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Die Spur des Drachen

Titel: Die Spur des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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ging dann weiter und begann schließlich:
    »Ich bin General Latisse Matabu, Führerin der Revolutionären Einheitsfront, Stimme des Volkes von Sierra Leone. Ich weiß, dass ihr alle von mir gehört habt. Die meisten von euch fürchten die RUF. Ihr habt vermutlich die Geschichten von unserer Unbarmherzigkeit und Gerissenheit gehört.«
    Sie blieb stehen und richtete ihre nächsten Worte an einen einbeinigen Mann, der sich auf behelfsmäßige Krücken stützte.
    »Wie manche von euch bezeugen können, stimmen diese Legenden. Sehr wahrscheinlich habe ich all die Dinge getan, von denen ihr gehört habt, doch nie ohne guten Grund. Viele der Gräueltaten, die man mir zur Last legt, wurden verübt, bevor ich die Revolutionäre Einheitsfront übernommen habe, die für euch kämpft.« Matabu schritt durch die Menge, die Hände lässig auf dem Rücken verschränkt. »Dennoch will Präsident Kabbahs Regierung euch glauben machen, ich sei eine Verbrecherin.«
    General Latisse Matabu blieb stehen. Ihre Miene wurde hart. Sie hielt den Blicken derer stand, an denen sie vorbeiging und sah, wie die Leute vor ihr zurückwichen.
    »Vielleicht haben sie Recht, und ich bin tatsächlich eine Verbrecherin. Aber wir befinden uns im Krieg, und euer Dorf steht an einem wichtigen Kreuzungspunkt zwischen den Occrabergen und den Festungen der RUF in Kono. Ich habe gehört, dass die Truppen der Regierung euer Dorf als Stützpunkt benutzt haben, um Aktionen gegen meine Truppen zu unternehmen. Ich habe außerdem gehört, dass sie eine Offensive planen, die aus eurem Dorf eine Festung machen würde.«
    Matabu zog einen Folienbeutel aus ihrer Jackentasche und hielt ihn hoch über den Kopf, damit alle Dorfbewohner ihn sehen konnten. »Das wurde vor zwei Tagen außerhalb von Katani gefunden. Ein Kautabakbeutel, noch frisch. Amerikanischer Kautabak.« Sie blieb unmittelbar vor einem zahnlosen alten Mann stehen. »Ist das deiner?«
    Der alte Mann schüttelte den Kopf.
    »Deiner?«, wollte sie von einem jüngeren Mann wissen.
    Auch der junge Mann schüttelte den Kopf.
    Eine Frau mit einem Baby im Arm wurde als Nächste gefragt. »Deiner?« Ohne eine Antwort abzuwarten, zog Matabu sich zurück. »Das dachte ich mir. Doch wenn der Tabak keinem hier im Dorf gehört, wem dann? Wer hat Whiskey getrunken aus den Flaschen, die wir zerbrochen in den Wäldern liegen sahen? Wer hat den Inhalt der Dosen gegessen, die meine Soldaten in den Sümpfen gefunden haben?«
    Matabu ging weiter und blieb vor einer Anzahl zu Tode verängstigter Dorfbewohner stehen. »Wart ihr das?«
    Sie erhielt keine Antwort, was sie nicht weiter überraschte.
    »Was soll ich glauben? Dass ein friedliches Dorf wie eures nicht nur meinen Feind beherbergt, sondern auch seinen eigenen? Eindringlinge von außerhalb, die des Teufels Arbeit für ihn tun sollen?«
    Ein befremdliches Lächeln huschte über ihr Gesicht, als würde sie an etwas denken, von dem sie allein wusste. »Vielleicht ist der Teufel gar kein so schlechter Kerl«, fuhr Latisse Matabu fort. »In vielen Teilen meines Landes kennt man mich unter einem anderen Namen: der Drache.«
    Sie blieb vor der Menge stehen. Ein paar Meter entfernt standen ihre Soldaten auf Posten. »Wenn meine Feinde das von mir denken, soll es so sein! Doch die Menschen dieses Dorfes müssen nicht meine Feinde sein. Wenn ihr meine Freunde seid, werdet ihr mir sagen, was ihr über die Soldaten wisst, denen ihr Unterschlupf gewährt habt. Ihre Waffen, ihre Stärke, ihre Bewegungen.« Sie trat in eine Pfütze braunes Wasser, das sich in einer Reifenspur gesammelt hatte. »Eure Straßen verraten mir, dass sie mit ihren Fahrzeugen darauf gefahren sind. Euer Farmland erzählt mir, dass ihre Stiefel euer Land zertreten haben. Die Revolutionäre Einheitsfront will nicht, dass ihr euch beteiligt. Wir wollen nur eure Kooperation, unser Land von einer Pest zu befreien, die ihm von den Vereinigten Staaten und den Vereinten Nationen aufgezwungen wurde. Nun, wie ist es mit euch? Wer will für euch sprechen?«
    Ein paar Dorfbewohner warfen sich Blicke zu, doch niemand machte den Mund auf.
    »Euer Schweigen bestätigt meinen Verdacht«, fuhr Latisse Matabu fort, »und diese Bestätigung bedeutet, dass euer Dorf bestraft werden muss, bis ich zufrieden gestellt bin. Das Dorf muss auf eine Weise bestraft werden, die es für immer zerstört. Also sprecht jetzt, oder bezahlt den Preis für euer Schweigen!«
    Immer noch sagte niemand ein Wort. Matabu schüttelte den Kopf und

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