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Die Spur des Drachen

Titel: Die Spur des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Ausdruck, der …«
    »… vorsätzlicher Mord bedeutet.«
    Davies klickte mit seinem Kugelschreiber.
    »Deshalb müssen wir den wahren Zweck für ihre Anwesenheit an einem Ort, an dem sie nichts verloren hatten, erklären«, sagte er.
    »Ich sage Ihnen doch, General Levy kann Ihnen alles bestätigen!«
    Davies schüttelte den Kopf. »Nein, kann er nicht.«
    »Aber Sie haben gesagt …«
    »Ich habe nicht zu Ende gesprochen, Pakad. General Levy ist vor sechs Monaten gestorben.«

10.
    Ben blickte auf die Kleidungsstücke, die auf dem Boden im Wohnzimmer seines kleinen Apartments in Jericho lagen. Säuberliche Stapel; die Bügelfalten perfekt, Unterhosen und Socken gefaltet. Es war die einzige Ordnung, die durchzusetzen Ben sich in der Lage fühlte.
    Sechs weitere Apartments waren in das Gebäude gezwängt worden, alle von Familien bewohnt. Er war die einzige Person, die allein lebte; wenn er näher darüber nachdachte, fiel ihm kein Palästinenser ein, der sein Heim nicht mit anderen teilte. Meist Familienmitglieder, manchmal Freunde, weil es günstiger war, immer öfter jedoch aus Notwendigkeit.
    Die Israelis rissen mehr und mehr Häuser ein und führten in immer mehr Städten Razzien durch auf der Suche nach verdächtigen Aufrührern; daher war eine ständig wachsende Anzahl von Palästinensern gezwungen, Unterschlupf bei Familien und Freunden zu suchen. Das Ergebnis war eine Gesellschaft, die zusammengedrängt und verängstigt in winzigen Nischen hockte. Die Kinder spielten nur noch selten draußen. Den paar Geschäften, die geöffnet blieben, fehlten die Kunden, die für Waren bezahlen konnten.
    Als Ben vor fast acht Jahren nach Palästina zurückgekehrt war, hatten die Dinge noch anders ausgesehen. Es hatte Hoffnung gegeben. Das erste Mal seit Generationen, vielleicht seit Menschengedenken, hatte das palästinensische Volk nach vorn blicken und eine Zukunft sehen können. Doch diese Zukunft hatte sich in eine Spirale der Gewalt aufgelöst, die kein Ende zu nehmen schien.
    Vor acht Jahren hatte Ben nach seiner Ankunft Wochen gebraucht, um den Entschluss zu fassen, seine Sachen auszupacken. Jetzt brauchte er ähnlich lange, seine paar Habseligkeiten zu packen, um zu gehen. Er verschob es immer wieder, genau wie den Anruf bei John Najarian in Detroit, um dessen Angebot anzunehmen, für seine private Sicherheitsfirma in den Staaten zu arbeiten. Doch Ben konnte jetzt nicht gehen – nicht, solange Danielle sich in einem israelischen Gefängnis befand. Also würden seine Kleidungsstücke in einer Art Zwischenstadium auf dem Boden und den Möbeln liegen bleiben, gefangen zwischen Kommen und Gehen.
    Nur Danielle hielt Ben noch in Palästina, trotz ihrer Entfremdung. Irgendwie konnte er den Gedanken nicht ertragen, eine halbe Welt von ihr entfernt zu sein. Alles andere war das Bleiben nicht wert. Es gab fast ausschließlich Feinde und nur sehr wenige Freunde, doch Colonel al-Asi machte dies mehr als wett.
    Obwohl der Colonel Ben vor seinen vielen Feinden schützen konnte – die Palästinenser vermochte er nicht zu bewegen, dass sie Ben akzeptierten. Angefangen mit denen, die einem Außenseiter niemals trauten, bis hin zu denen, die ihn wegen seines Wissens, seines Könnens und seiner unermüdlichen Bemühungen hassten, ihr Denken zu modernisieren. Palästina war kein Land für moderne Polizeiarbeit. Zwar gab es den Bedarf, nicht aber den Wunsch auf Seiten derer, die dafür zu sorgen hatten. Die palästinensische Polizei, hatte Ben herausgefunden, war untrennbar mit den Massen verbunden, aus denen sie hervorgegangen war. Viele Beamte patrouillierten nicht mehr durch die Straßen, sondern verübten stattdessen gewalttätige Überfälle auf eben diesen Straßen. In vielen Fällen benutzten sie dabei Gewehre, die von den Israelis beschafft worden waren.
    Und von der Detective Force, die Ben als elitär genug betrachtet hatte, sich über diese Auseinandersetzungen zu erheben, waren zu viele Rekruten wegen ihrer Fähigkeiten in die paramilitärische Tanzim oder zu Präsident Arafats Elitetruppe Force 17 gewechselt, oder sie waren zu Sicherheitsdiensten versetzt worden, die mehr Ansehen besaßen. Auch sie hatten ihre Waffen gegen Israel gerichtet anstatt gegen die Kriminellen in Palästina, die zu kontrollieren die Detective Force ins Leben gerufen worden war.
    Ben fühlte sich immer mehr ausgenutzt, ein Werkzeug der PR-Leute, die eine Zeit lang mit ihm gespielt hatten und ihn dann wegwarfen, als PR keine Bedeutung mehr

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