmausgang gefunden.«
»Im dritten Larvenstadium?«
»Genau. Jede Larve durchläuft in ihrer Entwicklung mehrere Stadien.«
Ihr angewiderter Gesichtsausdruck schien ihn zu ermutigen. »Also gut, das ist nicht ganz mein Metier, sondern eher das eines forensischen Entomologen, deswegen... na ja... tauche ich nicht so in die Details ein.« Er grinste.
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