Die Spur des Drachen
draußen wagten, um mit den Aufräumarbeiten zu beginnen. Stattdessen streiften Regierungstruppen durch die Stadt, um Plünderungen zu verhindern und vereinzelt umherirrende Rebellen aufzuscheuchen.
»Der jordanische Abgeordnete hat Ihnen von Latisse Matabus Plänen für die Vereinigten Staaten erzählt?«, fragte Ben. Er sprach laut genug, damit seine Stimme über das Geräusch der Motorsägen und das Hämmern hinweg zu hören war, die das Regierungsgebäude erfüllten. Handwerker beeilten sich, das Gebäude wieder in einen vorzeigbaren Zustand zu versetzen.
Kabbah nickte grimmig. Außer den bewaffneten Wachen, die zu beiden Seiten der Tür Wache hielten, waren sie alleine im Büro des Präsidenten, dessen Fenster vernagelt worden waren, sodass das Licht der Morgensonne nicht ins Innere fiel. Die Scheiben waren durch die Druckwellen der Explosionen in der Nacht zerstört worden.
»Ich darf Ihnen sagen«, meinte Kabbah, »dass ich das Werk des Schwarzen Todes mit eigenen Augen gesehen habe.«
»Dann wissen Sie sicher, warum Sie alle Kräfte mobilisieren müssen, um dafür zu sorgen, dass der Drache das Land nicht verlässt«, warf Danielle ein.
»Es ist leider zu spät, sie aufzuhalten«, erklärte Kabbah.
Er nickte einem der Wachsoldaten zu, der daraufhin die Tür öffnete und zwei Männern bedeutete, hereinzukommen. Der Erste trug einen Anzug, war perfekt frisiert, frisch rasiert und besaß das Aussehen eines erfolgreichen Geschäftsmanns. Der andere Mann, groß und schlank, trug eine Militäruniform, die an Knien und Ellbogen aufgerissen war. Um die Taille herum wiesen ein paar Stellen Schweiß- oder Blutflecken auf. Seine Augen waren blutunterlaufen und geschwollen, die Wangen aufgeschürft. Seine Nase schien gebrochen zu sein. Er bewegte sich zaghaft, als hätte er Angst davor, wohin sein nächster Schritt ihn führte.
»Darf ich Ihnen General Yancy Lananga vorstellen, den kommandierenden Offizier der Streitkräfte der Revolutionären Einheitsfront«, sagte Kabbah. »Stellvertretend für Latisse Matabu hat General Lananga sich bereit erklärt, als Verbindungsmann zu den Rebellen zu fungieren, um ein umfassendes Friedensabkommen auszuarbeiten. Dafür wird er mit einem wichtigen Amt in meinem Kabinett belohnt.« Kabbah wandte sich um und lächelte den gut gekleideten Mann neben Lananga an. »Ist es nicht so, Minister Sukahamin?«
»Jawohl, Sir.«
»Stimmen auch Sie mir zu, General?«
Lananga nickte, doch seine Augen blickten leer.
»Er hat mich außerdem darüber informiert, dass Latisse Matabu, der Drache, Sierra Leone verlassen hat, begleitet von zwei ihrer Soldaten, und zwar heute früh, nach Ihrer Flucht. Sie ist in Liberia eingetroffen, wo die Regierung Taylor die Rebellen von Anfang an unterstützt hat.« Wieder wandte Kabbah seine Aufmerksamkeit Lananga zu. »Wir können davon ausgehen, dass Matabu sich bereits auf dem Weg in die Vereinigten Staaten befindet, nicht wahr, General?«
Wieder nickte Lananga.
Kabbah hielt den Blick auf ihn gerichtet. »Der General war so freundlich, uns mitzuteilen, dass der Rest des Schwarzen Todes, der sich im Besitz des Drachen befindet, bereits von ihr verschickt worden ist. Der ursprüngliche Plan hatte vorgesehen, die Kisten aufzuteilen, um ihren Inhalt an strategisch wichtigen Punkten innerhalb des Landes freizusetzen. Das hat sich geändert, nicht wahr, General?«
Wieder ein Nicken.
»Offensichtlich«, fuhr Kabbah fort, »hatten die Russen detaillierte Pläne, was die Freisetzung des Schwarzen Todes betrifft, die Matabu nie bekommen hat. Ergibt das für Sie einen Sinn?«
Danielle nickte und dachte an die Pläne, die die letzte Lieferung des Schwarzen Todes begleitet hatten, und die sie sich in Sheik al-Akbars Garage in Beirut unter die Kleidung gesteckt hatte.
»Der General teilte mir mit, dass Matabu noch immer vorhat, ihren Plan auszuführen und dass der Schwarze Tod in die Vereinigten Staaten verschifft wurde, um per Lastkahn den Mississippi hinauf transportiert zu werden.«
»Ins Zentrum des Landes«, erklärte Ben.
Kabbah nickte. »So ist es. General Lananga sagte, dass Matabu die Kisten in St. Louis übernehmen will. Ist es nicht so, General?«
Wieder ein Nicken, bedächtig und emotionslos. General Lanangas Augen blickten leer.
»Haben Sie die amerikanische Regierung alarmiert?«, fragte Danielle den Präsidenten.
Kabbah runzelte die Stirn. »Sie sehen, in welchem Dilemma ich stecke. Die Probleme, die aus einer solchen Katastrophe resultieren,
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