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Die Spur des Boesen

Die Spur des Boesen

Titel: Die Spur des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G.M. Ford
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»Verzeihen Sie die Ausdrucksweise.« Und zwinkerte. »Wenn man also eine Leiche ins Freie legt, kommen zuallererst die Fliegen. Vor allem Schmeißfliegen und gewöhnliche Stubenfliegen. Sobald sie sich also auf die Leiche setzen, legen sie in alle zugänglichen natürlichen Körperöffnungen oder Wunden Unmengen von Eiern.«
    »Eier?«
    »Millionen«, antwortete er. »An dieser Stelle wird 's interessant. Je nach Temperatur und Art der beteiligten Fliegen brauchen die Eier zwischen fünfzehn und dreißig Stunden, bis was schlüpft. In den meisten Fällen so um die zwanzig Stunden. Aus den Eiern schlüpfen also die Larven im ersten Stadium.«
    »Aha.«
    »Also gut, nach dem Schlüpfen fangen sie sofort an, sich von dem sie umgebenden Gewebe zu ernähren, was natürlich heißt, dass sie wachsen. Und ziemlich schnell aus ihrer Kutikula herauswachsen.« Er machte eine Pause. »Die Lar-ven befinden sich in einer flexiblen Hülle. Die nennt man Kutikula. Sobald eine Larve also zu groß für ihre Kutikula wird, bildet sie eine neue und wirft die alte ab. Die meisten Larven tun das in ihrem Lebenszyklus drei Mal.«
    »Dann gibt's also drei Larvenstadien.«
    »Ganz genau. Das erste Larvenstadium ist normalerweise am kürzesten. Durchschnittlich sechs Stunden. Das zweite dauert dreiundzwanzig und das dritte ungefähr dreißig Stunden. Alles in allem liegt eine Leiche drei Tage rum, wenn man Larven im dritten Stadium findet. Wenn man sie im Darm findet, war die Leiche wahrscheinlich nackt. Es gibt leichtere Möglichkeiten, in eine Leiche zu krabbeln als durch eine Unterhose hindurch.« Er lächelte ihr schüchtern zu. »Habe ich schon erwähnt, dass die Leichen angezündet wurden? Nach Eintritt des Todes. Dann wurden sie wahrscheinlich wieder gelöscht, bevor sie verpackt wurden.«
    »Warum sollte jemand das tun?«
    Er machte ein »Wer-weiß«-Gesicht. »Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, die Leichen waren über und über mit Krabbelviechern bedeckt, und derjenige, der sie transportiert hat, wollte die Dinger loswerden. Oder... vielleicht hatte der- oder diejenige einfach nur Spaß daran, Sachen zu verbrennen. Wenn jemand das Familienalbum mit ins Grab legt, ist er meiner Meinung nach ziemlich unberechenbar. Das Feuer hat jedenfalls die Leichen nicht stark beschädigt, aber es hat die Larven abgetötet, bevor sie die Möglichkeiten hatten, ihre Arbeit zu Ende zu bringen. Das Plastik hat weitere Fliegen daran gehindert, Eier auf den Leichen abzulegen, so dass die Leichen nur da draußen in der Hütte herumlagen und mehr oder weniger mumifiziert wurden.«
    »Schon was rausgefunden, wie sie getötet wurden?«
    Er machte ein beleidigtes Gesicht. »Dazu muss man nunwirklich kein Genie sein«, meinte er. »Schädeltrauma. Mit was Scharfem. Einem Beil oder so was.« Er deutete zur Treppe. »Bekamen in ihren Betten eins übergebraten. Der Vater zuerst, dann die Kinder.«
    Sie wich zurück. »Sie wollen mich wohl veräppeln, oder?«
    »Ich schwör's«, beteuerte er. »Ist alles noch da.«
    »Sie wollen mir also erzählen... nach all den Jahren kommen sie her — an diesen völlig verlassenen Ort — und finden in nur wenigen Stunden heraus, wie die Leute gestorben sind und was mit ihnen anschließend passiert ist?«
    »Sie wollen Beweise sehen?«
    »Ja, klar«, sagte sie. »Wär' doch toll.«
    Er ging zu einem Haufen mit Polizeiausrüstung. Dort kramte er eine Weile herum, bis er eine schwarze Hüfttasche fand, die er sich umband. Ein weiterer Griff in den Haufen förderte eine gelbe Taschenlampe zu Tage. Diese schaltete er zur Probe ein, dann ging er auf die andere Seite der Küche.
    Oberhalb des Treppenzugangs löste er ein paar Schnüre, so dass ein Leinenvorhang sich herabsenkte. »Es muss dunkel sein«, klärte er sie auf.
    Er hielt den Vorhang zur Seite und ließ Dougherty hindurchgehen. Mit einer Hand auf ihrer Hüfte führte er sie die Treppe hinauf, bewegte sich zögernd hinter dem tanzenden Lichtkegel. Oben an der Treppe lenkte er sie nach rechts in ein leeres Zimmer, das nach vorne herausging, und beleuchtete mit der Taschenlampe die gegenüberliegende Wand. Bewegte den Strahl ein bisschen hin und her. »Das Bett muss genau da drüben gestanden haben«, erklärte er. »Der Göttergatte hat links, die Mami rechts geschlafen.«
    »Jetzt machen Sie aber mal halblang«, höhnte Dougherty.
    »Schauen Sie.« Er nahm sie an der Hand und zog sie weiter, streckte ihr die Taschenlampe hin. »Halten Sie mal.« Sienahm die Lampe.

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